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Yannik Erhart, CEO der Universal Beach Hotels, auf der Anlage des Hotel Lido Park in Paguera. Bild: TN

«Seit Juni läuft es wie geschmiert»

Reto Suter

Yannik Erhart, CEO der Universal Beach Hotels, erlebt auf Mallorca eine intensive Zeit. Mit Travelnews spricht er über ärgerliche Bauverzögerungen und höchst erfreuliche Gästezahlen. Zudem verrät er seine Lieblingsorte auf der Insel.

Yannik Erhart sitzt im Universal Hotel Lido Park in Paguera entspannt in einem Couch-Sessel. Für das Gespräch mit Travelnews bestellt er sich einen Milchkaffee und ein stilles Wasser.

Erhart lebt seit zwölf Jahren auf Mallorca. Seit 2020 ist er CEO der Universal Beach Hotels. Die Gruppe betreibt 17 Hotels auf Mallorca und eine Anlage mit Luxus-Apartments auf Formentera. Erhart ist damit Herr über 4200 Betten und 800 Mitarbeitende. Mit seiner Frau Mirtha hat er drei Kinder im Alter von drei, sechs und acht Jahren.

Herr Erhart, Sie leben seit zwölf Jahren auf Mallorca. Welches ist für Sie der schönste Fleck auf der Insel?

Yannik Erhart: Puuh, das ist eine sehr schwierige Frage (lacht). Für mich persönlich stechen Sant Elm ganz im Westen und Canyamel im Nordosten heraus. Dort verbrachte ich als Kind sehr viel Zeit. Deshalb sind mir diese Gegenden besonders ans Herz gewachsen. Beide sind bis heute als Naturparadies erhalten geblieben.

Was macht die Faszination der Insel aus?

Mallorca ist in meinen Augen die vielseitigste aller Mittelmeerinseln. Sie bietet alles: schöne Strände, Berge, Party, Luxus – es ist für jeden und jede etwas mit dabei. Und das dürfte auch noch lange so bleiben.

«Häufig werden weniger, dafür grössere Zimmer gebaut»

Inwiefern hat sich Mallorca verändert, seit Sie hier auf der Insel leben?

Die Insel entwickelt sich seit einigen Jahren in eine ganz gute Richtung weiter – weg vom Massentourismus hin zu einem Reiseziel, an dem Qualität immer wichtiger wird. Diese Bestrebungen gibt es schon länger. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Die grossen Hotelblöcke sind nun mal da. Jeder Umbau, jede Renovation trägt aber dazu bei, dass sich die Insel nachhaltig entwickelt.

Was heisst das konkret?

Häufig werden weniger, dafür grössere Zimmer gebaut. Auch in der Gastronomie leben immer mehr Hoteliers nach dem Motto «Weniger ist mehr». Die Hotels kommen zunehmend weg von üppigen Buffets und All-inclusive-Paketen. Sie legen mehr Wert auf gute Qualität, beispielsweise mit A-la-Carte-Angeboten. Das alles trägt zur Nachhaltigkeit bei.

Sie wurden im Februar 2023 zum Unternehmer des Jahres auf den Balearen gekürt. War das in erster Linie eine schöne Anerkennung, oder hat es Ihnen auch neue Türen geöffnet?

Ich sehe die Auszeichnung nicht in erster Linie als mein Preis, sondern als Anerkennung für unser gesamtes Unternehmen. Wir sind in der dritten Generation seit 75 Jahren auf Mallorca und haben viel Pionierarbeit geleistet. Zudem ist es uns gelungen, die Corona-Pandemie relativ gut zu meistern. Deshalb sind auch viele andere Unternehmen und die Politik auf uns aufmerksam geworden. Insofern konnten wir durchaus spannende Kontakte knüpfen und neue Türen aufstossen.

Sehen Sie es als Vorteil, in einem Familienunternehmen zu arbeiten, oder kann es zuweilen auch eine Bürde sein?

