Future

Hoteldirektorin Viktoria Blecha mit der Auszeichnungstafel für den TUI Global Hotel Award. Bilder: SC/TUI

TUI auf dem Weg zu Net-Zero

Silvia Schaub

Das Hotel TUI BLUE Montafon ist das erste Hotel im TUI-Portfolio, das seinen ökologischen Fussabdruck auf beinahe Null reduziert hat, zeigt der Besuch vor Ort. Die nachhaltige Transformation des Reiseunternehmens soll damit aber noch lange nicht abgeschlossen sein. 

Das Ziel der TUI Group ist klar definiert: «Wir wollen in Sachen Nachhaltigkeit in der Branche die Nase vorn haben», sagt Kathrin Möllers, die Mitte 2023 als Group Director Sustainability die Führung des internationalen Nachhaltigkeitsteams übernommen hat.

Dabei spielen drei Zahlen eine bedeutende Rolle: 24, 27,5 und 46,2. Sie sind die Ziele, die sich TUI mit ihren 424 Hotels rund um den Erdball, 16 Kreuzfahrtschiffen und 130 eigenen Flugzeugen für ihre Nachhaltigkeitsagenda gesetzt hat. Bis 2030 sollen die Emissionen der TUI Fluggesellschaften um 24 Prozent gesenkt werden. Im Kreuzfahrtgeschäft ist eine Reduktion um 27,5 Prozent angestrebt und bei den TUI Hotels & Resorts gar 46,2 Prozent.

Im Fokus stehe dabei der Bereich mit den grössten Emissionen, das Fluggeschäft, erklärt die studierte Wirtschaftsingenieurin bei einer Präsentation im Hotel TUI BLUE Montafon. In diesem Bereich bringt Möllers umfassende Erfahrung mit, hat sie doch zuvor im Airline-Bereich die nachhaltige Transformation mitgestaltet.

Kathrin Möllers ist seit Mitte 2023 Group Director Sustainability bei TUI.

Bereits heute besteht fast die Hälfte der Flugzeugflotte aus den neuesten Modellen, was sich entscheidend auf die Ökobilanz auswirkt. Je moderner die Flugzeuge, desto sparsamer sind sie beim Verbrauch. «Zudem werden die Piloten darin geschult, Flugrouten zu optimieren und verbrauchen damit weniger Kerosin», betont Möllers. Dies gilt ebenso für die Kreuzfahrtschiffe. Ein wichtiger Hebel sind nachhaltige Kraftstoffe wie Methanol und e-LNG. Demnächst werden drei neue Schiffe in Betrieb genommen, die perspektivisch damit fahren können.

Bis 2030 auf nahezu Null

Noch ambitionierter ist das Ziel bei den TUI Hotels & Resorts. Hier möchte Europas grösster Reiseveranstalter die Emissionen der eigenen Hotels bis 2030 auf nahezu Null bringen. Ein Hotel hat dies bereits erreicht: Das TUI BLUE Montafon.

Hoteldirektorin Viktoria Blecha zeigt stolz auf die Auszeichnungstafel, die sie kürzlich in Empfang nehmen durfte. An den TUI Global Hotel Awards während der ITB in Berlin wurde das Hotel mit dem TUI Carbon Reduction Award ausgezeichnet. «Das freut uns riesig und spornt uns weiter an.» Ein Vorteil war zweifellos, dass das Hotel erst vor vier Jahren eröffnet wurde und deshalb über dreifach verglaste Fenster verfügt und seit Anbeginn mit Fernwärme vom lokalen Biomasseheizkraftwerk sowie Strom aus erneuerbaren Energien wie Wasserkraft betrieben wird.

Das TUI BLUE Montafon hat bereits zahlreiche Nachhaltigkeitsziele erreicht.

Dennoch waren weitere Massnahmen nötig, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Bei einem Rundgang durch das Hotel in Tschagguns zeigt die Hoteldirektorin, dass zum Beispiel die Leitungen mit einer isolierenden Mehrfachbeschichtung versehen wurden, um keinen Wärmeverlust zu generieren. Bei der Beleuchtung werden LED eingesetzt, die Gasgrille wurden mit Elektrogrillen und die Schneefräse, die früher mit Diesel betrieben, durch einen elektrisch-betriebenen ersetzt.

