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An der Ostspitze der HafenCity strebt der wellenförmige Glasaufbau der Elbphilharmonie gegen den Himmel. Bild: Adobe Stock

Hamburg – die Stadt für grosse Auftritte

Artur K. Vogel

Die Elbphilharmonie, Hamburgs Wahrzeichen, ist geschaffen für grosse Darbietungen, zum Beispiel die Präsentation einer neuen Technologie des Klavierbauers Steinway & Sons. Auch sonst bietet Hamburg alles, was einen Städtetrip attraktiv macht.

An der Ostspitze der HafenCity strebt der wellenförmige Glasaufbau über dem historischen Kaispeicher aus rotem Backstein gegen den Himmel: Die Elbphilharmonie, entworfen vom Basler Architekturbüro Herzog und de Meuron, hat sich in den sechs Jahren seit ihrer Eröffnung als Hamburger Top-Wahrzeichen etabliert. Ihr riesiger Grosser Saal mit der Bühne, die rundherum einsehbar ist wie eine Arena, ist für Anlässe im grossen Rahmen gedacht.

Hier präsentierte die weltbekannte Firma Steinway & Sons am 20. Oktober eine neue Technologie namens Spiriocast. Wer denkt, ein Konzertflügel sei einfach ein Konzertflügel, der täuscht sich. Die Spiriocast-Technologie, in der Elbphilharmonie vom berühmten chinesischen Pianisten Lang Lang vorgeführt, erlaubt es, Darbietungen zwischen Steinway-Flügeln der Baureihe Spirio/r weltweit zu teilen.

Lang Lang demonstrierte, was das praktisch bedeutet: In der Elbphilharmonie stand ein einsamer Flügel. Der Pianist sass derweil im Steinway-eigenen Studio sieben Kilometer entfernt. Er spielte Melodien aus Disney-Filmen, die in Echtzeit auf den Flügel im Grossen Saal übertragen wurden, der wie von Geisterhand selber spielte und wo das Publikum Lang Lang live hören und auf einer Leinwand im Video verfolgen konnte.

Die Spiriocast-Technologie wird vom berühmten chinesischen Pianisten Lang Lang in der Elbphilharmonie vorgeführt. Bild: -GEL

Spiriocast ist eine Weiterentwicklung von Spirio/r, einem Steinway-Flügel, der 2020 auf den Markt kam. Spirio/r erlaubt es Pianistinnen und Pianisten, das eigene Klavierspiel in hoher Auflösung und all seinen Nuancen aufzunehmen, zu editieren, wiederzugeben, zu archivieren und zu teilen. Zudem haben Spirio/r-Besitzer per iPad Zugriff auf ein grosses, stetig wachsendes Angebot von Musikstücken. Deren Wiedergabe klingt absolut authentisch, wie wenn ein Pianist am Flügel sässe. Besitzer dieser Flügel können so Konzerte veranstalten, ohne selber Klavier spielen zu können. «Musikliebhaber werden ein einzigartiges Musikerlebnis entdecken, und auch Pianistinnen und Pianisten bieten sich völlig neue kreative Ausdrucksmöglichkeiten», freut sich Guido Zimmermann, Präsident von Steinway & Sons Europa.

Traditionelle Fabrikation

Allerdings braucht es für den Erwerb eines Steinway-Flügels finanzielle Potenz. Die Preisspanne reicht von 90'000 bis 190'000 Euro. Ein Besuch der altehrwürdigen Steinway-Manufaktur im Stadtteil Hamburg-Bahrenfeld zeigt eindrücklich, wie aufwendig die Herstellung eines Flügels mit seinem Resonanzboden, der Gussplatte, dem komplexen Saitensystem und der Tastatur ist. Hölzer von verschiedenen Baumarten aus aller Welt, zum Beispiel besonders langsam und regelmässig wachsende Fichte aus Alaska, werden von Spezialisten vor Ort ausgewählt. «Ein Kubikmeter Holz kostet bis zu 27'000 Euro», sagt Guido Zimmermann.

Ein Besuch der altehrwürdigen Steinway-Manufaktur im Stadtteil Hamburg-Bahrenfeld zeigt eindrücklich, wie aufwendig die Herstellung eines Flügels ist. Bild: -GEL

Die Basis-Technologie der Steinway-Flügel stammt aus dem späten 19. Jahrhundert. Das belegen Kopien von Patenten aus den Jahren 1878 und 1880, die an den Wänden der Fabrikationsräume hängen. Zwar sind ein paar hochmoderne, computergesteuerte Maschinen im Einsatz. 80 Prozent der Fertigung erfolgen aber immer noch von Hand, was eine Besichtigung der Firma besonders eindrücklich macht.

