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Tipps für unvergessliche Fahrrad-Ferien mit der ganzen Familie
Beat RüdtEine Fahrradtour über Wiesen und durch Wälder und Städtchen, fernab vom Fernverkehr – das ist eine der schönsten und nachhaltigsten Arten, eine Gegend zu entdecken. Doch funktionieren so auch Familienferien? Ds sind vier Tipps, die zum guten Gelingen beitragen.
1. Motivation für die ganze Familie
Jeden Tag mit dem Velo unterwegs? Das tönt erstmal anstrengend. Aber nebst dem Radfahren gibt es viele andere Abenteuer, die man in den Vordergrund stellen kann. Zum Beispiel jeden Tag neue Spielplätze entdecken. Jeden Abend an einem neuen Ort übernachten. So viele Schwimmbäder wie möglich kennenlernen. Oder aber man legt eine Grosses Ziel fest: die Fahrt ans Meer, die Schweizer Seen entdecken, einer Fahrt durch vier Länder planen. Das Radfahren wird so zum Mittel zum Zweck statt zum Hauptinhalt der Ferien – und am Ende jedes Tages winkt ein spannendes Ziel.
2. Passende Routen finden
Wer in der Schweiz unterwegs sein will, kann sich an den offiziellen Velorouten von Schweiz Mobil orientieren. Das Netz führt über weite Strecken über gut gesicherte, separate Velowege und ist deshalb auch für die Tour mit kleineren Kindern geeignet. Alle Strecken finden Sie in der Sektion «Veloland» auf Schweiz Mobil https://www.schweizmobil.ch/de/veloland.html.
Für Reisen im europäischen Ausland gibt es unter anderem die Routen von Eurovelo https://de.eurovelo.com. Viele Strecken sind bereits sehr gut ausgebaut (zum Beispiel der Rhone-Radweg Eurovelo 17), andere sind zwar geplant, aber noch nicht vollständig signalisiert. Es lohnt sich, die Strecken vor dem Start genau anzuschauen und nach Erfahrungsberichten im Web zu suchen.
Die gewünschte Strecke muss dann in Tagesabschnitte eingeteilt werden, die für die ganze Familie zu bewältigen sind. Kleinere Kinder schaffen mit einem Fahrrad ohne Gangschaltung 15 bis 20 Kilometer pro Tag, wenn die Route keine grossen Steigungen enthält. Sind sie bereits mit einem Fahrrad mit Gangschaltung unterwegs, sind 25 bis 30 Kilometer möglich. Es lohnt sich, den Tag in eine Etappe am Vormittag und eine am Nachmittag zu unterteilen.
Jedes Familienmitglied sollte über ein fahrtaugliches Fahrrad mit einem Gepäckträger verfügen. Dort werden die Seitentaschen mit den Ersatzkleidern und dem Necessaire verstaut und auch der Proviant. Schlafsack und Mätteli werden bei Bedarf wasserdicht verpackt auf den Gepäckträger geklemmt. Für Getränke sollte ein Trinkflaschenhalter montiert werden. Ebenfalls empfehlenswert ist eine Lenkertasche, in der Wertsachen transportiert werden. Bei einem Zwischenhalt kann man diese auf sich tragen, ohne dass man die schweren Seitentaschen abnehmen muss.
Kinder, die noch nicht selbst fahren, fühlen sich in einem Veloanhänger am wohlsten (und der bietet gleich noch zusätzlichen Stauraum). Für Kinder, die noch nicht die ganze Strecke selber pedalen mögen, bietet sich eine Follow-Me-Tandemkupplung an, mit der das Kindervelo schnell an eine Erwachsenenvelo angehängt werden kann.
Tipp: Auch die Kleinsten fahren mal gerne kurze Strecken selbst: Treträder wie Like-a-Bikes kann man mit einem Gummizug auf den Veloanhänger packen.
3. Das packen Sie ein
Weil man mit dem Fahrrad nicht beliebig viel Gepäck transportieren kann, muss man sich auf das Wesentliche konzentrieren.
Hier einige Tipps: Packen Sie Unterwäsche und Shirts für fünf Tage ein. Sie werden Unterwegs Möglichkeiten finden, die gebrauchten Kleidungsstücke zu waschen. Mit Regenjacke, Regenhose und einem Faserpelz oder Windstopper sind sie bei jedem Wetter auf der sicheren Seite. Crocs oder Flipflops als Zweitschuhe einpacken. Ein Ersatzschlauch pro Radgrösse und ein kleines Veloflickset hilft bei den meisten Pannen. Badehose und Badetuch nicht vergessen. Taschenmesser und zwei Tupperware für Zwischenverpflegung, weiters Essgeschirr und Kocher bei Bedarf.
4. Hier übernachten Sie
Hotel, Jugendherberge, Schlafen im Stroh oder Zeltplatz? Für die Wahl der Übernachtungsorte spielen viele Faktoren eine Rolle, darunter das Budget, die Jahreszeit (und das Wetter) und natürlich der Komfort.
In der Schweiz bieten sich Jugendherbergen https://www.youthhostel.ch/de und Schlafen im Stroh https://www.myfarm.ch/de/schlafen-im-stroh besonders an. Dank dichtem Netz ist es auf vielen Routen möglich, Unterkünfte in passendem Abstand zueinander zu finden. Beide Varianten eigenen sich besonders für Familien, weil Kinder willkommen sind und es Spiel- und Unterhaltungsmöglichkeiten gibt. Zudem werden Frühstück und Nachtessen in unkompliziertem Ambiente angeboten und auf Anfrage ist meist auch das Bereitstellen eines Lunchpaketes möglich.
Wer seine Route nicht bis ins Detail planen möchte ergänzt seine Ausrüstung mit Zelt, Schlafsack und Mätteli. Viele Zeltplätze verfügen über einen als «Zeltwiese» bezeichneten Bereich, auf dem kleine Zelte (bis 1,60 m hoch, eine Schlafkammer) auch ohne Voranmeldung für eine Nacht aufgestellt werden dürfen. Wird die Ausrüstung noch um Kochgeschirr und Lebensmittel ergänzt, empfiehlt es sich einen zusätzlichen Anhänger für das Material mitzunehmen. Dort hat dann auch ein Wurfzeltplatz, das schnell auf- und wieder abgebaut ist.
Anreisen mit dem Zug: Fahrräder, Anhänger, Gepäck – und dann noch Kinder: Das Potential für ein Drama auf dem Bahnsteig ist gross. Das muss aber nicht sein.
Wählen Sie falls möglich Abfahrtsorte, die Endstationen der Zugverbindung sind (was zumindest für das Ende der Radtour in der Regel ohne weiters möglich ist). So haben Sie mehr Zeit zum einsteigen.
Reisen Sie ohne Gepäck (oder zumindest ohne Fahrrad). Für den Transport eines Velos von Bahnhof zu Bahnhof verrechnen die SBB 20 Franken. Die Fahrräder müssen zwei Tage vor der Abholung aufgegeben werden.
Und noch ein Zusatztipp für Reisen über Zürich: Wenn möglich empfiehlt es sich, statt am Hauptbahnhof in Zürich Flughafen umzusteigen. Prüfe Sie, ob der Anschlusszug vom gleichen Gleis aus fährt und sparen Sie sich den Weg durch den weitläufigen Zürcher Hauptbahnhof.