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Blick in einen Schulungsraum der IST: Die frühere Elite-Schule steht vor grossen Herausforderungen. Bild: IST

Kommentar Die einst stolze Kaderschmiede ist ins Schlingern geraten

Reto Suter

Ständige Führungswechsel, zahlreiche Abgänge und schwindendes Vertrauen: Die IST, Höhere Fachschule für Tourismus, hat ein massives Imageproblem. Gelingt es der neuen Gesamtschulleiterin nicht, die einstige Elite-Schule wieder zu stabilisieren, steht das Lebenswerk der Gründerin auf dem Spiel.

Fast 30 Jahre lang stand die IST für Qualität Kontinuität und einen Ruf, um den sie andere beneidet haben. Wer in Zürich oder Lausanne die Höhere Fachschule für Tourismus absolvierte, hatte beste Chancen, in der Branche Karriere zu machen. Nicht wenige Führungskräfte der Schweizer Reisebranche tragen ein IST-Diplom im Lebenslauf.

Möglich gemacht hat das vor allem eine Frau: Gründerin Hanna Rychener Kistler. Mit unermüdlichem Einsatz, Fachwissen, ganz viel Herzblut und dem passenden Team an ihrer Seite führte sie die Schule an die Spitze – mit stetig wachsenden Studierendenzahlen und hochkarätigen Dozierenden.

Doch seit Rychener Kistler 2022 den Stab endgültig an die Vantage Education Group übergab, ist von dieser Erfolgsgeschichte nicht mehr viel übrig. Statt Stabilität prägen Fluktuation, Strategiewechsel und Abgangswellen das Bild.

Chefinnen geben sich die Klinke in die Hand, langjährige Angestellte haben längst das Weite gesucht. Das Resultat: Die einst so stolze Kaderschmiede wirkt heute wie ein Schleudersitz für Führungskräfte – Unternehmen aus der Tourismusbranche überlegen sich doppelt, ob sie ihre Talente dorthin schicken wollen.

IST am Scheideweg

Die Liste der Rochaden spricht Bände: Zuerst wurde Sandra Murer, während zwei Jahrzehnten Leiterin der Administration, zur Schuldirektorin befördert – und nach nur einem Jahr wieder abserviert. Ihre Nachfolgerin Xoana Janner startete mit grossen Ambitionen, doch auch sie verlässt die IST nach zwei Jahren und wechselt intern weiter. Zurück bleibt eine Institution, die derzeit mehr mit ihrer Personalpolitik beschäftigt scheint als mit ihrem eigentlichen Auftrag.

Nun ruht die Hoffnung auf Catherine Raemy. Sie kennt die IST als Absolventin, hat als Dozentin gewirkt und bringt ein starkes Netzwerk im Tourismus mit. Branchenkennerinnen beschreiben sie als fleissig und engagiert. Doch ihre Aufgabe ist gewaltig: Sie muss Ruhe in den Betrieb bringen, das Vertrauen der Tourismuswelt zurückgewinnen und beweisen, dass steigende Studierendenzahlen mehr sind als ein Strohfeuer.

Die IST hat damit einen entscheidenden Wendepunkt erreicht. Entweder sie findet zurück zu alter Stärke und etabliert sich erneut als Kaderschmiede – oder sie wird zum abschreckenden Beispiel, wie man eine starke Marke innert weniger Jahre an die Wand fährt.