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Ausgedehnte Sand- und Geröllwüsten, einsame Küsten, von denen es rund 3000 Kilometer gibt, zerklüftete Berge mit grünen Wadis und schroffen Canyons verleihen Oman eine urtümliche Anmutung. Bild: AKV

Wadis, Wüsten, Weihrauch – und 3000 Kilometer Küste

Artur K. Vogel

Fünftausend Jahre Geschichte, Tradition und Moderne, Strände, Berge, Schluchten, Wüsten: Am Donnerstag hat sich das faszinierende orientalische Reiseland Oman im Hotel Widder in Zürich vorgestellt.

Wer die arabische Welt noch nicht kennt, für den ist das Sultanat (oder Königreich) Oman ein ideales Einfallstor: Das Land von der Fläche Italiens, mit rund fünf Millionen Einwohnern relativ dünn besiedelt, ist äusserst abwechslungsreich. Zudem gehört es zu den sichersten Destinationen der Welt. Frauen können unbehelligt reisen. Es gibt sehr wenig Kriminalität und keinen islamistischen Extremismus. Und der Oman hält sich aus regionalen Konflikten konsequent heraus, wie sie beispielsweise im westlichen Nachbarland Jemen toben.

Mehr als drei Millionen internationale Besucher, die im Schnitt knapp zwei Wochen blieben, verzeichnete der Oman im Jahr 2019, dem letzten Jahr vor Covid. Das waren dreimal mehr als zehn Jahre zuvor. Nach einem drastischen Einbruch dürften es dieses Jahr wieder annähernd so viele sein. Doch ihre Zahl soll sich signifikant erhöhen: Der Oman plant einen massiven Investitionsschub in den Tourismus. Das erläuterte Azzan Qassim Al Busaidi, Unterstaatssekretär für Tourismus im Ministerium für Kulturerbe und Tourismus am Donnerstag an zwei parallelen Veranstaltungen im Hotel «Widder» in Zürich.

Dort waren einerseits eine Reihe von Reisejournalistinnen und Journalisten zu einem Pressefrühstück geladen, anderseits 30 Reisebüro- und Tourismusfachleute zu einem Workshop mit omanischen Anbietern, etwa dem nationalen Carrier Oman Air. Auch der omanische Botschafter in der Schweiz, Mahmoud Al Hasani, war anwesend sowie der Bankmanager Hani Al Zubair als Vorsitzender der Oman Schweiz Friendship Association.

Bis 2025 sollen rund fünf Milliarden Franken in 360 Projekte investiert werden. Dabei geht es unter anderem um einen Ausbau des Hotel-Angebotes, wobei Ketten wie Shangri-La, Intercontinental, Sheraton, Chedi, Six Senses, Anantara oder Ritz-Carlton bereits präsent sind. Zudem wurde soeben ein modernes Museum «Oman Across the Ages» («Oman im Lauf der Zeit») eröffnet. Im Entstehen ist ein botanischer Garten nahe Maskat, der den grossen, natürlichen Reichtum des Landes abbilden wird und 2024 aufgehen soll.

In der Schweiz gilt der Oman bisher noch beinahe als Geheimtipp: 19'000 Landsleute besuchten 2022 das Land, etwas weniger als vor Covid. Doch die Zahlen ziehen an: Von Januar bis April dieses Jahres zählte der Oman mehr als 7000 Einreisen aus der Schweiz; damit sind die rund 8000 in der gleichen Periode 2019 beinahe wieder erreicht.

Von uralt bis hypermodern

Wer nach siebenstündigem Flug aus Zürich in Maskat ankommt, muss zuerst ein paar romantische Vorstellungen revidieren: Die Hauptstadt des Oman ist grösstenteils in den letzten Jahrzehnten entstanden und geprägt von modernen Stadtvierteln, erschlossen mit mehrspurigen Hochstrassen. Zwar dominieren zwei 500 Jahre alte Forts die Bucht von Alt-Maskat. Doch können sie nicht besichtigt werden, weil das Militär sie noch immer benutzt.

