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Für Portugals Ferienziele – hier Lagos in der Algarve – zeichnet sich eine hohe Nachfrage ab. Bild: TN

So wird das Reisejahr 2024

Diese Reiseziele stehen bei Schweizerinnen und Schweizern im Jahr 2024 zuoberst in der Gunst – und auf was es im kommenden Jahr zu achten gilt.

Zweieinhalb Jahre lang war das weltweite Reisen erschwert. Im Frühling 2022 zeichnete sich dann ein grosser Nachholeffekt ab. Es wurde gereist, als ob es kein morgen gäbe. Und die grosse Reisenachfrage hielt auch 2023 an.

Zwar ist die Anzahl gereister Personen bei den führenden Schweizer Reiseanbietern 2023 geringer ausgefallen, die Umsätze stiegen gegenüber 2019 aber insgesamt an. Wer reist, gibt mehr aus. Das hat mit teureren Reisepreisen, sei es bei Flügen, Hotels oder Ausgaben vor Ort zu tun, aber auch mit der Lust, länger weg zu bleiben oder sich mehr Annehmlichkeiten zu gönnen. So fällt der Reisejahrgang 2023 deutlich positiver aus, als noch vor einem Jahr prognostiziert.

Hält diese Entwicklung an? Und wohin geht die Reise im Jahr 2024?

Diese Ziele schwingen oben auf

Travelnews hat bei Hotelplan, Kuoni und dem Schweizer Reise-Verband angeklopft und nach den kommenden Reisetrends gefragt. Das sind die wichtigsten Aussagen:

«Es ist nach wie vor eine grosse Nachfrage nach Reisen zu verspüren. Die Winterbuchungen laufen erfreulich und auch der Sommer und Herbst wird teilweise schon weit im Voraus gebucht», stellt SRV-Geschäftsleiterin Andrea Beffa fest. Als beliebteste Ziele im nächsten Jahr bezeichnet sie Thailand, die Malediven und Tansania.

Bei den Europazielen geht sie von einem Status Quo aus: «Destinationen wie Italien, Griechenland oder Spanien gehören nach wie vor zu den beliebtesten Ferienzielen. Portugal ist auch sehr beliebt, sei es für Städtetrips nach Lissabon oder Porto, für Reisen an die Algarve oder auch zum Eintauchen in die Naturschönheiten von Madeira oder den Azoren.» Sie stellt eine grosse Herbst-Nachfrage fest: «Es ist durchaus möglich, dass der Klimawandel mit ein Grund für diese Entwicklung ist, schliesslich ist es in den Nebensaisons immer noch angenehm warm, aber nicht so heiss wie im Sommer.»

Durchschnittspreise leicht höher

Bei Branchenleader Hotelplan Suisse zeigen sich ähnliche Destinationstrends. Sprecherin Bianca Gähweiler nennt Thailand, die Malediven und die Mittelmeerziele Griechenland, Zypern, Spanien und  Tunesien – und ergänzt: «Im Individualreisen-Bereich sind in den Wintermonaten Reisen nach Finnisch Lappland gefragt. Eine weitere wieder beliebte Destination unserer Kundschaft ist Australien. Im Sommer sind dann Motorhome-Ferien in den USA & Kanada am beliebtesten. Und ebenfalls zieht es in den Sommermonaten zahleiche unserer Kundinnen und Kunden nach Schottland und Portugal.»

Weiter sagt die Hotelplan-Sprecherin: «Die Buchungen erfolgen wieder gleich weit im Voraus wie vor der Pandemie, was zwischen 90 bis 120 Tage vor Abreise bedeutet. Zudem sehen wir, dass das Interesse an Individualreisen steigt und unsere Kundinnen und Kunden sich vermehrt für nachhaltige Unterkünften interessieren.»

Bei der Einschätzung der Reisepreise für das Jahr 2024, nennt Bianca Gähweiler eine Erhöhung in der Bandbreite von 5 bis 10 Prozent. Grund seien zum einen die höheren Flugkosten, zum andern seien die Preise auch wegen der Inflation und der damit gestiegenen Fixkosten in den Destinationen gestiegen.

34 Prozent bleiben in der Schweiz

Doch sind die Leute auch gewillt, höhere Reisepreise zu zahlen? Dieser Frage ist Kuoni nachgegangen mittels einer Marketagent-Umfrage. Wie sieht Ihr Ferienbudget für das kommende Jahr 2024 im Vergleich zu 2023 aus?

