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Die Hyperschallflugzeuge von Destinus sollen das Fliegen revolutionieren. Bild: Destinus

In gut vier Stunden von Zürich nach Sydney?

Das Schweizer Startup Destinus ist in das Geschäft mit Hyperschallflugzeugen eingestiegen. Das ambitionierte Projekt, das die Flugzeiten massiv verkürzen soll, erregt jetzt auch Aufsehen in den USA.

Es ist nun zwei Jahrzehnte her, dass die Ära des kommerziellen Überschallflugs mit der letzten Landung der Concorde auf einem Flugplatz im Südwesten Englands endete. In den vergangenen Jahren haben sich zahlreiche Unternehmen an neuen Technologien versucht, die superschnelles Reisen versprechen. Viele dieser Projekte sind allerdings ins Stocken geraten oder bereits wieder beerdigt worden.

Das Vorhaben des Schweizer Startups Destinus gilt in diesem Bereich als eines der aussichtsreichsten Projekte. Es verspricht Reisezeiten von gut vier Stunden für die Strecke von Zürich nach Sydney respektive von 90 Minuten für den Flug von Zürich nach Dubai. Destinus hat seinen Sitz in Payerne im Kanton Waadt. Es wurde 2021 gegründet und beschäftigt rund 120 Mitarbeitende in Spanien, Frankreich und Deutschland.

Erstflug des dritten Prototypen noch in diesem Jahr

«CNN» stellt Destinus in einem längeren Artikel ins Scheinwerferlicht und berichtet von ersten Erfolgen des Schweizer Startups. Das Destinus-Konzept ist ein wasserstoffbetriebener Flug mit fünffacher Schallgeschwindigkeit, wodurch die Flugdauer auf weniger als ein Viertel der derzeitigen Reisezeiten verkürzt würde. Die ersten beiden Prototypen haben erfolgreiche Testflüge absolviert. Der dritte Prototyp – Destinus 3 – soll bis Ende des Jahres erstmals abheben.

Wie Martina Löfqvist, Business Development Manager von Destinus, gegenüber «CNN» sagt, setzt die Firma auf Wasserstoff, da es sich um eine saubere, erneuerbare Energiequelle handelt, die immer kostengünstiger zu produzieren ist. Die wasserstoffbetriebene Luftfahrt steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. Airbus entwickelt ein Wasserstoff-Strahltriebwerk, das laut eigenen Angaben 2026 mit Flugtests beginnen soll.

Erstes Flugzeug soll in den 2030er-Jahren auf den Markt kommen

Die Destinus-Prototypen sind so genannte Blended-Body-Flugzeuge in Waverider-Form – ein Hyperschall-Design, das erstmals in den 1950er-Jahren konzipiert wurde. Die mittlerweile klassische Form wurde viele Jahre getestet. «Es ist eine ziemlich effiziente Form, durch die man weniger Treibstoff verbraucht, weil man weniger Luftwiderstand hat», so Löfqvist. Natürlich passt Destinus mit jedem neuen Prototypen das Design an.

Der Zeitplan sieht vor, dass das Unternehmen in den 2030er-Jahren in der Lage sein wird, ein kleineres Flugzeug mit Platz für etwa 25 Passagiere auf den Markt zu bringen, das eine gewisse Reichweiten-Beschränkung haben und sich vollständig auf Business-Class-Kunden konzentrieren wird.

In den 2040er-Jahren soll eine grössere Version mehrere Klassen haben, einschliesslich Economy. «Wir hoffen, dass bis dahin die Wasserstoffpreise deutlich sinken, damit wir dann auch die Flugpreise für diese Ultra-Langstreckenflüge deutlich senken können», erklärt Martina Löfqvist von Destinus.

Finanzierung ist vorläufig gesichert

Die Pläne des Unternehmens hängen stark von den Launen des Wasserstoffmarkts ab. Experten rechnen hier laut Löfqvist mit sinkenden Preisen. Vergangenen Monat erwarb Destinus das niederländische Unternehmen OPRA, das jetzt Destinus Energy heisst. Löfqvist sagt: «Das bedeutet, dass wir bereits in diesem Jahr Einnahmen erzielen können, weil OPRA bereits Gasturbinen hat, die gebaut und verkauft werden.»

Neben den Geldspritzen von privaten Investoren und der öffentlichen Hand – unter anderem der spanischen Regierung – hofft Destinus, dass diese zusätzlichen Einnahmen dazu beitragen werden, um das Projekt weiterzutreiben. Das in Nevada ansässige Aerion, das ein Hauptkonkurrent im Rennen um den Bau des ersten Überschall-Passagierflugzeugs war, brach im Mai 2021 zusammen.

In Schanghai frühstücken und kurz nach dem Mittagessen in Sao Paulo landen: das tönt verlockend. Bis die Hyperschalljets mit Passagieren um die Welt fliegen, gilt es allerdings noch viele technologische, ökologische und finanzielle Hürden zu überwinden.

(TN)