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Im Zentrum fairer Geschäftsreisen stehen Reiserichtlinien, die alle drei Nachhaltigkeitsdimensionen (sozial, ökonomisch und ökologisch) enthalten. Bild: Adobe Stock

Firmen wollen grüner reisen

Wie fair sind Geschäftsreisen bei Schweizer Unternehmen? Eine neue Studie zeigt erstaunliche Ergebnisse.

Bis zu 89 Prozent der Geschäftsreisenden wollen Massnahmen ergreifen, um die Umweltauswirkungen ihrer Reisen zu reduzieren. Fairunterwegs wollte es genauer wissen und liess bei der Hochschule Luzern eine Studie zur Frage erstellen: Wie steht es um Menschenrechte und Klimaschutz bei Geschäftsreisen von Schweizer Unternehmen? Die Ergebnisse werden am Dienstag, 3. Oktober zwischen 11.30 und 12.15 Uhr an einem Webinar vorgestellt (Anmelden via info@fairunterwegs.org).

Es wird wieder geschäftig gereist: Bereits Mitte letzten Jahres hat die weltweite Buchungsanzahl für Geschäftsflüge das Vorpandemieniveau erreicht, fand Mastercard heraus. Dies steht in einem gewissen Widerspruch zu Studien wie der kürzlich publizierten Umfrage von SAP Concur, die angibt, dass 89 Prozent der Geschäftsreisenden Massnahmen ergreifen wollen, um die Umweltauswirkungen ihrer Geschäftsreisen zu reduzieren.

Fairunterwegs, die Schweizer Non-Profit-Organisation, die sich seit 1977 für faires Reisen einsetzt, liess daher an der Hochschule Luzern eine eigene Studie erstellen. Die Fragestellung «Wie fair sind Geschäftsreisen?» wurde in acht Forschungsfragen unterteilt zu Themen wie Travel Policy und Reglemente, Nachhaltigkeitsstandards und -Labels oder Umsetzungsmechanismen und Anreizsysteme.  Das Kernstück der Studie ist eine Online-Umfrage bei Geschäftsreisenden, Nachhaltigkeitsverantwortlichen und Geschäftsreise-Verantwortlichen.

Die wichtigsten Umfrageergebnisse  

  • Die Mehrheit der Teilnehmenden bevorzugt eigentlich Onlinemeetings.
  • Die Hälfte der Befragten erfassen Daten wie die Aufenthaltsdauer, Anzahl der Reisen und CO2-Emissionen ihrer Geschäftsreisen. Der Fokus liegt somit auf Klimaauswirkungen. Mithin besteht die Gefahr, dass Klimaschutz mit Nachhaltigkeit gleichgesetzt wird.
  • Reiserichtlinien werden bei der Planung einer Geschäftsreise als wichtig und verbindlich betrachtet. Derzeit beziehen sie sich vor allem aufs Klima, während andere Bereiche wie Menschenrechte und Tierschutz momentan kaum Beachtung finden. Umgekehrt erachtet die Mehrheit der Befragten Nachhaltigkeitszertifikate als (eher) unwichtig.
  • Nachhaltigkeit muss von der Führung vorgelebt werden. Dies geschieht auch bei der Mehrheit der Unternehmen, allerdings engagiert sich nur ein Drittel der Führungskräfte stark oder sehr stark.

Auch in dieser Studie bestätigt sich der Trend: «Es wird weniger gereist, dafür länger». Bei Anreizsystemen und Umsetzungsmechanismen gehen die Meinungen der Befragten auseinander. Am meisten Anklang findet die Implementierung von verbindlichen Vorgaben. Für die Mehrheit ist es ein Anreiz, Geschäftsreisen mit einem verlängerten Wochenende, mit Arbeit und Ferien (Workation) oder auch Geschäft und Freizeit (Bleisure Travel) verbinden zu können. Erstaunlicherweise erachten 80 Prozent der Befragten Loyalitätsprogramme, also Vielfliegerprogramme, als (eher) unwichtig.  

Einige Empfehlungen

Im Zentrum fairer Geschäftsreisen stehen Reiserichtlinien, die alle drei Nachhaltigkeitsdimensionen (sozial, ökonomisch und ökologisch) enthalten.  

Standards für Menschenrechte und Klimaschutz können bedeuten, dass nur noch Partnerunternehmen berücksichtigt werden, welche nachweislich (zum Beispiel durch Zertifikate) die Menschenrechte einhalten.

Es ist entscheidend, dass die Führungsebene sich auch an die Vorgaben hält und engagiert vorangeht.  

Die Einführung von Anreizsystemen fördert faire Geschäftsreisen. Anreize können die interne Bepreisung des CO2-Ausstosses sein, Anrechnen der Fahrzeit als Arbeitszeit oder Motivationen zum Verlängern der Aufenthaltsdauer. Umgekehrt sollten Loyalitätsprogramme abgeschafft werden.

(TN)