Future

Das Rocketbook: ein gutbetuchtes Notizbuch. Bild: Bernhard Fischer

Tested Rocketbook: So flitzen Deine Notizen

Andreas Güntert

Notizen von Hand schreiben und digital speichern: Klingt auf Reisen gut und nützlich. Was dieses Ding namens Rocketbook wirklich drauf hat – hier unabhängig getestet.

Ein Notizbuch namens Rocketbook? Das hört sich etwas grossmäulig an. Ein paar Notizen auf Papier niederschreiben – das ist doch keine Raketenwissenschaft. Würde man meinen. Aber unser heutiges Reise-Gadget verspricht tatsächlich einiges: Handschriftliche Einträge sollen per Eintrag ins wiederverwendbare Rocketbook digital gespeichert werden. Das macht natürlich neugierig.

Worum es hier geht, gesagt in einfachen Worten: Um einen smarten Notizblock der mit einem speziellen Filzer funktioniert und Niedergeschriebenes elektronisch speichert. Mit diesem Stift werden die Seiten des Notizbuchs so beschriftet, dass die handschriftlichen Einträge via Smartphone und einer speziellen App in die Cloud bugsiert werden können.

Dieses E-Notizbuch macht also, wenn richtig eingesetzt, Flatterblättern und irgendwelchen Papier-Fetzen mit wichtigen Informationen den Garaus. Cool, das Tool. Ob und wie das genau funktioniert, hat Gastautor Bernhard Fischer, selber viel on the road, hier getestet. Come on Bernhard, lass Deine Notizen flitzen!

So funktioniert das smarte Notizbuch

Dieser Ringbuchblock ist Memoheft, Notizbuch und Kalender in einem. Für die Nostalgiker unter uns: Wer nicht immer und alles in einen Computer schreiben will und sowieso ein Smartphone hat, der greift beim Rocketbook gerne zum Tintenroller, der butterweich über die Kunststoffseiten gleitet. Und das im Fast-Ultra-Portabel-Format: nur 22,6 Zentimeter hoch ist das E-Notizbuch, in der Smartphone-Sprache sind das 8,6 Zoll. Das iPhone Pro Max hat 6,7 Zoll, ist also auch nicht viel kleiner.

Weil das Rocketbook aber doch mehr federleichtes Papier als ein Viertelkilo schwerer High-Tech-Prügel ist, sollte man es nicht in die Hosentasche stecken, sonst zerknittert es. Regen kann dem elektronischen hingegen nichts anhaben. Das Plastik-Papier ist nämlich nicht nur hitze-, sondern auch wasserfest.

Was auch immer man darauf kritzelt, landet schliesslich über eine App per Scanfunktion in der Cloud, bei Google Drive, Dropbox, Evernote, OneNote, Slack oder iCloud, was auch immer man verwendet. Praktisch für Moleskine-Romantiker, die den Anschluss an die Tech-Welt nicht verpassen wollen. Und ihre Informationen lieber digitalisieren und in den persönlichen Orbit schicken.

So funktioniert es: Mit einem filzstiftähnlichen Schreiberling notiere ich mir Zug, Gleis und Abfahrtszeit nach Bellinzona. Fünfzehn Sekunden lang muss ich es trocknen lassen – ein wichtiger Erfahrungswert!

Das Datum für die Zugabfahrt habe ich nämlich schon gekillt, weil ich zu schnell umgeblättert habe. Das hat die Tinte an den Rand der Leserlichkeit gebracht. Als die Seite voll war, habe ich sie mit dem Handy eingescannt und in die Datenwolke hochgeladen. Man weiss ja nie… Jede Seite des Rocketbooks hat am unteren Rand sieben verschiedene Symbole, zum Beispiel einen Diamanten, eine Glocke oder einen Apfel. Die Symbole können individuell definierten Kategorien zugeordnet werden.

Zum Beispiel der Diamant für Projekte, der Apfel für Feriennotizen, die Glocke für Erinnerungen. Meine Bellinzona-Fahrt bekommt den Apfel für die iCloud – unglaublich bezeichnend. Bevor ich die Seite hochlade, schraffiere ich den Apfel, damit die kluge App versteht, welche Rubrik nun gilt. Mein Rocketbook, ein Aktenordner im Taschenformat.

Für den Zug zurück nach Zürich wische ich die Seite mit einem benetzten Mikrofasertuch wieder leer. Die Seite ist blank, als ob nie was draufgestanden wäre. Eine elektronische Evolution, das ewig wiederverwenbare Notizheft.