Dass Lang Lang im zweiten Teil der Vorführung vom 20. Oktober dann live auf der Bühne der Elbphilharmonie spielte, bewies dem begeisterten Publikum, dass der Pianist trotz aller neuzeitlichen Technik längst nicht ausgedient hat. Besonders heftig applaudierten die Gäste, als Lang Lang für einen vierhändig zu spielenden ungarischen Tanz von Brahms seine Gattin auf die Bühne führte, die Pianistin Gina Redlinger.

Lang Lang spielt Brahms vierhändig mit seiner Gattin Gina Redlinger. Bild: Getty Images for Steinway & Sons.

Shopping, Monumente, Nachtleben

Neben der Elbphilharmonie bietet Deutschlands zweitgrösse Stadt mit fast zwei Millionen Einwohnern alles, was einen abwechslungsreichen Städtetrip garantiert. Sehenswert ist zum Beispiel die Kirche St. Michaelis, bekannt als «Der Michel». Sie ist eine der eindrücklichsten barocken Kirchen Norddeutschlands und besticht durch ihr prächtiges Inneres. Auch eine Besteigung des Turms lohnt sich: Hier hat man ein eindrückliches Panorama mit dem Hafen, der Alster und der Elbphilharmonie vor Augen – wenn Hamburg nicht gerade in Nebel und Regen gehüllt ist.

Sehenswert ist die Kirche St. Michaelis, bekannt als «Der Michel». Bild: zVg

Die Grossstadt Hamburg gibt es auch in klein: Im Miniatur Wunderland in der Speicherstadt, einem der wichtigsten Besuchsmagneten ganz Deutschlands, sind Miniaturstädte und Wahrzeichen nachgebildet, und Eisenbahnen sausen durch Miniaturlandschaften. Nach vielen Jahren Bauzeit wurde soeben der bisher grösste Teilbereich im Wunderland eröffnet, «Bella Italia».

Nicht mini, sondern besonders imposant präsentiert sich hingegen das Hamburger Rathaus an der Kleinen Alster in der Stadtmitte. Der monumentale Repräsentationsbaus mit dem 112 Meter hohen Turm, erbaut in den 1880er-Jahren, beeindruckt nicht nur von aussen; bei einer Führung kann man auch die prunkvollen Säle und Räume der Stadtregierung besichtigen.

An den Landungsbrücken starten die Hafenrundfahrten. Man kann hier auch die beliebten Fischbrötchen essen und das Treiben im Hafen und die Vorbeifahrt grosser und kleiner Schiffe beobachten. Unzählige Cafés, schicke Restaurants und Hotels sowie Museen befinden sich in der Speicherstadt, einem riesigen Ensemble ehemaliger Lagerhallen aus rotem Backstein, das 2015 ins Unesco-Verzeichnis des Welterbes aufgenommen wurde.

Unbedingt zu besuchen: Hamburgs Landungsbrücken. Bild: hamburg.de

Shoppping kann in Hamburg zum Selbstzweck werden: Am Jungfernsteig, Hamburgs beliebter Promenade an der Binnenalster, befinden sich die schicken und teuren Läden grosser internationaler Luxusmarken. Man kann hier auch schlendern, Kaffee trinken oder eine Rundfahrt auf der Alster unternehmen. Noch grösser und etwas preisgünstiger als in der Gegend des Jungfernsteigs ist das Shopping-Angebot an der Mönckebergstrasse, die vom Hauptbahnhof abgeht, und ihren Nebenstrassen.

Spätnachts und frühmorgens

Der Stadtteil St. Pauli, die Reeperbahn und die Grosse Freiheit, inzwischen etwas heruntergekommen, sind weltweit bekannt und berüchtigt für ihr schrilles Nachtleben und die unzähligen Ausschweifungen, die sich hier bieten. Bars und Bordelle, Stripclubs und Schauspielhäuser reihen sich aneinander. Immer herrscht Trubel, und man kann hier bis zum Morgengrauen feiern.

In der Samstagnacht lohnt sich durchmachen besonders, denn am frühen Sonntagmorgen geht man direkt zum traditionellen Fischmarkt, um sich dort mit geräuchertem Fisch und saurem Hering zu stärken. Der Markt mit frischen Fischen und anderem Meeresgetier öffnet im Morgengrauen; schon um halb zehn ist alles vorbei und man sinkt endlich ins Hotelbett.