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Chatgpt für Reisen: Nützliche Sache, wenn man Künstliche Intelligenz (KI) mit eK (eingeschaltetem Kopf) kombiniert. Bild: Pixabay

Verblüffend, was der Chatbot Chat GPT liefert

Andreas Güntert

Alles spricht vom Chatbot, der Künstliche Intelligenz allen verfügbar macht. Diesen Chat GPT testen wir jetzt gleich und lassen das Online-Tool touristisch gegen Google antreten.

Chat GPT? Bis vor wenigen Wochen wusste niemand, was das ist. Jetzt reden alle darüber. Das neue Online-Tool macht die Superpower der Künstlichen Intelligenz (KI) allen zugänglich. Und fordert damit Google heraus.

Wie genau das Chat-Werkzeug der US-Firma OpenAI funktioniert, steht weiter unten. Was uns hier interessiert: Chat GPT für Reisen – taugt das Tool für touristische Informationen und Inspiration?

Chat GPT für Reisen – besser als Google?

Lange war die Suchmaschine Google eine der ersten Adressen für touristische Informationen und Inspiration. Der Imperativ dazu: Google es! Hier wollen wir in drei ausgewählten Beispielen einmal wissen: Wer liefert Reise-Inhalte besser, informativer und anmächeliger – Google oder die KI-Software ChatGPT, die irre schnell Karriere gemacht hat?

Wenn es so ist, dass Chat GPT in Windeseile ganze Präsentationen, Tabellen, Gedichte und Geschichten erstellen kann, dann müsste das eigentlich bei einem Ferien-Klassiker auch klappen: bei der Postkarte. In unserem ersten Beispiel wünschen wir uns einmal von Chat GPT und einmal von Google einen möglichst originellen Text aus rainy London.

Chat GPT für Reisen: Hey Roboter, schreib eine Postkarte!

Und so frage ich den Textroboter also: «Schreibe eine originelle Postkarte aus London und mache eine witzige Bemerkung dazu, wie schlecht das Wetter im November hier immer ist.» Ein paar Millisekunden später rattert es bei Chat GPT schon los auf dem Bildschirm, und dieser Text erscheint:

Grüße aus dem grauen und nassen London!

Ich bin hier, um euch zu sagen, dass das Wetter in London im November genau so ist, wie man es erwartet – schrecklich! Aber keine Sorge, ich habe mich gut vorbereitet und bin mit meinem Regenschirm, Gummistiefeln und einer Tüte Fish & Chips ausgerüstet. Ich bin bereit für die Herausforderungen, die das englische Wetter zu bieten hat.

In der Zwischenzeit besuche ich die berühmten Sehenswürdigkeiten wie Buckingham Palace, Big Ben und die London Eye und genieße die kulinarischen Köstlichkeiten der Stadt. Ich bin mir sicher, dass das schlechte Wetter meine Erfahrung hier nicht trüben wird.

Das mag jetzt nicht der originellste Text dieser Welt sein – aber immerhin. Blitzschnelle, zielgenaue und sprachlich makellos formulierte Lieferung.

Google jedenfalls kann da nicht mithalten. Die Suchmaschine will mir eine Geschichte über «Die Zeit des langen Regens» beliebt machen und empfiehlt mir als zweites Resultat eine Website zum Thema «Briefe gut und richtig schreiben».

Und wie klingt das, wenn wir London mit Berlin auswechseln?

Nun wollen wir aber die künstliche und kreative Superpower des Chatbots noch ein wenig mehr herausfordern. Und dabei zweierlei herausfinden. A: Legt uns die Künstliche Intelligenz die immer gleichen Zeilen und Sätze vor? Und B) Hat Google vielleicht eine bessere Idee für Berlin? Wie antwortet uns Chat GPT, wenn wir zwar noch einmal einen originellen Text haben wollen, dafür aber die Stadt auswechseln? Und statt aus London nun also eine Grussbotschaft aus Berlin wünschen? So:

Liebe Grüße aus Berlin, der Stadt, in der man im November entweder einen Regenschirm oder einen Schwimmreifen braucht. Aber keine Sorge, die Stadt hat trotzdem immer noch genug zu bieten, um die schlechte Witterung zu vergessen! Bis bald!

