Future

Waren an der SRV-Fachtagung dabei, oben von links: Martin Wittwer, Mar de la Fuente, Heinz Zimmermann, Deniz Ugur, Stephanie Schulze zur Wiesch, Roland Zeller, Philipp von Czapiewski, Birgit Sleegers, Urs Limacher, Roland Bachmeier. Unten, von links: Cornelia Gemperle, Moderator Jean-Claude Raemy, Beatrice Lessi, Manuel Hilty und André Lüthi.

Mit diesen neuen Erkenntnissen geht's zurück in den Berufsalltag

Auf der SRV-Reise in Madeira standen zwar die Generalversammlung und das Netzwerken im Mittelpunkt, doch auch das persönliche Wachstum kam nicht zu kurz. In drei Weiterbildungs-Events sammelten die Reiseprofis wertvolle Einblicke und erweiterten ihren Erfahrungsschatz mit frischen Impulsen und neuen Ideen.

Co-Creation-Workshop

Die Ausgangslage: Mitte September sorgte ein Kommentar auf Travelnews mit der provokanten Frage, warum Reisebüros ihre besten Trümpfe verschweigen, für Aufsehen in der Reisebranche. Während einige den Artikel als Weckruf begrüssten, stiess er bei anderen auf Unverständnis, da er offenbarte, dass viele Kundinnen und Kunden die besonderen Vorteile von Reisebüros kaum wahrnehmen. Genau hier setzte der Workshop «Innovation-Booster für dein Reisebüro: Mit kreativen Methoden zu neuen Kunden und mehr USPs!» an, der am Donnerstag im Rahmen der SRV-Reise stattfand. Die Moderatoren Andreas Gerber und Raphael Marty leiteten die Teilnehmenden durch einen Co-Creation-Prozess, um neue, kundenorientierte Ideen zu entwickeln und versteckte Potenziale aufzudecken.

So lief der Workshop: Fast 60 Reiseprofis nahmen am Workshop teil – ein eindrückliches Zeichen für das Interesse an frischen Ideen. Die Moderatoren stellten simple, aber wirkungsvolle Tools vor: Es wurde skizziert, notiert und angeregt diskutiert, um innovatives Denken zu fördern. «Für kreative Lösungen braucht es keine besonderen Fähigkeiten,» erklärten sie, «sondern nur viele Ideen, die kombiniert werden können.» Der Ansatz zog die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ihrer Komfortzone und entfaltete Wirkung: Innerhalb von 30 Minuten identifizierte jede Gruppe ihre persönlichen Trümpfe. Eine besonders kreative Idee? Eine Beach Bar am Zürichsee, an der Reiseprofis Kundinnen und Kunden in entspannter Atmosphäre beraten – und sie von dort aus an die schönsten Strände der Welt schicken.

Das sagen die Organisatoren: «Wir sind überwältigt, wie dynamisch und positiv der Workshop verlaufen ist», sagt Andreas Gerber im Gespräch mit Travelnews. «Die Energie war förmlich greifbar, und in kürzester Zeit entstand ein Drive, der uns beeindruckt hat. Wir sind sicher: Die Reiseprofis bringen genau den Spirit mit, den es für die Herausforderungen der Zukunft braucht.» Zwar sei eine halbe Stunde knapp bemessen gewesen, um in die Tiefe zu gehen, aber der Workshop habe Lust auf mehr gemacht. «Unser Ziel? Ein ganztägiger Design-Thinking-Event im ersten Quartal 2025, bei dem wir die Zeit haben, gemeinsam an zukunftsweisenden Lösungen zu arbeiten.»

Die Reiseprofis waren voller Elan dabei, von links: Daniel Amez-Droz (Reisebüro Monami), Deniz Ugur (Bentour Reisen), Markus Kohli (Knecht Reisen) und Claudia Amez-Droz (Reisebüro Monami). Bild: TN

Fachtagung I: Reiselandschaft im Wandel

Die Ausgangslage: Die Schweizer Reisebranche ist im ständigen Wandel und verlangt von allen Marktteilnehmern Flexibilität. Immer wieder kommt es zu überraschenden Schliessungen und Verkäufen bekannter Unternehmen. Doch warum passiert das, und welche Lösungen gibt es, um die kommenden Herausforderungen zu meistern? Genau das wurde im ersten Teil der Fachtagung besprochen, mit einem besonderen Fokus auf die Zukunft der Vertriebsmodelle: Wie wollen die Unternehmen ihr Vertriebssystem planen, gestalten und weiterentwickeln?

