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Die USA sind ein lohnenswertes Reiseziel - aber auch hartem internationalem Wettbewerb ausgesetzt. Bild: AdobeStock

Die USA wollen mit neuer Strategie das Tourismusgeschäft ankurbeln

US-Handelsministerin Gina Raimondo hat eine neue nationale Reise- und Tourismusstrategie angekündigt, welche die Bemühungen der US-Regierung zur Unterstützung der einheimischen Reise- und Tourismusbranche bündelt und das ehrgeizige Fünfjahresziel setzt, jährlich 90 Millionen Besucher ins Land zu locken.

Heute geht der IPW, die bedeutendste Incoming-Reisemesse der USA, zu Ende. Im Rahmen der Messe gab die US Travel Association bekannt, dass für 2023 rund 65 Millionen internationale Besucher erwartet werden, womit man wieder bei etwa 82 Prozent des prä-pandemischen Niveaus wäre. Eine Rückkehr auf das Niveau von 2019 wird für 2025 erwartet. Sollte das Testregime bei Einreise abgeschafft werden - wie die USTA sowie viele Airlines vehement fordern (Travelnews berichtete) - könnten diese Zahlen gar besser sein.

Erfreulich aus Sicht der USTA ist, dass die US-Regierung die Wichtigkeit des Tourismus anerkennt und sogar richtig Gas in diesem Sektor geben will. US-Handelsministerin Gina M. Raimondo hat im Vorfeld des IPW eine neue nationale Reise- und Tourismusstrategie angekündigt, welche die Bemühungen der US-Regierung zur Unterstützung der amerikanischen Reise- und Tourismusindustrie bündelt und und sich ein ehrgeiziges Fünfjahresziel setzt: Bereits 2027 sollen 90 Millionen internationale Besucher in die Vereinigten Staaten gelockt werden und dannzumal idealerweise rund 279 Milliarden Dollar ausgeben und so zur Schaffung von Arbeitsplätzen beitragen.

Der «Tourism Policy Council», ein vom Kongress eingerichteter behördenübergreifender Rat, wurde von Ministerin Raimondo mit der Ausarbeitung der Strategie beauftragt. Diese soll einen Vier-Punkte-Ansatz verfolgen, welcher den CO2-Fussabdruck der Branche verringert, sichere Kontrollpunkte schafft und die Reise- und Tourismusbranche in unterversorgten und unterrepräsentierten Gemeinden im ganzen Land unterstützt. Das Strategiepapier lässt sich unter diesem Link einsehen. Im Einzelnen zielt die Strategie darauf ab, die USA als erstklassiges Reiseziel zu fördern, einschliesslich einer Ausweitung der Marketingbemühungen. Man darf gespannt sein, wie die USA erreichen wollen, mehr Besucher in «bisher unterrepräsentierte Regionen» zu locken und dort «vielfältige und einfach zugängliche Tourismuserlebnisse zu gewährleisten». Der Hauptharst der Besucher reist immer noch - bzw. nach der Pandemie zunächst wieder - in die etablierten Klassiker an der West- und Ostküste und wenig ins Herz der USA. Gelingt es, «die natürlichen für künftige Generationen zu schützen und einen widerstandsfähigen und nachhaltigen Reise- und Tourismussektor zu fördern», wie es das Strategiepapier erläutert, könnte dies schon gelingen - ob innerhalb von fünf Jahren, darf wohl angezweifelt werden.

Doch zumindest wird ein Neustart des Tourismus von Bundesseite unterstützt. Der Reise- und Tourismussektor ist schliesslich eine entscheidende Kraft für das Wirtschaftswachstum und die Beschäftigung in den Vereinigten Staaten. Wenn nicht in den USA ansässige Personen während ihres Aufenthalts im Land Waren und Dienstleistungen kaufen, zählt dies als Exporteinkommen für die US-Wirtschaft. Die Reise- und Tourismusbranche unterstützte im Jahr 2019 rund 9,5 Millionen US-Arbeitsplätze. Tatsächlich war einer von 20 Arbeitsplätzen im Land entweder direkt oder indirekt von der Reise- und Tourismusbranche abhängig. Diese Arbeitsplätze sind in Branchen wie Beherbergung, Gastronomie, Kunst, Unterhaltung, Erholung, Transport und Bildung zu finden. Im Jahr 2020 berichtete das National Travel & Tourism Office des Ministeriums, dass der Rückgang von Reisen und Tourismus in die und innerhalb der USA 56% des Rückgangs des US-Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmachte. Die Reiseexporte fielen im Jahr 2020 um 65 Prozent im Vergleich zu 2019.

Im Laufe des Jahres 2021, mit Einführung der Impfstoffe und einer auf Gesundheit und Sicherheit ausgerichteten Reisepolitik mitsamt der Aufhebung von Reisebeschränkungen, stiegen die monatlichen Ankünfte aus dem Ausland von etwa 775'000 im Oktober 2021 auf mehr als 2 Millionen im April 2022. Infolgedessen hat der internationale Reiseverkehr in die Vereinigten Staaten in jedem der letzten fünf Monate einen Handelsüberschuss erwirtschaftet, was auf einen positiven Trend zur Erholung hindeutet, auch wenn der internationale Reiseverkehr weiterhin unter dem Niveau vor der Pandemie liegt. Dieses letzte Problem wird nun angegangen.

(JCR)