Future

Das TUI-Blue-Hotel Melem auf Santorini ist Teil des Pilotprojekts im Kampf gegen Foodwaste. Bild: TUI Group

In diesem Hotel überwachen jetzt Kameras die Küche

Reto Suter

Die Hotelmarke TUI Blue will mit technischen Mitteln herausfinden, welche Speisen besonders häufig im Abfall landen. Sie hat im Rahmen der ITB ein entsprechendes Pilotprojekt präsentiert.

Hotels wollen ihre Gäste verwöhnen – nicht zuletzt in kulinarischer Hinsicht. Zum Angebot gehören deshalb vielerorts reichhaltige und abwechslungsreiche Buffets oder gut gefüllte Teller, die das Servicepersonal direkt an den Tisch bringt. Schliesslich soll kein Gast den Speisesaal mit halbleerem Magen verlassen müssen, weil er nichts Passendes für sich gefunden hat. Das Problem: Während die einen Speisen sehr beliebt sind und reissenden Absatz finden, bleiben andere liegen. Sie landen am Ende in der Abfalltonne der Hotelküche. Es ist Foodwaste in Reinkultur.

KI für den Kampf gegen Lebensmittelverschwendung

Artur Gerber. Bild: TUI Group

TUI Blue, die Hotelmarke mit rund 100 Häusern in knapp 20 Ländern, will nicht mehr tatenlos zuschauen, wie in den Hotelküchen dieser Welt Jahr für Jahr tonnenweise Essensreste den Weg in den Müll finden. «Abfallvermeidung ist ein sehr grosses Thema für uns», sagt Artur Gerber, Geschäftsführer von TUI Blue, an einem Medientermin im Rahmen der ITB Berlin. «Jetzt wollen wir uns die neuen technischen Möglichkeiten unbedingt zunutze machen und damit etwas gegen die Lebensmittelverschwendung in den Hotels unternehmen.»

Konkret sollen Kameras in der Hotelküche kombiniert mit künstliche Intelligenz (KI) helfen, das Thema «Foodwaste» in den Griff zu bekommen. «Wir erhoffen uns dadurch detaillierte Resultate, welche Produkte bei uns in grösseren Mengen im Müll landen», so Gerber. Ziel sei es, aufgrund der Ergebnisse die Speisekarte anzupassen und – wo nötig – künftig kleinere Portionen aufzutischen.

Pilotversuche in Griechenland und der Türkei

Ein Pilotversuch ist bereits angelaufen. Er dauert rund drei Monate und geht in zwei Hotels über die Bühne. Schon im Gang ist der KI-Test im Hotel TUI Blue Meltemi auf der griechischen Insel Santorini, das rund 100 Zimmer umfasst. Der Küchenchef habe sich nicht gegen den Versuch gewehrt, sagt Gerber. «Es schmeisst ja niemand gerne Essen weg!».

Der zweite Test im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung soll in der Türkei stattfinden – in einem Hotel mit mehreren hundert Zimmern. Es sei wichtig, Hotels in unterschiedlicher Grösse unter die Lupe zu nehmen, um allfällige Gemeinsamkeiten oder grössere Unterschiede festzustellen, erklärt der Geschäftsführer von TUI Blue. «Uns geht es dabei nicht in erster Linie darum, Geld zu sparen, sondern Abfall zu vermeiden.»

Die Ergebnisse des Pilotversuchs werden ganz neue Einblicke bieten in die Vorlieben der TUI-Gäste. Es dürfte sich genau abbilden lassen, worauf die Reisenden abfahren und bei welchen Speisen sie den Schöpflöffel lieber links liegen lassen. Dass schon bald Chatbots die Menükarte schreiben, kann sich Artur Gerber allerdings nicht vorstellen. «Bei uns steht immer noch der Mensch im Fokus», sagt er. «Im Idealfall finden der Küchenchef und der Computer einen gemeinsamen Nenner», fügt er scherzend an. Klar sei für ihn, dass der Küchenchef das letzte Wort habe.