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Panelgespräch am Arabian Travel Market über GCC als eigene Tourismusregion, von links: HE Abdulla Al Saleh (Staatssekretär der Vereinigten Arabische Emirate), Fahd Hamidaddin (CEO Saudi Tourism Authority) und HE Fatima Al Sairafi (Tourismusministerin Kingdom of Bahrain); ganz rechts: Journalist und Moderator Sameer Hashmi. Bild: Daniel Tschudy

Die neue Tourismusregion am Golf

Daniel Tschudy

Machen die sechs Golfstaaten bald gemeinsame Sache? Die Fussball-WM hat Katar, Bahrain, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten gezeigt, wie sie ihre Region gemeinsam noch besser vermarkten können.

Der Golfkooperationsrat GCC (Gulf Cooperation Council) wurde 1981 gegründet und umfasst die Staaten Saudi-Arabien, Kuwait, Oman, Katar, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate. Auf insgesamt rund 2,5 Millionen Quadratkilometern leben fast sechzig Millionen Menschen. Die Zusammenarbeit untereinander war immer schwierig, vor allem während dem dreijährigen Konflikt mit Katar. Dieser wurde im vorletzten Jahr beendet und dann fand die Fussball-WM statt, durchaus erfolgreich, nicht nur für Katar, sondern auch für die anderen arabischen Staaten.

Denn, so führte es Abdulla Al Saleh, Staatssekretär der Vereinigten Arabische Emirate, an einer Panel-Veranstaltung anlässlich des Arabian Travel Market (ATM) in Dubai aus: «Wir haben alle vom Grossevent in Doha profitiert. Einerseits von der globalen Medienkampagne, welche ihr Licht auf die ganze Arabische Welt hielt. Andererseits von Touristen, die nach einem Aufenthalt in Doha auch weitere arabische Länder besuchten und von Fussballteams, die sich in einem anderen arabischen Land als Katar vorbereiteten oder Trainingsspiele absolvierten. Dann gab es auch viele Fans, die bei uns in Dubai übernachteten und nur für die jeweiligen Spiele nach Doha flogen» (flydubai beispielsweise bot «gepäcklose» Tages-Retourflüge von Dubai nach Doha an).

Auch Fahd Hamidaddin, CEO der Saudi Tourism Authority, bestätigt dies und dass Saudi-Arabien vom Medienrummel um die Fussball-WM profitierte. «Wir sehen das ja auch in der Formel 1. Mittlerweile führen vier unserer GCC-Staaten (Saudi-Arabien, Bahrain, Katar und VAE) F1-Rennen durch; das sind jährlich sich wiederholende globale Werbeträger, die automatisch einen direkten Einfluss auf die gesamte Wahrnehmung unserer Region und auf das spezifische touristische Angebot der arabischen Welt haben».

Gemeinsame Tourismusförderung

In einem Interview mit Travelnews stellte Issam Kazim, CEO des Department of Tourism & Commerce Marketing in Dubai, bereits die neue Cruise Alliance vor, in der Kreuzfahrten im Persischen Golf (lokal «Arabischer Golf» genannt) durchgeführt werden; mit 7-tägigen Fahrten zu mehreren GCC-Hafen. Die Tourismusministerin von Bahrain, HE Fatima Al Sairafi, nimmt dieses gemeinsame Cruise-Geschäft als Modell für weitere Zusammenarbeiten. «Auch wir durften spin-off-Geschäft von der Fussball-WM betreuen und auch wir arbeiten an der Cruise Alliance mit. Unsere sechs Staaten haben gemeinsame arabische Werte, die lassen sich in den Fernmärkten auch gemeinsam vermarkten, ähnlich wie beispielsweise die Europäischen Alpenländer gemeinsam in Japan und Amerika werben. Und dann verfügt doch jedes der arabischen Länder über eine eigene kulturelle Identität, so wie wir dann Bahrain auch eigenständig anbieten können».

Bild: maps of the world

Der Moderator Sameer Hashmi brachte dann den fast doppelt so grossen Schengen-Raum ins Gespräch und wie man dort, dank des koordinierten Visa-Systems und dem vereinfachten Personengrenzkontrollen, den Tourismus aus den Fernmärkten merklich fördern konnte. Nun gibt es in den GCC-Staaten Überlegungen, ob und wie man ein «arabisches Schengen» einführen könnte. Denn das würde zweifelsohne, beispielsweise im bald wieder starken Chinesischen Markt oder auch in Südafrika, eine grosse Nachfrage auslösen. Fahd Hamidaddin von Saudi Tourism Authority sieht das noch etwas kritisch, «da müsse dann noch einiges ausdiskutiert werden, aber die Idee finden auch wir interessant».

Sommergeschäft soll belebt werden

Gemeinsam haben die sechs Staaten schon jetzt, dass sie sich allesamt und, wo passend, zusammen als Ganzjahres-Region aufstellen wollen. Dubai suchte sich dafür den britischen Markt und Saudi-Arabien entwickelt derzeit eine gewaltige touristische Infrastruktur, bei der die Besucherinnen und Besucher viel Zeit indoor verbringen können. Auch Experience Abu Dhabi stellte auf der ATM eine neue Sommerkampagne vor, «One Summer Isn't Enough», womit man Reisende zu Sommerferien in Abu Dhabi inspirieren will. Dies mit Angeboten wie «mehr bleiben, weniger zahlen» für Aufenthalte mit vier bis sieben Übernachtungen.

Interessant ist, eigentlich neu, dass die GCC-Staaten offensichtlich keine Angst mehr haben vor der eigenen Konkurrenz aus dem arabischen Raum. HE Abdulla Al Saleh sieht den jahrzehntelangen Zeitvorsprung von Dubai als grossen Vorteil, während Fahd Hamidaddin überzeugt ist, dass Saudi-Arabien von der Erfahrung und den Fehlern, die Dubai in den vergangenen 25 Jahren gemacht hat, profitieren kann. Und sogar HE Fatima Al Sairafi ist überzeugt, dass Konkurrenz auch für ihr kleines Königland bereichernd ist.

Letztlich werden es aber zwei der sechs Staaten sein, die in den kommenden 25 Jahren den touristischen Ton angeben. Dubai in der Tat mit seinem Zeitvorsprung und seinem bereits stark ausgebauten Produkt. Und Saudi-Arabien, das sich mit grossen Budgets und entsprechend langen Schritten als touristischer Gross-Player etablieren wird.

Saudi-Arabien hat in Europa vor allem Grossbritannien und Frankreich im Visier – aber auch Indien und bald wieder China. Die kleineren Anbieter, wie Oman, dürften dann erfolgreich sein, wenn sie ihre Nischenpositionen (Angebot und Dienstleistung) nicht verlassen und sich auf ihre USP konzentrieren. Bei Sultanat Oman, beispielsweise, besteht das Angebot nicht aus einer urban-arabischen Weltdestination, sondern aus dem Zauber des Orients mit Geschichten der Märchen aus 1001 Nacht: Bunte Märkte mit Weihrauchduft, beeindruckende Festungen und jahrhundertealte Ingenieurskunst. Auch eine Seite Arabiens.

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