Das reicht zwar immer noch nicht für den Pulitzer-Preis der Postkarten-Poesie – aber immerhin, Chatgpt hat den Inhalt durch Eingabe des neuen Inputs Berlin modifiziert. Nicht so Google: Dort wird mir erneut «Die Zeit des langen Regens» an erster Stelle gezeigt, gefolgt vom Link, der zu in einen Online-LehrerRaum führt, wo es darum geht: «Briefe gut und richtig schreiben.»

Beschwerdebrief auf Spanisch: Google und ChatGPT – könnt Ihr das?

Kommen wir zu einem anderen Klassiker aus der touristischen Welt: Man bucht ein Hotelzimmer, wünscht sich ruhige Lage – und kann dann trotzdem kaum schlafen: Weil: Ruidoso para volverse loco. Ja, das ist Spanisch. Und bedeutet: So lärmig, dass man irre wird. Ich habe dazu ChatGPT und Google diesen Befehl erteilt: «Schreibe einen Beschwerdebrief auf Spanisch an den Hoteldirektor: Uns wurde ein ruhiges Hotelzimmer versprochen, aber es ist sehr lärmig. Bitte besorgen Sie uns schnellstmöglich ein Ersatzzimmer.»

Zugegeben: Zunächst mutet es schon recht unheimlich an, wenn da auf dem persönlichen Bildschirm plötzlich irgendeine künstliche hispanische Feder losschreibt. Abgelöst wird dieses Gefühl aber rasch von Verblüfftheit: Unglaublich, wie schnell der Textroboter reagieren und formulieren kann. Die Internautin, ein spanisches Halbblut, hat den Brief gelesen. Und sagt: Kann man gut so machen. Note 5-6 für Señora (oder Señor?) Chatgpt.

ChatGPT: Speedy Gonzalez aus der Welt der Textroboter. Bild: Screenshot/ internaut

Was aber auch auffällt: Der Chatbot fabuliert manchmal einfach so drauflos. Im Beschwerde-Mail, erstellt von einer künstlichen Intelligenz, ist von einer stark befahrenen Strasse («una calle muy transitada») die Rede – aber davon stand nichts im ursprünglichen Briefing an den künstlichen Zauberschreiberling.

Was bedeutet: Unbesehen sollte man Inputs der Artificial Intelligence aus dem Hause OpenAI nicht übernehmen. Der maschinelle Ghostwriter liefert zwar schnell – aber nicht immer perfekt. Der Künstlichen Intelligenz (KI) alleine würde ich nie vertrauen. Sondern immer auch den eigenen Kopf (eK) einschalten. Google übrigens konnte nichts Gescheites liefern. Ein paar Vorlagen für Musterbriefe – mehr nicht.

Haste mal Inspiration? Unbekannte Mittelmeerinsel mit Bäumen bis zum Strand

In einer dritten und letzten Aufgabe geht es darum, Google und den Chatbot als Inspirationsquelle anzuzapfen. Dazu habe ich eine denkbar einfache Frage formuliert: «3 unbekannte Inseln im Mittelmeer mit Bäumen bis zum Strand hinunter.»

Resultat: Der Chatbot liefert, ganz Info-Pistolero, wie er eben ist, sofort drei italienische Inseln. Ein spannendes Angebot, weil mir aus dieser Triole bisher nur Pantelleria bekannt war. Ob das stimmt mit den schattenspenden Bäumen? Müsste man wohl noch genauer abchecken. Zum Beispiel auf Google.

Was uns zum Angebot der Suchmaschine bringt, die ich oben im Bild-Modus angezeigt habe. An erster Stelle der Startseite spült Google sehr viel Werbung rein, was zunächst etwas nervt. Aber danach taucht eine Reihe von Tipps auf, die mir Lust machen, genauer reinzuschauen. Für mich bietet Google die inspirativere Info-Offerte als Chat GPT. Aber es muss auch nicht immer ein Gegeneinander sein. Hier ergänzen sich die beiden Anbieter, finde ich.