Vermeidung von Foodwaste

«Inzwischen ist die ganze Fahrzeugflotte – vom Hotelbus bis zum Rasenmäher – elektrisch betrieben», ergänzt F&B-Manager Axel Herfurtner. Für den Einkauf bevorzugt man, wo immer möglich, regionale Anbieter mit kurzen Anfahrtswegen. Um Foodwaste zu vermeiden, setzt das Hotel im Restaurant auf das Buffet-Konzept. Statt PET-Flaschen werden Glasflaschen, statt Butterportionen eine Buttermaschine verwendet. Seit kurzem hat man auch die Wahl, ob man eine Zimmerreinigung wünscht oder nicht.

Im Food- und Beverage-Bereicht setzt das TUI BLUE Montafon auf regionale Anbieter.

Nur etwas hätte man auf dem Flachdach des Hotels mit 149 Zimmern erwartet: Photovoltaik-Panels. «Das haben wir tatsächlich nicht», erklärt Axel Herfurtner. «Im Winter erhalten wir hier im Tal weniger Sonne, weshalb eine Installation keinen Sinn machen würde.»

Der F&B-Manager ist auch für die anderen österreichischen TUI BLUE-Hotels sowie eines im deutschen Raum zuständig. «Es gibt noch einiges zu tun», hält er fest. Bevor im Montafoner Hotel weitere Massnahmen getätigt werden, sollen nun die anderen Hotels auf den gleichen Stand gebracht werden. Nur an einem Ort soll auch in Zukunft noch CO₂ verwendet werden: beim Zapfhahn für den Bierausschank. «Schliesslich wollen wir den Gästen kein schlappes Bier servieren.»


«Nachhaltigkeit gehört zur DNA von TUI»

Das Reiseunternehmen TUI hat sich ambitionierte Ziele in Sachen Nachhaltigkeit gesetzt. Das wollen wir genauer wissen und fragen  Kathrin Möllers, TUI Group Director Sustainability & ESG.

Frau Möllers, geht es da mehr darum, das schlechte Gewissen zu beruhigen oder wird das von den Gästen auch so gewünscht?

Kathrin Möllers, TUI Group Director Sustainability.

Kathrin Möllers: Nachhaltigkeit steht für unser Unternehmen schon seit über 30 Jahren im Fokus. Wir tun das aus voller Überzeugung und nicht, um unser Image aufzupolieren. Es gehört zur DNA von TUI. Wir spüren in den letzten Jahren vermehrt, dass die Kunden das auch wollen. Allein im vergangenen Jahr buchten etwa 10,5 Millionen Gäste unsere Green & Fair-Hotels, das sind Hotels mit einer Nachhaltigkeitszertifizierung. Das entspricht fast der Hälfte unserer Gäste.

Die Gäste sind das eine. Wie sieht es mit den Partnern vor Ort aus?

Ohne sie könnten wir unsere Ziele gar nicht erreichen. Es ist uns wichtig, sie an Bord zu haben. Die nachhaltige Transformation in den Destinationen wird nur gelingen, wenn wir die Menschen vor Ort mitnehmen. Insbesondere die TUI Care Foundation leistet hier wichtige Arbeit und vermittelt jungen Menschen die Fähigkeiten und das Wissen, welche sie für die Mitgestaltung der nachhaltigen Transformation der Tourismusbranche brauchen. Wir wollen so eine Generation von Change-Makern fördern.

Rhodos soll sich als Leuchtturm für nachhaltigen Tourismus entwickeln und als Vorbild für andere Destinationen dienen. Wieso gerade diese griechische Insel, und wie weit ist das Projekt schon gediehen?

Rhodos eignet sich deshalb gut, weil TUI dort mit allen Unternehmensbereichen vertreten ist: Hotels, Kreuzfahrtschiffe, Flugzeuge und Ausflüge. Das heisst, wir können mit verschiedenen Partnern neue Wege gehen und uns das Thema Nachhaltigkeit holistisch ansehen. Wir arbeiten dabei eng mit der Regierung der Südägäis sowie der griechischen Regierung und der TUI Care Foundation zusammen. Seit dem Projektstart 2022 haben wir und die Partner des Co-Labs 27 Einzelprojekte mit einer Vielzahl von konkreten Massnahmen initiiert: Der Bau einer Biogasanlage ist auf den Weg gebracht, die Fahrpläne zur Klimaneutralität der Insel stehen und wir testen in einem Pilotprojekt, ob unsere Gästebetreuer statt mit dem Auto mit dem E-Bike unterwegs sein können. Für 2027 haben wir uns gemeinsam mit den Partnern einen ersten Meilenstein gesetzt. Dann soll Rhodos ein leuchtendes Beispiel für eine nachhaltige Destination sein.