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Nachdem Hurrikan Ian bereits Teile Kubas verwüstete, hat er im Golf von Mexiko nochmals an Kraft zugelegt, bevor er am 28. September in Westflorida auf Land traf. Bild: AdobeStock

Florida wird von Hurrikan Ian geprügelt

Jean-Claude Raemy

Der Sonnenstaat Floridas wird direkt von einem Hurrikan der Kategorie 4 getroffen, welcher leicht südlich von Tampa auf Land trifft. Fort Myers unter Wasser, 2 Millionen Menschen ohne Strom, gestrichene Flüge und Anlässe: Das ist die vorläufige Bilanz.

Florida, der Sonnenstaat der USA, ist auch bei Schweizern sehr beliebt - gerade das westliche Florida, welches seit 10 Jahren dank Edelweiss mit Nonstopflügen ab Zürich nach Tampa einfach zu erreichen ist. Doch Westflorida, wo Wirbelstürme seltener sind als im südlichen/östlichen Florida, wird aktuell gerade von einem Hurrikan heimgesucht. Hurrikan Ian war zum Zeitpunkt, als er auf Land traf (am 28. September um 15 Uhr Lokalzeit) ein Hurrikan der Stärke 4 und damit einer der stärksten Hurrikane aller Zeiten, welche in Westflorida auf Land trafen.

Obwohl sich der Hurrikan inzwischen wie erwartet abgeschwächt hat (auf Kategorie 1), sind die Folgen vor Ort nun langsam sichtbar. An Land traf das Auge des Hurrikans in Cayo Costa, einer kleinen Insel vor Fort Myers - mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 km/h und Wellen, die über 5 Meter Höhe erreichten. Die Stadt Fort Myers - in deren Nähe beliebte Ferienorte wie Sanibel Island, Captiva Island oder Cape Coral liegen - musste mit rekordhohen Sturmfluten klarkommen - zur Erinnerung: Florida befindet sich gerade mal knapp über dem Meeresniveau, die höchste Erhebung im ganzen Staat liegt bei 105 Metern über Meer, die meisten Küstenstädte liegen 2-3 Meter über Meer. Das Stadtzentrum von Fort Myers ist derzeit komplett geflutet; seit einigen Stunden gibt es auch keinen Strom mehr; insgesamt sollen über 2 Millionen Personen vom Stromunterbruch betroffen sein. Das Energieversorgungsunternehmen Florida Power and Light warnte die Menschen im westlichen und zentralen Florida, sich auf tagelange Stromausfälle einzustellen. In den Küstenregionen Floridas meldeten sich verzweifelte Menschen auf Facebook, Twitter und anderen sozialen Netzwerken und baten um Rettung für sich oder ihre Angehörigen. Die Behörden erhielten zahlreiche Anrufe von Menschen, die in überfluteten Häusern gefangen waren.

Auch weiter nördlich liegende Regionen sind betroffen. In der Themenpark-Metropole Orlando, die nicht am Meer liegt, ist der Regen derart stark, dass auch dort die Stadt weitgehend geflutet ist. Die Disney-Themenparks und die Universal Studios - beide normalerweise ganzjährig geöffnet - sind seit gestern und sicher noch heute (29. September) den ganzen Tag geschlossen; Gästen wird empfohlen, in den Zimmern zu bleiben. Auch das Legoland Florida und sogar der Kennedy Space Center Complex, welcher an der Ostküste Floridas liegt, sind geschlossen. Auch die meisten Ladenlokale, öffentliche Einrichtungen und Museen/Sehenswürdigkeiten bleiben vorerst geschlossen.

Von oder nach Florida zu kommen ist derzeit ebenfalls schwierig. Der Tampa International Airport ist seit Dienstagnachmittag (27. September) geschlossen. So musste auch der Edelweiss-Flug WK4 von Zürich nach Tampa am 28. September annulliert werden. Der Flug vom 30. September ist aktuell noch nicht annulliert. Der übernächste Flug wäre dann am 5. Oktober; bis spätestens dann sollte sich die Lage beruhigt haben.

Auch der Orlando International Airport ist geschlossen, genauso wie die kleineren Flughäfen Sarasota-Bradenton, Southwest Florida (Fort Myers) und St. Pete/Clearwater International. Die an der Ostküste gelegenen Flughäfern von Miami und Fort Lauderdale/Hollywood sind geöffnet; aufgrund der misslichen Wetterverhältnisse sei dort jedoch mit punktuellen Annullierungen und Verspätungen zu rechnen.

In Punta Gorda, etwas nördlich von Fort Myers, ist inzwischen auch die Wasserversorgung zusammengebrochen. Die Bevölkerung muss Hahnenwasser vor dem Konsum bis auf Weiteres abkochen.

Natürlich wird auch der Event-Kalender durcheinandergebracht. Ob die NFL-Mannschaft der Tampa Bay Buccaneers am Sonntag (2. Oktober) ihr Heimspiel gegen Kansas City austragen kann oder nicht, ist aktuell noch unklar.

Die US-Regierung hat schnelle Notfallhilfe versprochen. Im geteilten Amerika übrigens nicht ganz selbstverständlich: Floridas Gouverneur Ron de Santis - der Republikaner ist auf der klassischen Linie, wonach sich die Zentralregierung in Washington aus möglichst allem raushalten soll - hatte sich 2013 gegen Notfallhilfe für die Bundesstaaten New York und New Jersey ausgesprochen, welche damals von Hurrikan Sandy getroffen wurden. Nun hat er für seinen Staat aber auch Regierungs-Hilfe verlangt (und bekommen).

Wir hoffen jedenfalls an dieser Stelle, dass sich Florida schnell erholt und für alle Reisenden schnell wieder ein Sehnsuchtsziel ist.