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Horta auf der Azoren-Insel Faial ist ein guter Ausgangshafen für Walbeobachtungen. Alle Bilder: Edelweiss / Loren Bedeli

Island Hopping im europäischen Hawaii

Aus dem Feuer geboren und zum immergrünen Naturwunder gewachsen: Die Azoren halten so manche Überraschung bereit. Wo sich Wale Zuhause fühlen und Flora und Fauna faszinieren.

Zwischen Europa und Nordamerika, 4,5 Flugstunden von Zürich und 1500 Kilometer vom Festland Portugal entfernt, ragen die neun Azoreninseln als grüne Spitzen riesiger Unterwasservulkane aus dem tiefblauen Ozean. An der Schnittstelle der europäischen, amerikanischen und afrikanischen tektonischen Platte zeigen sich nicht nur die Kräfte, sondern auch die Wunder der Natur.

Verteilt auf dem Insel-Archipel finden sich unzählige heisse Quellen, reissende Wasserfälle, tiefe Kraterseen und Grotten aus erstarrtem Lava. Unterwegs mit dem Schiff oder Inlandsflügen der azorschen Airline Sata Air können Entdecker:innen unkompliziert von einer Insel zur nächsten reisen und die Vielfalt des UNESCO-Welterbes erforschen.

Saõ Miguel: Das Eldorado für Wander- und Wellnessfans

Wer von der Schweiz auf die Azoren fliegt, kommt auf der Hauptinsel und zugleich grössten der neun Inseln an. Auf São Miguel brennt sich der Kontrast zwischen den grün leuchtenden Wiesen und dem tiefblauen Atlantik sofort ins Gedächtnis.

Hotels wie das Caloura Hotel Resort oder das Senhora da Rosa haben sich auf Nachhaltigkeit und Wellness spezialisiert. Auch in der Natur finden sich zahlreiche natürliche Meerwasserpools zum Baden. Die thermischen Bäder im Caldeira Velha Environmental Interpretation Centre oder dem Terra Nostra Park sorgen auch in der Nebensaison mit 35 bis 40 Grad für Entspannungsmomente. Sollte das Wasser eine bräunliche Farbe haben, liegt es am Eisengehalt – eine Wohltat für die Haut. Eine Genuss für die Seele bietet ausserdem eine Tasse Tee bei einem Besuch der Teeplantage Chá Gorreana.

Siete Cidades auf São Miguel.

Für Wanderfans ist die Sete Cidades im Westen der Insel ein Must. Hier teilt sich der See in die tiefblaue Lagoa Azul und die graue Lagoa Verde. Insgesamt befinden sich 30 Seen auf Saõ Miguel. Eine Bootsfahrt zur Kraterinsel Vila vor Vila Franca do Campo sollte ebenfalls auf die To-Do-Liste. Naschkatzen sollten im Städtchen das Café Queijadas do Morgado besuchen. Auch feinste Fleisch- und Fischspezialitäten sind überall zu finden. In der Bar Caloura gibt es ausschliesslich das, was am Tag gefangen wurde.

Wale beobachten auf Faial

Eine halbe Flugstunde entfernt wartet die nächste Insel darauf, entdeckt zu werden. Dank der kleinen Flughäfen auf den Azoren mit zwei bis vier Gates wird das Island Hopping zum Spaziergang. Im Städtchen Horta ist das Seglerflair in den Restaurants und dem Hafen zu spüren. So etwa im Genuino Restaurant oder dem Peter Café Sport. Hier hängen zahlreiche Flaggen von Seglern, die in Faial geankert sind.

Wer auf einem Tagesausflug die Insel entdecken möchte, sollte einen Stopp beim Capelinhos Volcano Interpretation Center einlegen. Nicht nur das schwarze Vulkangestein vor dem blauen Ozean ist hier ein Spektakel. Dieser Teil der Insel entstand 1957 nach einem Vulkanausbruch. Im Museum mit einem eindrücklichen Leuchtturm wird die Geschichte zur Entstehung der Inseln aufgearbeitet.

Der Capelinhos Vulkan auf Faial.

Im Hafen von Horta steht ein Top-Gesprächsthema auf der Tagesordnung: Bis zu 30 Arten der grössten Meeresbewohner der Welt können hier beobachtet werden. Norberto Serpa (66) bietet seit 30 Jahren Whale Watching Ausflüge an und weiss, wo sich die Meeresriesen aufhalten. Vor allem im April und Mai stehen die Chancen gut, Pott- oder sogar Blauwale zu sichten. Sie folgen dem nährstoffreichen Golfstrom nach Norden. Pottwale halten sich etwa 10 Minuten an der Wasseroberfläche auf, bevor sie bis zu einer Stunde wieder in die Tiefen des Ozeans abtauchen. Nicht umsonst zählen die Azoren zu einem der besten Orte der Welt für die Walbeobachtung.

Die Azoren eignen sich sehr gut für Walbeobachtungen.

Nach zwei Tagen auf Faial ist es Zeit für die nächste Insel. Serra do Pico, der grösste Berg von Portugal auf der gleichnamigen Insel, ist bereits vom Hotel Horta aus zu sehen. Mit dem Schiff dauert es 30 Minuten von Horta nach Madalena auf Pico.

Pico: Die exotische Insel des Weins

Pico ist mit «erst» 300’000 Jahren die jüngste der Azoreninseln. Daher gibt es hier keine Sandstrände, sondern ausschliesslich felsige Küsten. Doch auch hier gibt es Badestellen und Seen, die zu einer Abkühlung einladen. Die überschaubare Insel lässt sich gut mit dem Auto oder auf dem Mountainbike erkunden. Dabei entdecken Besucherinnen und Besucher spektakuläre Lavastein-Formationen, wie sie in Lajido and Cachorro zu finden sind.

Kleine Lavasteinmauern zieren die Landschaft von Pico an vielen Orten. Was auf den ersten Blick an Grenzmauern erinnert, entpuppt sich als raffinierte Weinbautechnik. Die Lavasteine schützen die Weinreben am Boden vor Wind und geben Wärme ab. Weinliebhaber:innen sind auf Pico genau richtig. Fine Dining mit Weinbegleitung oder ein Tasting empfiehlt sich auf der Wine Company von António Maçanita. Mit Sicht auf den Ozean jagt beim modernen Tasting Menü am Küchentisch ein kulinarisches Highlight das nächste.

Wo auch immer man sich auf Pico befindet, der São Roque do Pico bleibt im Blick. Wanderfans haben die Wahl zwischen zahlreichen Routen in der Umgebung des Berges mit dem Lagoa do Capitão, in dem sich der Berg bei gutem Wetter spiegelt. Unterkünfte wie das unkomplizierte Aldeia da Fonte oder die luxuriösen Lava Homes tragen zum tropischen Inselfeeling bei. Mit etwas Glück lässt sich der ein oder andere Regenbogen entdecken.

Kleine Lavasteinmauern zieren die Landschaft von Pico.

Das Hawaii-Feeling lässt sich auch in Europa finden. Auf den Azoren kommen Kulinarik-, Abenteuer-, Wellness- und Naturliebhaberinnen und -liebhaber auf einen Nenner. Von April bis November kann das noch unberührte Inselparadies entdeckt werden.

(EZI)