Inspiration oben von OpenAI, unten von Google. Bild: Screenshot/internaut)

ChatGPT für Reisen: (Vorläufiges) Fazit

Wenn Anfragen für eine ganz konkrete Textleistung eingereicht werden, liefert Chat GPT unglaublich schnell verblüffend klare Antworten. Google hat da (noch) wenig zu bieten. Geht es aber um (bildgestützte) Inspiration, hat Google die besseren Karten. Die Reisewelt ist eben (fast) immer auch eine Welt der Bilder.

Übrigens: Wo Bäume bis zum Strand hinunterführen

Noch einmal kurz zurück zum touristisch relevanten Thema des Schattens, der einem einen schönen Sommer- oder Herbsttag am Strand verschönert. Mein Tipp dazu wäre der Strand Cala Escorxada, an der Südküste von Menorca.  Wie man dorthin kommt? Der Info-Roboter schlägt vor, ein Auto oder einen Roller zu mieten oder per Bus oder Taxi hinzufahren. Kann man so machen. Man kann aber auch Google Maps fragen, dort wird der Weg für Fussgänger gezeigt. Wenn aber Inspiration und Infomation zueinander führen sollen, empfiehlt der Internaut nicht ganz uneigennützig diesen Pfad.

Strand, Baum, Schatten an der Cala Escorxada. Triggerwarnung: Das ist ein Tipp analoger Herkunft. Bild: Internaut

So funktioniert Chat GPT

Das Online-Tool Chat GPT (oder auch ChatGPT) stammt vom US-amerikanischen Software-Unternehmen OpenAI in San Francisco. Aus dem gleichen Haus kommt auch die Bildgenerator Software Dall-E, mit der fotorealistische Bilder erstellt werden können. Chat GPT ist eine Anwendung der Künstlichen Intelligenz, die ganze Geschichten, Briefe, Berichte oder Präsentationen erstellen kann. Die Technologie arbeitet schneller, als es Menschen je könnten. Über diesen Link gelangt man (aktuell noch kostenlos) zu Chatgpt.

Der kostenlose Dienst ist derzeit oft überlastet, alternativ bietet sich auch dieser Link als digitales Einstiegstor. Dafür muss zuerst ein Open-AI-Account erstellt werden. Was man ebenfalls wissen sollte: Das Copyright-Thema, also die Frage nach den Urheberrechten, stellt sich bei diesem Unternehmen sehr stark. Chatgpt spielt Antworten ohne Hinweis auf die Quelle aus. Das dürfte auf den Feldern Politik, Wirtschaft und Kultur noch sehr viel Diskussionen geben. Prominenter Mitbegründer von Open AI ist übrigens Tesla-Titan Elon Musk.

Auf der Ebene des Business sehr spannend: Software-Riese Microsoft erwägt, viele Milliarden in OpenAI, das Unternehmen von Gründer und Chef Sam Altman, zu investieren. Microsoft könnte es dabei auch darum gehen, die eigene Suchmaschine Bing besser gegen Google in Position zu bringen.

Logo von OpenAI: Für manche ein stilisiertes O, das sich um ein stilisiertes A rankt. Für alle anderen: Das A und O der Künstlichen Intelligenz fürs Volk. Bild: Shutterstock

Artifical Intelligence: Disclaimer

Disclaimer: Diesen Text hat ein Mensch geschrieben. Könnte es sein, dass die Artificial Intelligence solche Texte schneller, besser und korekter schreiben würde? Ich würde es, ehrlich gesagt, nicht mehr ausschliessen. Aber um den «human factor» beizubehalten, gehe ich vorerst immer noch selber ans Werk. AI heisst hier für einmal also nicht Artificial Intelligence. Sondern: Analoge Intelligenz.