Dein Einsatz, Rocketbook! Links die handschriftlichen Notizen, die dann (rechts) aufs die Smartphone App geschickt werden. Bild: Bernhard Fischer

Rocketbook: Die Stärken

Einmal knappe 40 Franken inklusive Stift ist bei lebenslanger Nutzung ist deutlich günstiger als 20 Franken für ein Notizbuch von Moleskine, das nach einem Monat vollgeschrieben und reif für den Rund- oder Aktenordner ist. Was man einmal ins unendlich wiederverwendbare Notizbuch reingeschrieben hat, kann man ganz einfach mit einem Mikrofasertuch und ein paar Tropfen Wasser wieder wegwischen.

Obendrein ist es umweltfreundlich, weil – eh klar – kein Papier. Und weil manches in der digitalen Welt doch besser funktioniert: Alle vom Rocketbook eingescannten Seiten können per Suchfunktion nach Stichworten und Passagen durchforstet und Ablagerubriken neu gesetzt werden. Für Vielreisende der Oberbonus: Das Raketen-Blöckli ist nur neun Millimeter dünn, leicht wie ein Comic-Heft und gut verstaubar.

Rocketbook Fusion: Die Schwächen

Glück hat, wer Rechtshänder ist. Die Tinte muss für einige Sekunden trocknen. Wer aber mit links von Links kommt, der schmiert statt schreibt. Auch sollte man den Gedanken Zeit geben, sich zu setzen – im Kopf und auf dem Plastik-Papier, sonst schmiert, klebt und patzt es. Eine Wasserquelle in der Nähe ist von Vorteil, wenn man die unendlich haltbaren Notizen wieder loswerden will. Das geht zwar auch mit Spucke, ist aber vielleicht nicht so appetitlich.

Willst Du Dein Mikrofasertuch in ein Spucktuch verwandeln? Das darfst Du natürlich. Unendlich piekfein ist das aber – dafür braucht es keine Knigge-Raketenwissenschaft – wohl eher nicht.

Digitales Notizbuch: Geeignet für

Digitale Nomaden und alle anderen Vielschreiberinnen und Vielschreiber, die ihre Geistesblitze schnell zu Papier bringen wollen. Und scharf sind darauf, diese Eingebungen ebenso schnell auf einer digitalen Plattform eingeben zu können.

Rocketbook Fusion: Preis

Das digitale Notizbuch Rocketbook ist in der Schweiz bei vielen Offline- und Online-Händlern wie Interdiscount, Melectronics, Digitec Galaxus oder Brack.ch erhältlich.

Der Internaut hat sein spezifisches Analog-Elektro-Notizbuch namens Rocketbook Fusion Smart (A5, Liniert) bei Microspot.ch eingekauft. Zum von 42 Franken CHF, was ziemlich genau auch 42 Euro entspricht.

Rocketbook im Test: Fazit

Die Technologie des Fusion Journal von Rocketbook klingt zu schön, um wahr zu sein. Aber es ist tatsächlich wahr. Wenn man weiss, wie man die Vorteile des Rocketbooks am besten nutzt. Zur Wiedervewendbarkeit der Seiten kommen weitere Goodies hinzu, die sich gut auf Reisen machen.

Als da sind: Zwei Wochenkalender, Kalenderblätter und drei Seiten für Projekte oder Ideen. Was bedeutet: Man muss sich nie mehr einen Papier-Planer kaufen. Fazit also: Dieses Reise-Gadget ist durchaus nützlich für unterwegs.

Manchmal genügt, wie jede Lehrperson weiss, nur eine Note oder eine einzige Bewertung nicht. Etwa, wenn man beachten sollte, was das Lernziel ist. Oder, wie bei diesem Reise-Gadget, wer hier als Zielgruppe in Frage kommt.

Im gutschweizerischen Notensystem, das von 6 (absolute Sonderleistung) bis 1 (kompletter Ausfall) reicht, kommt das Rocketbook Fusion in meiner Bewertung mit Note 5 durch. Wenn es sich um die Zielgruppe der digitalaffinen Menschen handelt. Hat man aber Menschen vor dem geistigen Auge, die auf Papier als Ausgangspunkt und Endprodukt schwören, liegt wohl kaum mehr als Note 2 drin.

Rocket Book Fusion: Übrigens

Von analog zu digital: Was früher einst handschriftlich festgehalten wurde, wandert nun nach und nach in die endlosen Speicher der Computer-Clouds. Den Trend zu papierlosen Notizen gibt es in der Welt der Travellers ähnlich wie beim Rocketbook auch beim Reisetagebuch. Wie sich das digitale Reise-Journal Findpenguins im unabhängigen Test macht, kannst Du hier nachlesen.