Alles beim Alten also, die Ferienbudgets sinken hinsichtlich 2024 nicht. «Wir rechnen destinationsübergreifend nicht mit weiter steigenden (Flug-)Preisen. Der Wechselkurs macht das Reisen aus Schweizer Sicht weiterhin attraktiv», sagt Kuoni-Sprecher Markus Flick.

Kuoni wollte von den 1020 befragten Schweizerinnen und Schweizern zudem in Erfahrung bringen: «Bitte denken Sie einmal an Ihre Ferienpläne für das gesamte kommende Jahr 2024. Was trifft hier auf Sie zu?»

Bei den beliebtesten Reisezielen im Jahr 2024 tauchen auch bei Kuoni die üblichen Favoriten auf: aktuell sind es Malediven, Phuket, Thailand, Mauritius und Gran Canaria – «da werden sich die Europa-Destinationen noch in den Vordergrund drängen – da beginnt die Hauptbuchungszeit dann pünktlich mit dem Start in das neue Jahr», ergänzt Markus Flick. Weiter nennt er den Nordeuropa-Trend, eine gute Nachfrage bei Kreuzfahrten und Bahnanreisen.

«Die Buchungslage präsentiert sich sehr gut. Für 2024 liegen wir rund 20 Prozent über dem Vorjahr. Im kommenden Jahr dürfte sich auch die Anzahl unserer Gäste wieder dem von 2019 bekannten Niveau nähern. Für Buchungen zwischen dem 1.1. und dem 22.11.2023 betrug die Vorausbuchungsfrist im Schnitt 100 Tage. Im Vorjahr waren es noch 80, noch ein Jahr davor 62.»

Fragezeichen im neuen Jahr

So verheissungsvoll sich die Nachfrage und die Buchungseingänge für 2024 präsentieren, einige Fragezeichen gilt es aber zu beachten:

1. Kaufkraft

Zwar ist bei der Kuoni-Umfrage kein Einbruch der Ferienbudgets zu eruieren, höhere Krankenkassen-Prämien, Mieten und sonstige Ausgaben dürften sich aber gerade bei Familien deutlich bemerkbar machen. Ob der Run auf Mittelmeer-Badeferien im Sommer schon im Januar einsetzt, wie in anderen Jahren, gilt es mal abzuwarten. Engelberg statt Elba, Klöntal statt Kreta könnte für budgetschwächere Familien zum Thema werden.

2. Hitzesommer

Prägten im Sommer 2022 lange Warteschlangen an den Flughäfen die Reise ins Badeferienhotel, war dann der letztjährige Mittelmeer-Sommer heiss, sehr heiss. Vielerorts kletterte Ende Juli die Temperatur auf 40 Grad. Flugchaos, Hitzewellen und Budgetdruck in den Köpfen – diese Faktoren könnten die Sommer-Nachfrage fürs Mittelmeer dämpfen.

3. Herbstnachfrage

Die Buchungen für die Herbstferien 2024 sind in vollem Gang. Der Oktober verspricht angehnehme Temperaturen von Griechenland bis Spanien. Doch bald könnten sich schon Engpässe abzeichnen. Schliesslich konzentriert sich das Herbstgeschäft auf lediglich zwei, drei Wochen.

4. Naturkatastrophen

Die Sicherheitsexperten von Safeture halten in ihrem Ausblick 2024 fest: Der Klimawandel und das Wetterphänomen El Nino werden 2024 für neue Temperaturrekorde sogen. Reisende müssen daher in vielen Regionen mit lang anhaltenden Hitzewellen und Waldbränden rechnen – insbesondere in Australien, Indonesien und in Mitteleuropa.

5. Bewaffnete Konflikte

Der Konflikt zwischen Israel und der Hamas scheint kein Ende zu nehmen, der russische Angriffskrieg in der Ukraine ebenfalls nicht. China baut die Militärpräsenz rund um Taiwan aus. «Die Anzahl der Risiken auf Reisen wird in 2024 weiter steigen. Neue Bedrohungen tauchen auf, bestehende werden komplexer», lautet die Einschätzung von Safeture.

Trotz diesen fünf Fragezeichen – der aktuelle Ausblick auf das Reisejahr 2024 fällt insgesamt positiv aus.

(GWA)