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Die Türkei inklusive der Metropole Istanbul erfreut sich aktuel grosser Nachfrage. Bild: AdobeStock

Ferien im östlichen Europa? Aber klar!

Bei Ausbruch des Ukraine-Krieges wurden Probleme für touristische Ziele in Osteuropa und am östlichen Mittelmeerrand befürchtet. Doch die Kriegsfurcht nimmt ab - und die Nachfrage deutlich zu.

Als Ende Februar der Krieg in der Ukraine ausbrach, war die Angst da, dass Staaten, welche geografisch gesehen relativ nahe an der Ukraine liegen unter einer schwindenden touristischen Nachfrage leiden würden. Diverse Tourismusinstanzen lancierten Appelle (Travelnews berichtete), um einem feststellbaren Trend entgegenzuwirken.

Doch wie sieht es jetzt aus? Man hört kein Klagen mehr. Die Reisezurückhaltung, welche in den Wochen nach dem Kriegsausbruch zu spüren war, hat nachgelassen und dem Nachholbedarf in Sachen Reisen Platz gemacht. Die Länder im Baltikum erfreuen sich wieder einer gesteigerten Nachfrage, wie man gestern in Zürich hören konnte, und auch Ziele wie Polen oder Tschechien werden als Sommerferienziele angesteuert. Eine richtiggehende Explosion erfährt derzeit die Türkei-Nachfrage: «Die Buchungszahlen gehen durch die Decke liegen im Vergleich zum letzten Vor-Pandemie-Jahr 2019 bei +35 Prozent, gegenüber dem Vorjahr bei über +100 Prozent», versichert Deniz Ugur (Geschäftsführer Bentour Reisen), «auch die Nachfrage für Istanbul und andere Städtreisenziele ist wieder da, sogar stärker als vor der Krise.» Auch in anderen von Bentour angebotenen Destinationen, etwa Griechenland, sei die Nachfrage aktuell sehr stark, was bei Ugur viel Optimismus für die bevorstehende Saison auslöst.

Deniz Ugur

Die Gründe für den Boom sind schnell gefunden:«Der Nacholeffekt ist deutlich grösser als anhaltende Vorbehalte wegen dem Krieg. Ohne diesen lägen wir nun prozentual wohl noch deutlich höher über den Werten von 2019», sagt Ugur. Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass die Flugpreise und teils auch Hotelarrangements teurer geworden sind: «Das Geld wird für Reisen, sofern im Budget liegend, trotzdem ausgegeben.»

Ugur erinnert auch daran, dass die türkischen Strände weiter entfernt von Kiew sind als etwa Berlin. Und in der Türkei, wie auch in anderen Ferienzielen, freut man sich nun besonders über Besucher aus dem DACH-Raum, zumal ja die Nachfrage aus dem russisch-ukrainischen Raum zusammengesackt ist - in der Türkei seien es aktuell 70 Prozent weniger Russen und praktisch keine Ukrainer mehr. Das führt zu Kontingentsverschiebungen, von denen aber nicht nur die Türkei profitiert, sondern auch andere Länder, etwa solche in Ost- und Zentraleuropa wie Polen oder Ungarn - dort ist die Feriennachfrage nämlich auch immer noch gross.  

Starke Nachfrage für Ost- und Südosteuropa

Will heissen: Die Staaten im östlichen und südöstlichen Europa, welche in der Regel mit einem guten Preis-/Leistungsverhältnis punkten können, sind überhaupt nicht weg von der Karte, sondern für die westlichen Ziele, allen voran Spanien, weiterhin eine grosse Konkurrenz. So wie es aussieht, kommen aber in diesem Sommer alle Mittelmeerziele gut weg, zumal einige Fernreisenziele noch verschlossen oder erst seit sehr Kurzem geöffnet sind und nach wie vor etwas Unsicherheit herrscht über ändernde Massnahmen - eine Unsicherheit, welche die Ziele im Mittelmeerraum abzubauen wussten.

Bentour wird seine «Comedy-Night» am 3. Dezember wieder als Live-Event in der Türkei abhalten. Eine gewisse Normalität kehrt in den Zielen ein. Man könnte auch kritisieren, es habe sich ein gewisser Gewöhnungseffekt zur Ukraine-Krise eingestellt, doch nach drei Monaten Krieg geht das Leben für weniger Betroffene weiter und diese suchen nach den zwei Pandemiejahren verständlicherweise auch wieder etwas (Reise-)Abwechslung. Das ist alles andere als verwerflich. Und sogar umso besser, wenn solche Reisen auch in Ziele gehen, welche zunächst noch etwas mehr als andere unter der Ukraine-Krise litten.

(JCR)