Das Podium: Pierre-Alain Regali (Mitgründer Ebookers), Birgit Sleegers (Helbling Reisen), Manuel Hilty (Nezasa), Stephanie Schulze zur Wiesch (CEO Dertour Suisse), Roland Zeller (Innuvik) und Deniz Ugur (Bentour Reisen).

Das Fazit: Digitalisierung und neue Technologien wie KI sind entscheidend, doch der Fokus bleibt klar auf den Wünschen und Bedürfnissen der Kundschaft. Die wachsende Reiselust bietet Chancen. Auch für traditionelle Anbieter, die das Online-Angebot geschickt in ihr Portfolio integrieren müssen. Persönliche Kundenbindung und individuelle Betreuung sind weiterhin essenziell, auch wenn digitale Prozesse den Alltag prägen. Die Zukunft liegt in massgeschneiderten Reiseerlebnissen, bei denen persönlicher Kontakt oft der Absicherung dient. Gleichzeitig warnten die Expertinnen und Experten davor, technische Projekte ohne nachhaltige Strategie anzugehen. Sie rieten dazu, digitale Tools effektiv zu nutzen. Denn trotz aller technologischen Möglichkeiten bleibe der emotionale Bezug zum Kunden das Herzstück der Branche.

Teil 1 der Fachtagung: Moderator Jean-Claude Raemy (3. von links) führte souverän durch die Diskussion.

Fachtagung II: Overtourism

Die Ausgangslage: Die Welttourismusorganisation zählt den Tourismus zu den am schnellsten wachsenden Wirtschaftssektoren, mit rund 1,2 Milliarden Ankünften weltweit im Jahr 2023 – und das Wachstum hält an. Gleichzeitig nehmen Proteste und Spannungen zwischen Touristen und Einheimischen zu. Die zentrale Frage lautet: Welche konkreten Massnahmen und Steuerungsinstrumente können helfen, Overtourism zu reduzieren? Was können Unternehmen und Anbieter wirklich umsetzen, und wo liegt die Grenze zwischen Machbarem und blosser Theorie?

Das Podium: André Lüthi (Globetrotter), Philipp von Czapiewski (TUI Suisse), Cornelia Gemperle (Kuoni Cruises), Mar de la Fuente (Dertour Group Spain), Urs Limacher (Edelweiss), Beatrice Lessi (Influencerin) und Roland Bachmeier (langjähriger Hotelier und Madeira-Insider).

Das Fazit: Es fehlt an Regelungen und Infrastruktur, um den Touristenansturm auf kleine Orte zu lenken und Mietwagenverkehr einzudämmen. Statt riesiger Werbebudgets könnten gezielte Investitionen in die Sensibilisierung der Bevölkerung und Dienstleister helfen, nachhaltigen Tourismus zu fördern. Kontingente und Zugangsregelungen für besonders beliebte Reiseziele wurden als eine mögliche Massnahme diskutiert, sind jedoch stark vom jeweiligen Ort abhängig. Die Branche und die Politik müssen gemeinsam nachhaltige Lösungen finden, denn isolierte Ansätze allein greifen oft zu kurz. Auch der Wert des Reisens stand im Fokus: Während Globetrotter-Chef André Lüthi höhere Preise fürs Reisen forderte, um den Wert des Erlebnisses und die Nachhaltigkeit zu sichern, winkten andere ab. Sie wiesen darauf hin, dass zu hohe Preise die Kundinnen und Kunden einfach zur Konkurrenz treiben würden.

Angeregte Diskussion auf der SRV-Bühne, von links: Moderator Jean-Claude Raemy, Philipp von Czapiewski (Managing Director TUI Suisse) und Globetrotter-Chef André Lüthi. Bild: Heinz Zimmermann

(RSU)