Future

Die Zukunft des entschleunigten Reisens
Im stilvollen Ambiente des SBB-Restaurants Oase im Zürcher Hauptbahnhof diskutierten Nationalrätin Marionna Schlatter (Grüne), Werner Ebert, Leiter Markt Deutschland & Österreich im internationalen Personenverkehr der SBB, sowie Austin Widmer, Mitgründer des Zugreise-Start-ups SimpleTrain – dies im Rahmen des August-Talk der Swiss Travel Communicators.
Werner Ebert schilderte, dass internationale Bahnreisen und Nachtzüge zwar eine spürbar steigende Nachfrage verzeichnen, wirtschaftlich aber noch ein Nischenprodukt sind: Nur rund fünf Prozent des internationalen Personenverkehrs entfielen auf Nachtzüge. Hindernisse wie fehlende Hochgeschwindigkeitszüge auf wichtigen Strecken und komplizierte Buchungssysteme verlangten innovative Lösungen. Ein Fortschritt sei immerhin, dass sich seit Juni Nachtzüge direkt in der SBB-Mobile-App buchen lassen.
Für Marionna Schlatter ist Bahnreisen eine persönliche Überzeugung. Sie reist fast ausschliesslich mit dem Zug und fordert klare politische Rahmenbedingungen – etwa eine Flugticketabgabe, deren Erträge in klimafreundliche Alternativen fliessen. Dass der Bund die vorgesehenen Fördergelder für internationale Bahnprojekte von 30 auf 10 Millionen Franken gekürzt hat, bezeichnete sie als Rückschritt.
Erlebnis statt Eile
Austin Widmer brachte die Perspektive der jungen Generation ein: Für viele Reisende, von umweltbewussten Millennials bis zu «AHV-Teenagern», sei die Bahn längst die entspanntere Wahl. Zugfahren bedeute weniger Stress, keine strengen Gepäcklimits – und vor allem: Der Weg werde Teil des Ferienerlebnisses. Doch um mehr Menschen zu gewinnen, brauche es attraktive, einfach buchbare Angebote wie Themen- und Erlebnisreisen.
Zum Abschluss verrieten die Podiumsgäste den beiden Moderatoren Dimitri Burkhard und Juliane Lutz ihre Highlights: Ebert schwärmte von seiner ersten Nachtzugfahrt nach Kopenhagen, Schlatter empfahl eine Tour ins Elsass, und Widmer hob den Nachtzug von Mailand nach Sizilien hervor – inklusive Fährüberfahrt.
Der STC-Talk machte deutlich: Slow Travel auf der Schiene ist mehr als eine romantische Idee. Damit aus der Nische eine echte Bewegung wird, sind politische Weichenstellungen, technische Innovationen und kreative Angebote nötig. Die Lust am Zugreisen ist da – nun gilt es, die richtigen Verbindungen zu schaffen.