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De Luxe Vom Gefängnis zum Luxushotel
Jean-Claude RaemyEigentlich heisst die Insel Lastavica. Sie liegt mitten in der Einfahrt zur Bucht von Kotor, dem südlichsten Fjord Europas. Oder genauer: Sie liegt am Eingang der Boka Kotorska, einer 30 Kilometer langen Bucht zwischen der kroatischen Insel Prevlaka und der montenegrinischen Halbinsel Luštica, die Teil der Bucht von Kotor ist, die seit 1979 Unesco-Welterbe ist (sowohl in den Bereichen Natur als auch Kultur) in Montenegro.
Die strategisch ideale Lage blieb natürlich nicht lange ungenutzt. 1853 wurde auf der Insel auf Geheiss des österreichischen Generals Lazarus von Mamula eine Festung zum Schutz der Bucht errichtet. Es ging jedoch niemals in Betrieb und fristete ein Dasein als Spiegel vergangener Zeiten. Ein dunkles Kapitel in IHRER Geschichte erlebte die Insel dann während zwei Jahren als Gefängnis unter dem italienischen Faschistenführer Benito Mussolini; 1941 wurde sie gar vorübergehend von den Nazis als Lager genutzt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Insel nicht mehr genutzt und verfiel. zunehmend. Doch diese dunklen Kapitel sind vorbei: Die Insel, die nun allgemein Mamula genannt wird, ist nicht nur integraler Teil des UNESCO-Weltkulturerbes, sondern wird in Kürze auch ein Luxushotel beherbergen. Das neue Luxushotel mit dem schlichten Namen «Mamula Island» ist Mitglied der Design Hotels und soll noch in diesem Jahr eröffnen.
Das Festungsgebäude wird vom Berliner Büro weStudio umgewandelt. Um die Festung in ein Resort umzuinterpretieren, wurde viel wert auf hochwertige innenarchitektonische Komponenten, massgefertigte Möbel und taktile Elemente gelegt. Bedient hat man sich für Design und Ausstattung beim Erbe des lokalen Handwerks (z. B. Keramik und traditionelle Möbelschreinertechniken) wie auch beim minimalistischen Stil der Jahrhundertmitte und abstrakter Kunst. Die gewählten Materialien orientieren sich an der Tradition und sind gleichzeitig modern und langlebig: Naturstein, gealtertes Messing, massive Eiche und organische, atmungsaktive Stoffe.
Das vorherrschende Motiv der ursprünglichen Struktur des Kastells ist der Bogen, ein Symbol für Stärke und Unterstützung, aber auch für Erneuerung und Offenheit. In der antiken Mythologie galten Bögen und Türen als Schwellen zwischen Zeit und Raum und in der neueren Zeit als Symbole für die Weite des Himmels. Im Bestreben, den Gästen ein intensives Erlebnis zu bieten, wurden die Bögen des Forts in den Innenräumen nachgebildet. Darüber hinaus war das Bogenmotiv der Ausgangspunkt für massgefertigte geometrische Möbel, die im gesamten Hotel verwendet werden.
Für die Gäste stehen 32 edle Zimmer und Suiten zur Verfügung, dazu drei Restaurants, vier Bars, ein Spa, drei Pools, eine Sonnenterrasse, ein kleiner Strand sowie eine Gedenkstätte. Hier kann man entspannen, mit Blick auf die Sonnenuntergänge über der Adria, und vielleicht fährt am Horizont gleich noch ein Kreuzfahrtschiff durch - schliesslich ist die Bucht von Kotor ein beliebtes Kreuzfahrtziel.
Die Anreise ist kein Problem: Der internationale Flughafen Tivat liegt eine knappe Stunde Fahrtzeit und eine kurze anschliessende Bootsfahrt vom Resort entfernt. Ab Zürich bedient Edelweiss die montenegrinische Stadt (während die frühere Montenegro Airlines auch einmal von Zürich nach Tivat flog, fliegt die Nachfolgerin Air Montenegro nun von Zürich nach Podgorica). Ab Podgorica beträgt die Fahrzeit etwas mehr als zwei Stunden. Ganz in der Nähe befindet sich der montenegrinische Badeort Budva. Ja sogar die kroatische Perle, Dubrovnik, liegt weniger als drei Stunden entfernt.
Der Übernachtungspreis in der Hochsaison beginnt bei 775 Euro für ein Doppelzimmer inklusive Frühstück, in der Nebensaison starten die Preise ab 520 Euro. Mit Hoteldirektor Henning Schaub ist ein kreativer Kopf mit langjähriger Erfahrung bei der Design Hotels Gruppe an Bord. Gemeinsam mit seinem Team zeichnet er für die besonderen
Momente und individuellen Erlebnisse der Gäste verantwortlich. «Mamula Island wird ein Ort für Begegnungen sein», verspricht der gebürtige Deutsche, «besonders spannend an diesem Projekt war, die Balance zu finden zwischen dem respektvollen Umgang mit der Vergangenheit und gleichzeitig der Umwandlung zu einem ausdrucksstarken Ort, wo Entspannen, Genießen und Eintauchen in die Natur Programm sind.»
Und wer steht hinter dem ganzen Projekt? Ein in der Schweiz wohlbekannter Herr: Samih Sawiris, ehemaliger Präsident des Immobilien- und Tourismusunternehmens Orascom Development Holding mit Sitz in der Schweiz. Mit grosser Passion möchte er das unter Denkmal stehende Fort zu neuem Leben erwecken. Sein Ziel ist es, eine Oase der Ruhe und friedvollen Entspannung zu kreieren. Mit Respekt vor der Geschichte des Ortes entstand die Idee, eine Gedenkstätte in die Umbaumassnahmen zu integrieren. Sie wird Besuchern ganzjährig offenstehen und den Geschehnissen der Vergangenheit Raum geben.
Dies ist für Sawiris eine Herzensangelegenheit und zeigt, wie sehr er sich den Menschen vor Ort verbunden fühlt. Schliesslich gehört ihm auch das The Chedi Lustica Bay, ebenfalls in Montenegro, nur rund 14 Kilometer von Mamula Island entfernt.