Ich bin stolz auf meine Familiengeschichte und den Erfolg, den das Unternehmen nun schon seit drei Generationen hat. Eine Bürde wäre es dann, wenn sich die Familienmitglieder nicht auf eine gemeinsame Vision einigen könnten. Das ist bei uns glücklicherweise nicht der Fall. Mein Vater, meine Frau und ich ziehen alle am gleichen Strick in die gleiche Richtung. Ein grosser Vorteil sind die kurzen Entscheidungswege. Wenn wir eine Idee haben, können wir sie sehr schnell umsetzen.

«Im Frühling hatten wir eine etwas schwierigere Phase»

Die ersten acht Monate des Jahres, inklusive der Sommer-Hochsaison, sind durch. Wie fällt die bisherige Bilanz in den Universal Beach Hotels aus?

Es war ein bisschen ein Auf und Ab. Wir sind äusserst früh und ambitioniert in die Saison gestartet und hatten nach der Eröffnung im Februar eine sehr hohe Auslastung, unter anderem dank zahlreicher Sportreise-Gruppen, die auf Mallorca trainiert haben. Im Frühling hatten wir eine etwas schwierigere Phase wegen Bauverzögerungen bei Renovations-Projekten. Wir konnten zwei Hotels erst knapp zwei Monate später eröffnen als geplant. Dadurch mussten wir für die Gäste, die gebucht hatten, kurzfristig nach Alternativen suchen. Seit Juni läuft es wie geschmiert. Per Ende September haben wir eine Auslastung von über 90 Prozent. Auch für den Oktober ist der Buchungsstand sehr erfreulich.

Wie hat sich der Anteil der Schweiz Gäste entwickelt?

Enorm positiv. Die Buchungen über unseren Reiseveranstalter Universal Mallorca Ferien haben gegenüber dem Vorjahr rund 30 Prozent zugelegt. Was wir ebenfalls spüren: Die Leute buchen wieder früher und sind auch bereit, für einen guten Service etwas zu bezahlen.

Im Mittelmeer-Raum haben diesen Sommer einmal mehr Hitzewellen, Waldbrände und Wassermangel Schlagzeilen gemacht. Haben Sommerferien am Mittelmeer langfristig eine Zukunft?

Davon bin ich überzeugt. Zumindest, wenn ich von Mallorca spreche. Aber klar: Der Klimawandel betrifft uns alle. Hier stehen wir als renommierte Hotelkette zweifellos in der Verantwortung. Wir unternehmen viel, um unseren CO2-Ausstoss zu reduzieren.

Wo setzen Sie an?

Da gibt es eine ganze Reihe von Massnahmen. Sei es mit dem Einbau von modernen Heizungen oder der Installation von Solaranlagen, um eigenen Strom zu produzieren. Zudem haben wir Einweg-Plastik aus all unseren Betrieben verbannt und alle Hotels mit Gratis-Wasserspendern ausgerüstet. Sorgen bereitet mir, dass das Meer zunehmend wärmer wird. Das hat grosse Auswirkungen auf Flora und Fauna. Hier investieren wir in ein Naturschutzprojekt, um unseren Beitrag für eine nachhaltige Zukunft zu leisten.

Welche Pläne verfolgen Sie hinsichtlich des kommenden Jahres mit Ihren Hotels, wo sind Renovationen respektive Anpassungen vorgesehen?

Ganz oben auf der Prioritätenliste steht das Hotel Neptuno an der Playa de Palma, das wir vor einem knappen Jahr übernommen haben. Nach dem Kauf blieb nicht viel Zeit für Anpassungen. Deshalb planen wir dort für den Winter einen grösseren Umbau. Zudem gibt es Renovations-Projekte im Hotel Bikini in Cala Millor und im Luxushotel Grand León in der Colonia de Sant Jordi.

Das klingt nach einem vollen Terminplan. Haben Sie auch Gelegenheit, zwischendurch abzuschalten und etwas runterzufahren?

Während der Saison ist das nicht ganz einfach (lacht). Da drehen sich viele Gespräche, auch mit meiner Frau, um den Job. Richtig runterfahren können wir als Familie in den Ferien. Diesen Sommer waren wir eine Woche am Bodensee. Im Winter wollen wir wieder einmal etwas weiter verreisen. Zur Diskussion stehen Sri Lanka, Thailand und die Seychellen. Wir haben uns noch nicht definitiv festgelegt.