Here & There
«Dort habe ich jedes Sandkorn schon mindestens einmal umgedreht»
Reto SuterFrau Fischer, die Einstiegsfrage liegt auf der Hand: Welches ist der schönste Strand, an dem Sie je waren?
Anja Fischer: Mein absoluter Lieblingsort am Meer ist der Dueodde-Strand, ganz im Süden der dänischen Insel Bornholm. Dort habe ich jedes Sandkorn schon mindestens einmal umgedreht (lacht). Mir gefallen aber auch die anderen Strände der Insel. Toll finde ich, dass alle sehr unterschiedlich sind. Es ist ein optimaler Mix auf relativ kleinem Raum. Neben den Sandstränden gibt es auf Bornholm auch sehr schöne Kiesstrände.
Verbrachten Sie dort schon als Kind Ihre Ferien?
Nein, als Kind fuhr ich mit meinen Eltern immer an die Nordsee in den Niederlanden. Ich wuchs am Niederrhein im Nordwesten Deutschlands auf. Dort waren die Niederlande das naheliegendste Ziel für Badeferien im Sommer. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich immer kleine Krebse und Krabben gefangen habe. Meine prägendste Kindheitserinnerung an unsere Strandferien sind aber Pommes mit Mayo. Die habe ich immer heiss geliebt.
Sie sprechen das Essen an. Was gehört kulinarisch zu einem perfekten Strandtag?
(Schmunzelt) Pommes mit Mayo mag ich immer noch sehr gerne. Im Ernst: Entscheidend ist für mich das Ambiente. Ich war diesen Frühling auf Mallorca am Strand von Es Trenc. Dort hat von A bis Z alles gepasst. Der Strand und das Meer waren toll, und fast noch besser war die Strandbar Esperanza. Dort habe ich so gut gegessen wie wahrscheinlich noch gar nie in einem Strandrestaurant. Wobei: Es gab nicht nur fantastisches Essen, sondern auch sehr leckere Cocktails. Das Gesamterlebnis hat mich überzeugt.
«In Griechenland ist das Wasser am blausten»
Was zeichnet einen schönen Strand aus?
Natürlich spielen die Qualität von Sand und Meer eine grosse Rolle, Soweit ich das beurteilen kann, ist das Wasser in Griechenland am blausten. Eine pauschale Antwort, welcher Strand schöner und welcher weniger schön ist, kann ich aber nicht geben. Da spielen zu viele Faktoren mit rein. Ganz entscheidend ist, wann man einen Strand besucht. Ausserhalb der Hochsaison ist jeder Ort attraktiver, als wenn er komplett überfüllt ist.
Welches sind die besten Reisemonate in Europa, um einen Strand in seiner ganzen Blüte zu erleben?
Die idealsten Monate sind aus meiner Sicht der Mai und der September. Da ist deutlich weniger los als in der Hochsaison. Dennoch ist das Wasser an vielen Orten genug warm, um ein Bad im Meer zu nehmen. Im vergangenen Jahr hatte ich bereits im März ein tolles Erlebnis. Da war ich am Strand von Venedig. Er war fast wie ausgestorben. Ich konnte einen halben Tag lang ungestört die vielen schönen Muscheln dort bewundern. So etwas ist in der Hochsaison natürlich unvorstellbar.
Gibt es sonst noch wichtige Kriterien, wenn es darum geht, den perfekten Strand für sich zu finden?
Aus meiner Sicht spielt auch der Weg, der zum Strand führt, eine grosse Rolle. Wenn man einfach vom Parkplatz zwei Minuten zum Meer spaziert und dort seinen Sonnenschirm aufspannt und sein Tuch ausbreitet, hat das für mich wenig mit einem tollen Stranderlebnis zu tun. Ich liebe beispielsweise Holzstege, die Richtung Meer führen. Wenn man da entlang läuft, sieht man den Strand immer näher kommen – und die Vorfreude steigt.
«Zigarettenstummel am Strand machen mich wütend»
Welche Dinge vermiesen Ihnen den Aufenthalt am Strand?
Algen können sehr nervig sein. Diese Problematik hat sich durch die Klimaerwärmung deutlich verschärft. Und, was mich wütend macht: Wenn Leute am Strand Zigarettenstummel liegen lassen. Das ist für mich nicht nachvollziehbar.
Wir haben jetzt viel über tolle Stranderlebnisse gesprochen. Haben Sie am Meer auch mal einen absoluten Alptraum erlebt?
Ein richtiges Desaster erlebte ich am Strand glücklicherweise noch nie. Sehr schlechte Erinnerungen habe ich aber an einen Ausflug im vergangenen Jahr nach Sankt Peter-Ording an der Nordsee. Nicht wegen des Strandes an sich, der war sehr idyllisch. Allerdings wurden wir wurden von Insekten – ich weiss bis heute nicht, was es war – komplett zerstochen. Diese Episode zeigt eindrücklich: Manchmal ist der schönste Strand nur halb soviel wert, wenn das Drumherum nicht stimmt.
Zum Schluss: Gibt es einen Ort am Meer, an dem Sie noch nie waren, den Sie unbedingt noch sehen möchten?
Sehr gerne würde ich die Strände von Neuseeland erkunden. Viele von ihnen sind noch sehr naturbelassen. Ich denke, dort hätte ich eine wunderbare Zeit. Und dann geistert noch etwas anderes in meinem Kopf herum. Damit dürfte es wohl aber erst in meinem nächsten Leben klappen, wenn ich richtig viel Geld habe (lacht herzhaft). Mein Traum ist es, in den Hamptons im US-Bundesstaat New York zu wohnen – mit direktem Blick aufs Meer, Traumstränden und bestem Seafood.