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Das sind die neuen Sprachreise-Trends
Erstmals seit 2019 führte der Spezialist für Sprachaufenthalte Linguista wieder eine Jahresumfrage durch. Sie gibt Einblicke in das Buchungsverhalten im Bereich Sprachreisen. «Viele Entwicklungen sind auf die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen zurückzuführen», kommentiert Geschäftsführer Claudio Cesarano die Ergebnisse. «Zu den grössten Hürden gehörten in den letzten drei Jahren die Planbarkeit und Verfügbarkeit.» Das betrifft vor allem die Unterkünfte weltweit: Viele Sprachschulen mussten sich aus Liquiditätsgründen von Residenzen trennen, die sie zuvor für Studierende angemietet hatten. Daher stiegen die Buchungen bei Gastfamilien gegenüber 2019 um elf Prozent an.
Schweiz erstmals unter den Top-Reisezielen
Bei den Erwachsenen ist Englisch nach wie vor der Hauptgrund für einen Sprachaufenthalt: 43 Prozent aller Buchungen betreffen Englischkurse. Die Sprache ist vor allem bei Business-Reisenden und der Generation 50plus beliebt. Auf dem zweiten Platz folgt neu Spanisch, während Französisch auf den dritten Platz zurückgefallen ist. Schüler lernen auf einer Sprachreise vorwiegend Französisch (63 Prozent), gefolgt von Englisch (33 Prozent) und Italienisch (3 Prozent).
Die Rangliste der Destinationen führt erneut England an (28 Prozent). Auf dem zweiten und dritten Rang, wo sich jahrelang die USA und Australien behaupteten, liegen neu Frankreich (15 Prozent) und die Schweiz (6 Prozent). «Anstelle von Auslandreisen haben wir 2022 viele Sprachcamps in der Schweiz verkauft», so Cesarano. Für ihn klar eine Folge der immer wieder ändernden Einreisebestimmungen. Dieser Trend zeigt sich jedoch von kurzer Dauer: Frankreich hat keine Einschränkungen mehr und wird sich die Buchungen aus der Schweiz voraussichtlich zurückholen. Zudem zieht die Nachfrage für die USA und Australien seit einigen Monaten stark an. Deutlich langsamer erholen sich die Konkurrenzdestinationen Kanada und Neuseeland sowie die spanischsprachigen Reiseziele. Argentinien und Kuba, die sehr beliebt waren, sind immer noch auf tiefem Niveau. Ein Aufschwung ist dagegen spürbar bei Kolumbien, Mexico, Costa Rica und Südspanien.
Weniger Business-Reisende, mehr Schüler
Business-Sprachkurse werden zurzeit noch deutlich weniger gebucht als vor Covid-19. Trotzdem zeigt sich Cesarano zuversichtlich: «Mit den neuen Arbeitsmodellen und den Bemühungen bezüglich Arbeitgeberattraktivität, könnten Weiterbildungen im Businessbereich wieder attraktiver werden.» So nennen 13% der Umfrageteilnehmer den Arbeitgeber als Beweggrund für ihren Sprachaufenthalt, während es vor drei Jahren erst drei Prozent waren.
Erfreulich ist die Situation bei den Schülersprachreisen: Die Klassen sind grösser als in den vergangenen zehn Jahren. Zurückzuführen ist dies insbesondere auf die demografische Entwicklung. Ein Risiko sind die verschärften Einreiseregeln in Grossbritannien, dem wichtigsten Markt von Linguista: Seit dem Brexit ist es nicht mehr möglich, mit einer Identitätskarte in das Vereinigte Königreich einzureisen. Doch nicht jeder Jugendliche hat bereits einen Reisepass. Zudem benötigen Jugendliche mit Migrationshintergrund ohne Schweizer- oder EU-Staatsbürgerschaft zum Teil neu ein Visum. «Für einen Kurzaufenthalt lohnt es sich oft nicht, einen Reisepass oder ein Visum zu beantragen.»
Für 2023 ist ein Aufschwung spürbar
«Grundsätzlich ist ein hoher Nachholbedarf zu verzeichnen und wir erhalten wieder mehr Anfragen für längere Auslandaufenthalte», so Cesarano. Onlinekurse sind dagegen kein Thema mehr. «Der Wunsch nach realen Erlebnissen und Begegnungen ist gross, vor allem bei den Jugendlichen.» Auch bei den Reisenden 50plus erwartet Linguista eine Buchungszunahme und rechnet mit einem starken Frühling für England, Malta, Irland und Italien.