Here & There

An Elbas Stränden gilt die 1,5-Meter-Abstandsregel – angesichts der wenigen Gäste ist die Einhaltung kein Problem. Bilder: VB

Elba – so schön wie eh und je

Vanessa Bay

Jedes Jahr zu dieser Zeit verbringt Vanessa Bay, Geschäftsführerin der auf Tourismus spezialisierten PR-Agentur Primcom in Zürich und Mitgründerin von Travelnews, ihre Ferien auf der italienischen Insel Elba. Auch heuer – und sie bereut den Entscheid keine Sekunde. Im Gegenteil.

Camping-Ferien im Corona-Sommer 2020 auf Elba? Für mich sonnenklar, nachdem die Grenzen wieder regulär geöffnet sind und mein Lieblings-Campingplatz den Betrieb aufgenommen hat.

Nicht so klar war hingegen, ob in der zweiten Ferienhälfte weitere Teile der Familie sowie Freunde mit ihren noch kleinen Kindern hinzustossen würden. Zu gross die Bedenken, dass die Kinderschar nicht wie gewohnt zusammen ihre Sandburgen bauen oder den Campingplatz als (unmaskierte) Räuber und Polizisten unsicher machen kann.

Auch die Vorstellung, den morgendlichen Cappuccino in der Strandbar nur mit runtergeklapptem Mundschutz zu schlürfen, trübte die Sommerferienaussichten. Unnötigerweise!

Schon beim ersten Übernachtungsstopp auf einem Agricampeggio im Piemont war klar: Es kommt gut! Ein paar Zelte und Camper thronen hoch über den Weinbergen, und die Gäste geniessen das Picknick mit Blick auf die liebliche Hügellandschaft. Händedesinfektionsmittel steht an den üblichen Orten bereit, und Merkzettel mit Hinweisen zu den empfohlenen Verhaltensweisen erinnern unaufdringlich an die eigene Verantwortungspflicht. Und wer die Italiener kennt – wir erinnern uns an das Raucherverbot in Restaurants – weiss, dass sie das bestens im Griff haben.

Strengere Regelungen gelten selbstverständlich in staatlich geführten Betrieben, in allen Bereichen des öffentlichen Verkehrs, in Einkaufszentren und so weiter. Aber dort halten wir uns auf der Fahrt auch nicht auf. Ausser bei den Tankstellen- und Verpflegungs-Stopps. Bis der Espresso in der Autobahnraststätte, der beste weit und breit übrigens, auf der Theke steht, muss die Maske getragen werden. Dasselbe gilt während der Überfahrt von Piombino auf die Insel überall auf Deck.

Wie in der Nebensaison

Als ich mit dem VW-Bus von der Fähre fahre, ist Corona schon fast in Vergessenheit geraten. Es ist wie eh und je. Eigentlich noch schöner. Es fühlt sich an wie in der Nebensaison: Wenige Deutsche, kaum Schweizer, für die Jahreszeit aber relativ viele Italiener, wobei die Mehrheit erst im August ihre grossen Ferien am Meer verbringt.

Die Einheimischen freuen sich sehr über alle Ankömmlinge. Die Pandemie-Krise hat unseren südlichen Nachbarn bekanntlich dramatisch getroffen. Entsprechend hoch sind die Annullationen von ausländischen Touristen. Allen voran die Schweizer, wie meine Touristiker-Kollegen auf der Insel berichten. Im Gegensatz zu anderen Quellmärkten verzeichnen sie weit mehr Absagen von helvetischen Gästen. Vorerst für Juli und August. Ob die Elbaner auf das in der Regel wichtige Herbstferiengeschäft aus der Schweiz zählen können, wird sich wohl erst im August und September zeigen. Offenbar folgen Frau und Herr Schweizer dem parlamentarischen Appell, in 2020 die «Schönheiten im eigenen Land» zu entdecken.

Das eine tun und das andere nicht lassen, ist meine Devise. Die Sommerferien auf einem vollgepferchten Schweizer Campingplatz zu verbringen, anstatt die Leistungsträger im Ausland zu unterstützen, dessen Landsleute erst später Ferien haben, hilft ja eigentlich auch keinem.

Was Sie über den elbanischen Ferienalltag 2020 wissen sollten:

  • Strand: Keine Einschränkungen, alles ist wie immer, nur angenehmer. Mehr Platz, spielende Kinder, Surfer, Paddler, Schwimmer, Schnorchler und Taucher geniessen das kühle Nass. Die 1 oder auch 1,5 Meter Abstand zwischen Schirmen oder Liegen sind eine Pro-forma-Empfehlung – wer liegt denn schon gerne wie Sardinen am Strand, Corona hin oder her. Wie auch immer: Platz ist zur Genüge vorhanden.
  • Strandbar: Beim Eintreten wird der Mundschutz getragen, und die Hände werden desinfiziert. An der Bar oder am Tisch kann die Maskierung abgelegt werden. Ob das Sinn macht oder nicht, sei dahingestellt. Die Lockerungen in der Umsetzung dieser Regel ist allerdings von Tag zu Tag sichtbarer, was beim aktuellen Gästeaufkommen kein Problem darstellt. Kinder sind von alldem weitgehend ausgenommen.
  • Rezeption: Eine Plexiglasscheibe steht zwischen Empfang und Gast.
  • Sanitäranlagen und Abwaschbereich: Appelliert wird an die Eigenverantwortung. Bei Massenansammlungen im Bäder-Bereich soll der Mundschutz getragen werden, allerdings ist „Masse“ wie bereits erwähnt derzeit sowieso ein Fremdwort. Desinfektionsmittel steht allzeit bereit, Ein- und Ausgangswegweiser sollen den Strom leiten (sollte es denn überhaupt einmal nötig sein).
  • Läden: Beim Betreten von Lebensmittelgeschäften oder anderen Läden gilt: Hände desinfizieren, Mundschutz anziehen.
  • Wochenmärkte: Da sich diese im Freien abspielen, besteht keine Maskenpflicht. Rund die Hälfte der Besucher flaniert mit Schutz.

Das Camping-auf-Elba-2020-Fazit: So schön wie immer. Auf Grund der Platzverhältnisse schon fast paradiesisch. Die Maskenpflicht an den beschriebenen Orten ist absolut erträglich. Eigentlich ist alles exklusiver als zuvor.