Orientalisches Flair findet man hingegen im weitläufigen Suq im Stadtteil Mattrah. Viele Touristen kaufen hier ein, was die drei Weisen aus dem Morgenland laut dem Matthäus-Evangelium vor gut zweitausend Jahren dem Jesuskind zum Geschenk machten: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Die letzteren sind getrocknete Baumharze, die Wohlgerüche verströmen, wenn man sie verglühen lässt.

Dass Maskat eine moderne Stadt ist, erfüllt die Omani mit Stolz. Immer wieder wird die Geschichte des Sultans Qabus bin Said Al Said erzählt. Dieser, in Grossbritannien zum Offizier ausgebildet, putschte 1970, gerade 30 Jahre alt, gegen seinen Vater und regierte das Land danach fast 50 Jahre lang bis zu seinem Tod Anfang 2020.

Rasante Entwicklung

Als Qabus den Thron bestieg, gab es im mausarmen, von der Welt abgeschotteten Land nur zwei Schulen und zwei Spitäler sowie sieben Kilometer asphaltierte Strasse. Die Provinz Dhofar im Süden befand sich unter der Herrschaft einer Volksfront. In anderen Regionen erhoben sich geistliche Herrscher gegen die Zentralmacht. Dem jungen Sultan gelang es, das Land zu befrieden. Seit Jahrzehnten ist der Oman sicher und stabil – Voraussetzung für die rasante Entwicklung, die er seither erlebt.

Sultan Qabus hat sich in Prunkbauten verewigen lassen. In Maskat kann die nach ihm benannte Moschee besichtigt werden, ein vor zwanzig Jahren fertig gestelltes, monumentales Bauwerk, im Innern mit Edelhölzern und italienischem Marmor ausgeschlagen. Unter der Kuppel hängt der grösste Lüster der Welt, acht Tonnen schwer. Und der Gebetsteppich aus dem Iran ist 70 Mal 61 Meter gross und besteht aus 1.7 Milliarden handgeknüpften Knoten. Auch Maskats prachtvolles Opernhaus trägt den Namen des verblichenen Herrschers.

Der Oman ist allerdings kein «modernes» Land im engeren Sinn. Zwar leben die meisten Omani in Städten. Doch in jedem Dorf und jedem Stadtteil stehen Moscheen. Der Islam diktiert vor allem in ländlichen Gebieten Alltag und Gesinnung; das führt zu einem Spannungsverhältnis zwischen Aufbruch und Tradition.

Einsame Küsten, von denen es rund 3000 Kilometer gibt, ausgedehnte Sand- und Geröllwüsten, zerklüftete Berge mit grünen Wadis und schroffen Canyons an ihren Flanken verleihen dem Land eine urtümliche Anmutung. Festungs- und Prunkbauten wie das Schloss in der früheren Hauptstadt Nizwa, die ehemalge Residenz eines geistlichen Oberhauptes in Jabreen nahe Nizwa oder Fort Nakhl, 120 km westlich von Maskat inmitten von Palmengärten, erinnern an frühere Jahrhunderte. Damals betrieb der Oman Handel mit China, Indien und Afrika und kolonisierte Teile Ostafrikas mit der Insel Sansibar.

Das faszinierende Land kann problemlos allein oder in Gruppen bereist werden. Neben internationalen Luxushotels rund um Maskat, auf dem 2000 Meter hohen Jabal al-Akhdar und im Süden um die Stadt Salalah gibt es auch Zeltsiedlungen in den Wüsten und immer mehr Gästehäuser in traditionellen Ortschaften. Wer es besonders abenteuerlich mag, mietet in Maskat oder Salalah einen Geländewagen mit Dachzelt und macht sich auf den Weg: Wildes Campen ist fast überall erlaubt, und Begegnungen mit interessierten, freundlichen Einheimischen sind garantiert.

Weitere Infos:

Ab Zürich bieten Oman Air und Edelweiss Nonstop-Flüge nach Maskat an:

Anbieter von Oman-Reisen:

Das Einreisevisum kann unter diesem Link eingeholt werden. Schweizer brauchen aktuell bis zu einem Aufenthalt von 14 Tagen kein Visum (respektive erhalten dieses direkt bei der Passkontrolle).