Here & There
Auf Erkundungstour im europäischen Hawaii
Andreas GüntertWas kommt einem zu den Kanarischen Inseln in den Sinn? Das Hawaii Europas? Eine Bettenburg im Atlantik? Oder Palmen, Playa und Bananenplantagen?
Je nach Insel und Inselstandort trifft das alles zu. Ich mag die Canarias auf jeden Fall. Nicht zuletzt wegen der Möglichkeit, jederzeit dem Massentourismus entfliehen zu können. In die Berge, an einsame Strände – oder in die Inselhauptstädte, die viel authentisches und lokales Leben bieten.
Nachdem wir bereits in Las Palmas de Gran Canaria eine Starke Strecke abgeschritten haben, ist heute Teneriffa an der Reihe. Beziehungsweise deren Kapitale.
Die Hafenstadt Santa Cruz de Tenerife, rund 220 000 Einwohnerinnen und Einwohner stark, ist eine quirlige City-Beauty, reich an lauschigen Parks, eleganten Gebäuden und ruhigen Ecken.
Und Teneriffas Hauptstadt bietet eine abwechslungsreiche und spannende Meile, grösstenteils autobefreit und völlig unglobalisiert. Nix da mit Mango und C&A, Starbucks oder McDonald’s. An der Calle Viera y Clavijo steht individuelles Schaffen im Vordergrund. Eine echte Starke Strecke eben.
Dann also los in die Calle Viera y Clavijo, die von der Rambla de Santa Cruz in Richtung Hafen verläuft.
Zunächst bummeln wir durch ein wunderbares Villenviertel in einer ruhigeren Zone, um danach in einen lebhafteren Teil zu wechseln.
Ein Kaffeehalt
Just wenn das Viertel lebhafter wird, solltest Du den ersten Kaffehalt einschalten. In der Panza Burro Gastrotasca lässt sich prima beobachten, wer alles des Weges kommt. Und geht.
Noch ein Kaffeehalt
Wahrscheinlich greifen wir her Deinem Spaziergang etwas vor. Aber es wäre nicht richtig, diesen Cafecito-Aussenposten zu verschmähen:
Dort, wo die Calle Viera y Clavijo an der Querstrasse Suárez Guerra ihren Abschluss findet, sitzt das Café Viva Maria. Und dort solltest auch Du einmal sitzen.
Ein Shop
Klein, fein und gut sortiert: Espacio A macht die Damenwelt glücklich mit Teilen von skandinavischen, französischen und auch einigen spanischen Designern.
Noch ein Shop
Nein, wir sagen nicht «Schinkenstrasse». Aber wer in Santa Cruz de Tenerife «Schinken» sagt, der sagt auch Depatanegra. Hier wartet ein ebenso gutes wie pralles Angebot an allem, was unter dem Gütesiegel «Jamón Ibérico» läuft. Begleitet von einer hübschen Auswahl an Käse und Wein.
Ein Drink
Das hier ist keine Gourmet-Adresse. Und auch kein Pilgerort für jene, die sich eine Liga unter den Feinschmeckern ansiedeln. Trink besser etwas. Die Creperia Aurora ist ein Ort für ein Bierchen.
Einfach deshalb, weil das Lokal unverschämt gut liegt an der Viera y Clavijo. Darauf gleich noch eine Cervecita.
Eine Mahlzeit
Nach Deinem Bierchen taucht nun aber doch die Frage auf, ob es denn an der Viera y Clavijo eine gute Einkehr-Adresse gibt. Ja, gibt es.
Im Mesón Clavijo Treinta y Ocho bist Du richtig gut aufgehoben. Spanische Küche, fernab von triefend frittierter Massenware und Tapas-Einerlei. Gepflegter Service, schöne Weinkarte und iberische Spezialitäten sind Trumpf in diesem Lokal, das in seinem Namen mit der treinta y ocho (38) praktischerweise gleich auch die Strassennummer trägt.
Ein Mitbringsel
Ein Stück kanarisches Meeressalz zum Heimbringen: Mar de Nube, zu Deutsch also Wolkenmeer, eine angereichertes Speisesalz mit Lokalbezug. Mehrere Geschmacksvarianten verfügbar, wir haben uns für die Variante Zitrone entschieden. Gesehen für 3 Euro in der Schinken-Hochburg Depatanegra.
Anreise zur Viera y Clavijo, Santa Cruz de Tenerife
Wenn Du, wie die meisten ausländischen Besucher, per Bus vom touristischen Süden her anreist, empfehle ich einen kleinen Fussmarsch: Von der Busstation her den Tramschienen folgen und bis hoch zur Rambla de Santa Cruz gehen.
Von dort aus ist es dann nur noch ein kleines Stück, bis Du hafenwärts in die Calle Viera y Clavijo einsteigen kannst.
Sehenswürdigkeiten in Gehdistanz
Oberhalb der Viera y Clavijo lohnt sich unbedingt ein schöner Bummel entlang der Rambla de Santa Cruz.
Die Rambla von Santa Cruz de Tenerife mag nicht so berühmt und glamourös sein wie jene in Barcelona – aber dafür hast Du hier Deine Ruhe. Kein Gewimmel, keine Scharen von Souvenir-Verkäufern, keine Busladungen mit Deppenzepter im Anschlag.
Ganz in der Nähe der Calle Viera y Clavijo: Der wunderbare Parque García Sanabria. Eigentlich ein Kleini-Teneriffa auf Stadtgebiet.
Will heissen: Eine Art botanischer Garten, der zeigt, was die Insel alles hergibt: Hier wächst, was auf Teneriffa wuchert, erfreut und hemmungslos aus dem Boden schiesst.
Wir sind aber noch nicht fertig mit den Sehenswürdigkeiten rund um die Calle Viera y Clavijo. In Richtung Hafen möchte ich Dir noch diese drei Sights ans Herz legen:
Das Kunst- und Kulturhaus Tenerife Espacio des las Artes, in der Stadt kurz «TEA» genannt. Ein futuristisches Gebäude, erdacht von den Schweizer Star-Architekten Herzog & de Meuron, in Zusammenarbeit mit einem lokalen Raumkünstler. Gibt vor allem in der Abendstimmung sehr viel her. Und verfügt über einen gut sortierten Gift-Shop.
Und last, aber überhaupt nicht least: Das Auditorio de Tenerife. Der kühn geschwungene Bau von Santiago Calatrava begeistert mich seit Jahren.
Erstens, weil er zu jeder Tages- und Nachtzeit neu entdeckt werden kann. Und zweitens, man ahnt es, weil man hier einen wunderbaren Sundowner-Drink geniessen kann. Mit unverbauter Sicht aufs Meer hinaus.