Future
Googles nächster Schritt auf der KI-Reise
Cornel KüngDie Antwort von Google auf Microsofts Ankündigung der Integration von ChatGPT liess nicht lange auf sich warten. Am gestrigen Livestream aus Paris mit dem Titel «So hilft uns KI, Informationen auf neue Weise zu erkunden» präsentierte SVP Prabhakar Raghavan eine Fülle KI getriebener Innovationen, die aktuell respektive demnächst ausgerollt werden.
Als Senior Vice President verantwortet Prabhakar Raghavan gleich mehrere Produkte wie Google Search, Assistant, Geo, Ads und weitere. Wenig überraschend und doch erstaunlich war, mit welcher Dynamik nun KI-Lösungen in der Google-Welt Einzug halten.
Was konkret bringt künstliche Intelligenz?
Ganz im Sinne von Googles Claim «das Leben möglichst vieler Leute deutlich zu verbessern» zeigten Kolleginnen und Kollegen von Prabhakar Raghavan konkrete Anwendungsbeispiele in unterschiedlichen Apps wie Google Translate, Maps oder Search.
Wo gibt es in der Nähe ein trendiges Café?
In meiner Handy-Kamera werden gar jene Lokationen angezeigt, die versteckt um die nächste Ecke liegen. Informationen über Öffnungszeiten, Interieur und Angebot sind dann nur einen Knopfdruck weiter.
Was ist die attraktivste Route zu meinem Ziel?
«Bard», Googles Chatbot, zeigt mir nicht nur die reizvollste Strecke, sondern auch lohnenswerte Attraktionen auf dem Weg.
Wie sieht der Petersplatz bei Regen aus?
Mit einem Schieber kann ich bekannte Objekte zu unterschiedlichen Tageszeiten und Wetterbedingungen darstellen.
Wie sieht die Sagrada Família wohl in Wirklichkeit aus?
«Immersive view» heisst das Schlagwort. Statt platter 2D-Darstellung werden plastische und realitätsnahe Ansichten auf den Bildschirm gezaubert.
Mit «indoor live views» werden hochqualitative Innenansichten beliebter Objekte in einer 360-Grad Ansicht dargestellt.
Wieso hat Google gute Karten?
Dank der schieren Menge an Daten und Applikationen, kann Google die Informationen in unterschiedlichem Kontext darstellen. Anwendungen dürften sukzessive in die ganze Produktpalette der Google Apps einfliessen.
Dass Google prädestiniert ist, diesen Technologiesprung selbständig zu gestalten, dürfte in gewissen Bereichen sicher ein Alleinstellungsmerkmal bringen. Massgeblichen Einfluss in diesem globalen Wettlauf dürfte jedoch die Geschwindigkeit beim roll-out dieser neuen Generation an Features sein.
Alles wunderbar?
Kontrovers betrachtet werden die Errungenschaften in den Bereichen Kunst und Kultur. Der technisch verliebte Opernliebhaber kann virtuelle Sängerinnen und Sänger eine Arie singen lassen. Der Laienpoet darf sein nächstes Gedicht outsourcen und gemütlich ein Gläschen Wein trinken. Ob dies nun zu höherem Kunst- und Kulturengagement führt, oder gar zu einer Verarmung der humanen Kunst?
Was heisst das für die Reisebranche?
Inwiefern diese Anwendungen in der Wertschöpfungskette der Reiseindustrie zu Veränderungen führen werden, bleibt vorerst mal offen und ist ein lohnenswertes Gesprächsthema.
Spontanes Erkunden der Destination wird für Lesemuffel bedeutend einfacher. Die Visualisierung dank immersiven Ansichten kann sowohl die Erwartungshaltung näher an die reale Erfahrung bringen, jedoch auch inspirativ in der Planung genutzt werden. Auf die Nutzung der Dienstleistungen von Reisebüros oder Veranstaltern werden jene wohl kaum verzichten, die eine solide Beratung und Vertrauen suchen.
Fazit:
Ob wir nun diese Innovationen willkommen heissen oder eher skeptisch gesinnt sind, Einzug werden sie halten. Und wir stehen erst am Anfang dieser neuen Ära, so das Schlusswort von Prabhakar Raghavan.