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Die polnische Stadt Krakau gehört zu den beliebtesten Reisezielen in Osteuropa. Bild: Adobe Stock

Polnische Charme-Offensive in der Schweiz

Reto Suter

Städtetrips nach Krakau oder Warschau sind bei Schweizer Reisenden schon länger beliebt. Dabei soll es nicht bleiben. Polens Tourismusbranche wirbt mit Angeboten abseits der grossen Zentren – Naturerlebnisse und Aktivferien sollen neue Gäste ins Land locken. Ein Problem bleiben die fehlenden Direktflüge in die fünftgrösste Stadt Posen.

Marcin Plachno.

Knapp 130'000 Übernachtungen von Schweizer Gästen zählte Polen 2019 - dem letzten Jahr, aus dem verlässliche Zahlen zu den Logiernächten vorliegen. «Ich hoffe sehr, dass wir diese Zahl schon bald nach oben bringen», sagt Marcin Plachno. Er ist seit rund anderthalb Jahren Direktor des Polnischen Fremdenverkehrsamts in Wien, das auch für die Schweiz zuständig ist. Plachno, der als Koordinator an der Fussball-Europameisterschaft 2008 schon früher Berührungspunkte mit der Schweiz hatte, will das touristische Polen neu positionieren.

«Wir sind sehr schnell im Stande, gegenüber Fremden das Herz zu öffnen.»

An der Fespo in den Zürcher Messehallen bekam er dabei Unterstützung von Iwona Kozlowska, der polnischen Botschafterin in der Schweiz. «Was Polen in allererster Linie attraktiv macht, sind die Menschen», sagt sie im exklusiven Gespräch mit Travelnews. «Wir sind sehr zukunftsorientiert und weltoffen.» Die polnische Kultur sei von Gastfreundschaft und Herzlichkeit geprägt. Das zeige aktuell gerade der Umgang mit den Flüchtlingen aus der Ukraine. «Wir sind sehr schnell im Stande, gegenüber Fremden unser Herz zu öffnen», so die Botschafterin. Sie wünsche sich, dass Polen als Reiseziel noch präsenter wird.

Iwona Kozlowska, polnische Botschafterin in der Schweiz (links), weibelte an der Fespo für das Reiseland Polen. Bild: TN

Die aktuelle Kampagne «Poland Soul Travel» soll den Weg ebnen für eine erfolgreiche touristische Zukunft in Polen. Die PR-Offensive hat drei Hauptziele: Sie will die Einzigartigkeit Polens anpreisen, die breite Angebotspalette von Aktivferien aufzeigen und nicht zuletzt Individualreisen fördern. «Wir möchten den Anteil der Reisegruppen, die im Bus kommen, reduzieren und dafür verstärkt den einzelnen Touristen ins Zentrum stellen», sagt Tourismusdirektor Plachno. Er nimmt dabei konkret Bezug auf Österreich. Von den rund 400'000 österreichischen Gästen, die 2019 nach Polen gereist sind, kamen zwei Drittel mit dem Bus - viele davon in Gruppen.

Fünf Regionen, die zu Ferien in Polen einladen sollen, stehen bei der Kampagne im Fokus: die Sudeten, die Niederen Beskiden, Podlachien, die Kaschubei und Oberschlesien. Bilder von weitläufigen Hügellandschaften, farbenprächtigen Wäldern und idyllischen Gewässern zielen darauf ab, individuell reisende Gäste anzulocken. Dazu preisen Polens Touristiker mit Schnappschüssen von Windsurfern auf der Ostsee, Kanufahrten in Podlachien (ganz im Osten) und Langlaufloipen in den Sudeten an der Grenze zu Deutschland Aktivferien abseits des grossen Rummels an.

Naturerlebnisse in der Kaschubei: Polens Tourismus will wegkommen von reinen Städtetrips. Bild: Adobe Stock

«Neben Naturerlebnissen und Aktivferien bleibt für Polen natürlich auch der Städtetourismus wichtig», betont Marcin Plachno. Dafür sind gute Flugverbindungen zwischen der Schweiz und den grössten polnischen Städten von zentraler Bedeutung. Sehr gut erschlossen sind Warschau, Breslau und Krakau. Die Swiss und die polnische Airline Lot verbinden Zürich mit Warschau. Zudem fliegt die Swiss zweimal pro Woche nach Breslau und sogar viermal wöchentlich nach Krakau. Mit Beginn des Sommerflugplans Ende März nimmt die Schweizer Fluggesellschaft auch die saisonale Verbindung nach Danzig wieder auf - zweimal pro Woche.

Der zweitgrösste Flughafen in der Deutschschweiz, der Euro-Airport in Basel, ist durch die ungarische Wizzair das ganze Jahr über mit zwei wöchentlichen Flügen an Warschau angebunden. Mit dem Start des Sommerflugplans in rund sechs Wochen ist auch Krakau wieder im Streckennetz vertreten. Easyjet bietet bis Oktober zwei bis drei Verbindungen pro Woche an.

«Es ist fast nicht vorstellbar, dass es noch keine Direktverbindung zwischen Zürich und Posen gibt.»

Grösstes Sorgenkind der polnischen Tourismusbranche ist derzeit Posen, die fünftgrösste Stadt Polens. Nicht etwa, weil sie für Gäste aus dem Ausland nichts zu bieten hätte, sondern weil sie für Flugreisende aus der Schweiz schlecht erschlossen ist. Derzeit bietet keine Airline Direktflüge zwischen der Schweiz und Posen an. «Eigentlich ist es fast nicht vorstellbar, dass es auf dieser Strecke keine Direktverbindung gibt», sagt Iwona Kozlowska. Posen sei eine wichtige Messestadt. «Nicht zuletzt deshalb wären Direktflüge aus der Schweiz zwingend», so die Botschafterin.

Tourismusdirektor Marcin Plachno zeigte sich an der Fespo optimistisch, dass es bald soweit ist. Schon in wenigen Monaten seien Direktflüge zwischen der Schweiz und Posen realistisch. Ein genaues Datum wollte er allerdings noch nicht nennen. Die Gespräche sind laut Plachno noch im Gang.

Führende polnische Touristiker liebäugeln damit, dass es zwischen der Schweiz und Posen bald Direktflüge gibt. Bild: Adobe Stock

Anfragen bei Airlines, die als Anbieter für die Strecke Zürich-Posen in Frage kämen, geben allerdings wenig Anlass zur Hoffnung. «Die Swiss fliegt derzeit nicht nach Posen und eine Aufnahme dieser Destination im Streckennetz steht auch nicht kurz bevor», schreibt ein Sprecher. Genau gleich tönt es bei der polnischen Airline Lot. Man habe derzeit keine Pläne, Direktflüge auf der Strecke zwischen Zürich und Posen anzubieten. «Sollte sich das ändern, werden wir zu gegebener Zeit informieren», heisst es in einem offiziellen Statement.

Springt allenfalls eine andere Fluggesellschaft in die Bresche - möglicherweise eine Billig-Airline? Auch darauf deutet im Moment wenig hin. «Betreffend Posen liegen uns keine Informationen vor, dass von einer Airline Direktflüge geplant sind», sagt Bettina Kunz, Sprecherin des Flughafens Zürich. Es sieht also ganz danach aus, als müssten sich Polens Touristiker noch etwas gedulden, bis Posen für Schweizer Gäste perfekt angebunden ist. Auch das bestehende Streckennetz bietet aber schon viele Möglichkeiten, um Polen auf eigene Faust zu erkunden.