Future

Hotelplan erforscht die Möglichkeiten des Metaverse. Am Donnerstagabend nahmen CEO Laura Meyer und Nicole Pfammatter, Chefin von Hotelplan Suisse, an einer Diskussionsrunde im virtuellen Raum statt. Bild: Screenshot

«Ich träume davon, ein Reiseziel mit einer VR-Brille zu erkunden»

Reto Suter

Hotelplan Suisse hat einen Versuchsballon im digitalen Raum gezündet. Eine illustre Gästerunde tauchte ins Metaverse ein und diskutierte über die Möglichkeiten, die das Internet der Zukunft der Reisebranche bietet.

Immer mehr Schweizer Unternehmen experimentieren mit dem Metaverse. Jetzt hat sich auch Hotelplan Suisse angeschickt, die Möglichkeiten im Internet der Zukunft auszuloten. Gestern Donnerstagabend fand eine Diskussionsrunde statt zu den Perspektiven, die der virtuelle Raum den Firmen aus der Tourismusbranche bietet.

Mit dabei: Hotelplan-CEO Laura Meyer als Avatar mit pinken Haaren und Nicole Pfammatter, Chefin von Hotelplan Suisse, in progressiver grüner Jacke. Als Experten meldeten sich Roger Oberholzer, CEO der Metaverse Academy, und Armin Brysch von der Fakultät Tourismus-Management an der Hochschule Kempten zu Wort. Rund 40 Interessierte waren im virtuellen Raum zugegen. Wie es sich im Internet der Zukunft gehört: alle in Form eines Avatars.

Schwarze Kleidung, pinkes Haar: Hotelplan-CEO Laura Meyer im Metaverse.

Das Ambiente versprühte einen Hauch von Ferienfeeling. Treffpunkt war ein hoher Raum, der in seinem Design an die Masoala-Halle im Zoo Zürich erinnerte. Rundherum konnten die Teilnehmenden die Luft der grossen weiten Welt schnuppern. Die drei Ausgänge führten nach Griechenland, London und in eine afrikanische Safari-Lodge mit direktem Blick zu Giraffen.

Hotelplan verortet mehr Chancen als Risiken

Punkto Metaverse haben sich im Hotelplan-Konzern Nicole Pfammatter und Simon Göldi, Marketing-Chef von Hotelplan Suisse, als treibende Kräfte entpuppt. «Wir möchten rechtzeitig auf diesen Zug aufspringen», sagt Pfammatter. «Ich spüre speziell bei jungen Mitarbeitenden ein grosses Interesse daran.» Sie könne sich gut vorstellen, das Metaverse im Arbeitsalltag einzusetzen. So könnten bei Destinationen, die schwierig zu erreichen sind, Mitarbeiterschulungen künftig im virtuellen Raum stattfinden.

Viel Potenzial erkennt im Internet der Zukunft auch Hotelplan-CEO Laura Meyer. Sie prophezeit: «Statt mit Videos können sich Destinationen wohl schon bald im Metaverse präsentieren». Interessant sein könne die neue Technologie auch für Interhome. «Wenn sich Kundinnen und Kunden künftig auf diesem Weg ein Bild von Ferienhäusern und Ferienwohnungen machen könnten, wäre das ein grosser Fortschritt», so Meyer. Sie möchte auch ganz persönlich von den Möglichkeiten des Metaverse profitieren. «Ich träume schon länger davon, ein Reiseziel mit VR-Brille zu erkunden», offenbarte die Hotelplan-Chefin in der Diskussionsrunde.

Dass der virtuelle Raum dem echten Reiseerlebnis schon bald den Rang abläuft, glaubt Meyer nicht. Sie habe keinerlei Bedenken, dass es soweit kommen könnte. «Reisen ist ein Erlebnis für alle Sinne. Von dem ist das Metaverse schon noch ein gutes Stück weg.»

Verhaltenes Interesse in der Schweiz

Die Experten pflichten Laura Meyer bei. Eine aktuelle Studie zeige zwar, dass die Menschen in der Schweiz dem Metaverse gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt seien, erklärt Roger Oberholzer, CEO der Metaverse Academy. Erst jeder zehnte Befragte habe aber schon selbst Erfahrungen mit dem Internet der Zukunft gesammelt. «Hier braucht es noch viel Aufklärungsarbeit», so Oberholzer. Das Metaverse werde dem realen Reiseerlebnis nie ganz den Rang ablaufen.

Ein Hauch von Ferienfeeling: zur Auswahl stehen Griechenland, London und eine afrikanische Safari-Lodge mit direktem Blick zu Giraffen.

Das sieht auch Armin Brysch von der Fakultät Tourismus-Management an der Hochschule Kempten so. Die neue Technologie biete aber durchaus Möglichkeiten, um einzelne Elemente einer Reise zu ersetzen. Als Beispiel nennt er den Adrenalin-Kick einer Achterbahn-Fahrt, den man sich künftig auch im virtuellen Raum holen könne. Der Europa-Park in Rust sei mit seinen Angeboten einer der Vorreiter in diesem Bereich.

«Auch das lange Anstehen vor dem Louvre in Paris ist vielleicht bald nicht mehr nötig, wenn man die Mona Lisa bestaunen will», sagt Brysch. Hier könne ein entspannter Aufenthalt im virtuellen Atelier von Leonardo da Vinci den Museumsbesuch ersetzen. Das wäre dann wohl für alle ein Gewinn. Die Metaverse-Fans könnten auf diese Option umschwenken und die Reisenden, die sich Mona Lisa nach wie im Louvre anschauen möchten, würden sich über deutlich kürzere Wartezeiten freuen.