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Über dem Malecon von Havanna: Reto D. Rüfenacht, Gründer und Verwaltungsratspräsident von Latin America Tours, im Interview mit Travelnews. Bild: AH

«Eine Casa Particular erlaubt das Eintauchen in das wahre Kuba»

Andreas Hohn

Kuba meldet sich auf der touristischen Landkarte zurück. Während dem Studytrip mit Latin America Tours beschreibt Agenturgründer Reto D. Rüfenacht die Besonderheiten einer Kuba-Reise nach der Wiedereröffnung.

Reto Rüfenacht, wie stellt sich aktuell die Reise‐Situation in Kuba für Touristen dar?

Nach wie vor ein wenig verhalten. Es ist einfach so, dass Kuba als eines der letzten Länder nach der Pandemie aufgemacht hat und die Gäste sich erst wieder bewusst werden, dass Kuba offen und zu bereisen ist.

Was sind die grössten Probleme für Touristen, die eine Rundreise mit dem Auto buchen wollen?

Zurzeit ist ganz klar die Problematik, dass nicht genügend Mietwagen zur Verfügung stehen und dass Kuba ‐ auch die staatlichen Agenturen ‐ das ganze Geschäft noch nicht wieder hochgefahren haben. Das heisst, dass alles doppelt so lang dauert und alles doppelt und dreifach abgesichert werden muss, bis eine Reservierung überhaupt bestätigt werden kann.

Was sollten Reisende bei der Auswahl von Hotels und anderen Übernachtungsmöglichkeiten beachten?

Man muss sich ganz klar entscheiden: Möchte ich familiär wohnen ‐ dann ist es eher ein so genanntes Casa Particular ‐ also eine Privatunterkunft bei Kubanern. Oder sagt man, ich möchte lieber in einem Hotel wohnen, dann ist es beim Staat. Diese Entscheidung ist am Wichtigsten. Und dann, wenn man in Havanna ist, die Frage: Möchte ich einen Swimmingpool? Dann ist es auch ein staatliches Hotel. Oder soll es doch eher der Charme der privaten Unterkunft sein.

Wie sehr hat die Corona‐Pandemie den Tourismus auf Kuba verändert?

Die Corona‐Pandemie hat den Tourismus auf Kuba total zum Erliegen gebracht ‐ das Land war jetzt 18 Monate geschlossen. Nach und nach hat der Staat das Land wieder geöffnet. Viele Leute haben während dieser Zeit den Tourismus verlassen, viele von ihnen sind sogar in Richtung Miami oder Europa ausgewandert. Daher hat dieses Land jetzt ein Manko, einen Brain‐Drain zu verkraften ‐ nicht nur im Tourismus, sondern in der gesamten Wirtschaft.

«Für uns ist es wichtig, dass die Qualität wieder aufgebaut werden kann.»

Worauf kommt es für dich an bei der Zusammenarbeit einer Agentur mit den Hotels?

Für uns ist es wichtig, dass ein Hotel ins europäische Reisemuster eingebunden werden kann. Dieses Reisemuster ist etwas anders als beispielsweise das kanadische, das südeuropäische oder das lateinamerikanische, auf das der Hotelier Rücksicht nehmen kann. Für uns ist es wichtig, dass die Qualität wieder aufgebaut werden kann, denn nur darüber läuft es. Es braucht keinen 5‐Sterne Luxus, eher sind 3‐Sterne‐Unterkünfte gut, wenn die Qualität für das Frühstück und die Getränke stimmt. Derzeit ist es zum Beispiel sehr schwierig, an kubanisches Bier heranzukommen. Denn wenn jemand nach Kuba reist, dann möchte er eher kubanisches Bier trinken ‐ und nicht irgendeines aus Dänemark oder aus einem anderen europäischen Land.

Im Vergleich zur Dominikanischen Republik und Mexiko: Für welche Art von Touristen ist Kuba interessant – und für welche eher nicht?

Zunächst sind es Leute, die an den Strand wollen, um Badeferien zu machen ‐ das ist eher weniger unsere Zielgruppe. Für uns zählen Leute, die Kuba erleben möchten, vor allem die Geschichte, das Land, die Musik, den Tabak ‐ alles das, was Kuba bietet. Und das am besten auf einer Rundreise. Und wenn man eine Rundreise durch das wunderschöne Land machen kann, ist es eben schon viel mehr, als nur am Strand zu sitzen und sich zu bräunen. Kuba bietet so extrem viel ‐ es ist Geschichte, die auch heute noch lebendig ist. Und das alles macht den grossen Reiz aus.


Hier geht's zum ersten Teil der Kuba-Reportage: Schweizer Reiseprofis erzählen ihre Eindrücke.