Future

Stehsitze im Flugzeug: Gute Sparidee oder unrealistischer PR-Gag?
Einmal mehr kommt die Idee von Stehsitzen in der Airline-Branche aufs Tapet. Das Modell, das derzeit wieder für Aufmerksamkeit sorgt, heisst Skyrider 2.0. Entwickelt vom italienischen Hersteller Aviointeriors, handelt es sich dabei um eine Art Sattel-Sitz, bei dem Passagiere leicht nach hinten gelehnt stehen. Das Design wurde laut der «Daily Mail» bereits 2018 an der Aircraft Interiors Expo in Hamburg vorgestellt und basiert auf einem Vorgängermodell, das 2010 am Widerstand der Behörden gescheitert war.
Herstellerangaben zufolge erlaubt der Skyrider 2.0 eine 20-prozentige Erhöhung der Passagierkapazität pro Flugzeugkabine. Durch den deutlich geringeren Platzbedarf – die Sitzreihen sind enger montiert – soll das Konzept für Kurzstreckenflüge von bis zu zwei Stunden geeignet sein. Gleichzeitig wiegt der Sitz laut Aviointeriors 50 Prozent weniger als herkömmliche Economy-Sitze, was zusätzliche Einsparungen beim Treibstoff und Unterhalt ermöglichen würde.
Die Sitzstruktur ist so gestaltet, dass sie nicht wie klassische Sitze an Schienen montiert wird, sondern direkt mit Boden und Decke des Flugzeugs verbunden ist. Das soll für mehr Stabilität sorgen. Zielgruppe sind laut Hersteller vor allem Billigfluggesellschaften, die durch höhere Auslastung bei gleichzeitig niedrigeren Ticketpreisen neue Kundensegmente ansprechen wollen. Laut dem Bericht eines Instagram-Kanals, der über 2,8 Millionen Follower zählt, könnten die ersten Airlines die halbsitzenden Plätze ab 2026 einführen.
Auf Social Media hagelte es bereits heftige Kritik. Von «Sklavenschiff-Bestuhlung» ist die Rede, andere sehen gar eine «Degradierung des Menschen zum Frachtgut». Auch sarkastische Kommentare kursieren: Bald werde man «mit Sauerstoffmaske an den Flügel geschnallt».
Selbst Ryanair-Chef Michael O’Leary, der 2012 für ähnliche Vorschläge bekannt war, hat bislang keine konkreten Umsetzungspläne vorgelegt. Damals sprach er davon, Tickets für die Stehplätze für 1 bis 5 Pfund verkaufen zu wollen – umgesetzt wurde die Idee nie.
Die neu entfachte Diskussion um Stehsitze wirkt derzeit eher wie ein PR-Stunt als ein realistisches Zukunftsmodell – ein Aufreger mit Schlagzeilenpotenzial, aber wenig Substanz. Selbst wenn Airlines über neue Sitzkonzepte nachdenken: Bis 2026 dürfte die Zulassung solcher Konstruktionen kaum zu schaffen sein. Und ob Passagiere wirklich bereit wären, sich für zwei Stunden auf einen Sattel zu setzen, bleibt ebenfalls fraglich.