Future

Reisen im Jahr 2070: Herzschlag- und biometrische Pässe sollen gemäss einer Easyjet-Zukunftsforschung den traditionellen Reisepass ersetzen, damit die Passagiere ohne Probleme durch den Flughafen kommen. Bilder: Easyjet

Sensorische Flugsitze, unterirdisches Hotel, 3D-gedruckte Ferienkleidung

Zukunftsforscher skizzieren die Fliegerei sowie das Hotel- und Ausflugserlebnis von übermorgen. Na ja: ein bisschen viel Science-Fiction ist da reingeraten und erstaunlich wenig Nachhaltigkeit, lautet unser Fazit.

Mit einer Flotte von total 318 Flugzeugen und 100 Millionen Passagieren im Jahr pflastert Easyjet den europäischen Himmel ziemlich zu. Der britische Lowcost-Carrier will auch morgen und übermorgen im Reisegeschäft eine Rolle spielen.

Doch wie sieht das Reisen in Zukunft überhaupt aus? Im Auftrag von Easyjet haben sechs Zukunftsforscher ins Jahr 2070 geblickt und sich das Reisen der fernen Zukunft ausgemalt. Hier stellen wir die 14 Erkenntnisse vor – und sagen, was wir davon halten.

Das sind die Erkenntnisse zur Fliegerei

1. Die Reise zum Flughafen und das Flugerlebnis werden durch technologische Fortschritte revolutioniert. Herzschlag- und biometrische Pässe werden den traditionellen Reisepass ersetzen, damit die Passagiere ohne Probleme durch den Flughafen kommen. Die Herzschlag-Signatur und die biometrischen Daten der Passagiere werden in einem globalen System gespeichert, so wie es heute mit der Fingerabdruck-Scantechnologie funktioniert.

2. Ergonomische und biomimetisch-sensorische Flugzeugsitze werden zur Norm, mit intelligenten Materialien, die sich an die Körperform, die Grösse, das Gewicht und die Temperatur der Passagiere anpassen und so den ultimativen, massgeschneiderten Flugkomfort bieten

3. Die Unterhaltung während des Fluges wird über optoelektronische Geräte direkt vor die Augen der Passagiere gestrahlt, was die Notwendigkeit von Bildschirmen an Bord oder das Herunterladen von Filmen vor dem Flug überflüssig macht.

Optoelektronische Geräte direkt vor den Augen: ein Bildschirm soll künftig nicht mehr nötig sein.

4. e-VTOL-Lufttaxis werden den Flughafenparkplatz-Shuttle überflüssig machen - die Fahrt zum Flughafen wird schneller und bequemer sein als je zuvor, da 85 Prozent der Passagiere mit e-VTOLs von zu Hause zum Terminal gelangen.

Das Übernachtungs-Erlebnis wird ziemlich anders aussehen

5. 3D-gedruckte Hotelbuffets werden es den Feriengästen ermöglichen, das, was sie zum Frühstück, Mittag- und Abendessen essen möchten, in 3D zu drucken und gleichzeitig die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.

Das Essen am Hotelbuffet stammt künftig aus dem 3D-Drucker, so eine weitere Idee der Zukunftsforscher.

6. Unterirdische, in die Erde eingebaute Hotels, werden äusserst energieeffizient sein und im Einklang mit der Umwelt stehen

7. Alle Hotelzimmer werden «Smart Rooms» sein, in denen die Betten bereits auf den gewünschten Härtegrad eingestellt sind, die Umgebungstemperatur stimmt und die Lieblingsmusik läuft, je nachdem, welche Vorlieben Sie bei der Buchung Ihres Urlaubs angegeben haben.

8. Ein holografischer persönlicher Urlaubs-Concierge wird die Gäste begleiten und sie während ihres gesamten Aufenthalts mit aktuellen Informationen über ihr Reiseziel versorgen und ihnen helfen.

9. 3D-gedruckte, wiederverwertbare Urlaubskleidung bei der Ankunft im Hotel macht den Bedarf an Koffern und schneller Urlaubsmode überflüssig, da die Reisenden die benötigte Kleidung in ihren Hotelzimmern ausdrucken können, zugeschnitten auf ihre perfekte Passform und ihren Stil, und die Materialien für den nächsten Gast recyceln können.

10. Von Menschen betriebene Hotels werden Energie aus den Schritten ihrer Gäste gewinnen, um Strom zu erzeugen.

Innovative Erlebnisse und Aktivitäten

11. Zeitreise-Erlebnisse: die Reisenden von morgen werden in der Lage sein, Urlaub in der Vergangenheit zu machen, indem sie an historischen Stätten haptische Anzüge tragen, die es ihnen ermöglichen, in eine lebendige historische Umgebung einzutauchen und Wunder der antiken Welt wie den Koloss von Rhodos bei einem Spaziergang in Rhodos-Stadt zu bestaunen oder inmitten der Menschenmenge bei den ursprünglichen Olympischen Spielen im antiken Griechenland zu jubeln.

Historische Stätten vor dem Touristenauge? Technologisch denkbar.

12. Testen Sie, bevor Sie kaufen: bionische und Meta-Urlaubsvorschauen sollen es ermöglichen, Orte zu erleben, bevor man die Ferien bucht , etwa Unterwasserabenteuer an Bord von U-Booten, die tief unter dem Meer die Meereswelt entdecken.

13. Es soll künftig In-Ear-Geräte in der Landessprache geben, die man mit in die Ferien mitnehmen kann, um die Landessprache in Echtzeit zu übersetzen und den lokalen Jargon zu sprechen.

14. E-Foiling, Cable-Skiing und Flyboarding werden zum Standardangebot an der Strandpromenade und sollen den Wassersport auf ein neues Niveau heben.

Unser Urteil: viel Science-Fiction, wenig Nachhaltigkeit

Sensoren da, 3D-Drucker hier, Metaverse dort, elektronische Taxis in der Luft: die Erkenntnisse aus der Easyjet-Studie sind ein bunter Mix aus sich andeutenden künftigen Technologien, einer gehörigen Prise Science-Fiction und einem lustigen Blick in die Glaskugel.

Herzschlag-Signatur und biometrische Pässe? Ehrlich? Werden wir eines Tages all unsere persönlichen, individuellen Daten und Angaben in ein globales System einspeisen, wie es sich die Airliner von morgen vorstellen? Wir haben unsere Zweifel. Das Schutz persönlicher Daten wird auch künftig eine Rolle spielen.

Ja, wir haben es auch mitgekriegt, viele moderne Autos sind mit Sitzheizungen ausgestattet. Aber werden die wirklich jemals benötigt? Und nur weil das Feature in der Autowerbung hochgepriesen wird, heisst das noch lange nicht, dass wir künftig Flugsitze benötigen, die sich an unsere Temperatur anpassen.

Über die Nachhaltigkeit künftiger Flugzeuge fällt bei der Easyjet-Studie kein Wort. Erstaunlich, angesicht der drängenden Diskussion, künftig nachhaltig fliegen zu können. Das Stichwort Energieeeffizienz taucht dann erst bei der Gestaltung künftiger Hotels auf und solcher, die unterirdisch, in die Erde eingebaut sind, um eben energieschonend zu sein. Scheint uns auch kein grosser Wurf zu sein, der Blick nach draussen steht beim Hotelaufenthalt auch künftig weit oben.

Die Zukunftsforscher haben es sich mit ihrem Blick ins Jahr 2070 ein bisschen zu einfach gemacht, lautet jedenfalls unser Fazit.

(GWA)