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So überraschte JPM Guides den SRV-Tross
Gregor WaserWie war das noch auf den früheren Auslandreisen an die SRV-Generalversammlung? Da gab es im Vorfeld lediglich ein herkömmliches, einheitliches Reiseprogramm im PDF-Format, das man sich ausdrucken musste, ohne Vermerk der persönlichen Ausflüge oder An- und Abreisedetails.
Den Vorwurf sich gegen moderne Kommunikationsmittel zu sperren, wollte sich der SRV im Vorfeld der GV-Reise 2022 nicht mehr anhören müssen; und suchte den Kontakt zu Guy Minder, dem Gründersohn und Chef von JPM Guides. Dieser liess sich nicht zweimal bitten und kreierte den 170 SRV-Reiseteilnehmenden ein individualisiertes Reiseprogramm per digitaler App und ausgedrucktem Booklet, wie sie es noch nie gesehen haben: modern, praktisch, individualisiert.
Minder gelang dabei ein Coup, der Crême de la Crême der Schweizer Reisebranche die Möglichkeiten seiner Firma zu präsentieren und möglicherweise künftig bei der Ausarbeitung von Reiseprogrammen öfters mal angefragt zu werden. Travelnews hat mit Guy Minder gesprochen.
Herr Minder, wir waren positiv überrascht, im Vorfeld der Sevilla-Reise die App «destinationbook» zu erhalten. Gibt’s die schon lange?
Guy Minder: Meine Eltern haben vor 30 Jahren JPM Guides in Lausanne gegründet und wir sind bekannt geworden für die kleinen Taschen-Reiseführer. Vor über 10 Jahren kamen dann die Handys auf und wir dachten, nun gibt’s bald keine Mäppchen mehr für die Reiseunterlagen, in die wir unsere Guides beilegen können. Darum begannen wir, den Reiseführer zu digitalisieren.
War das einfach?
Nein, so ein Büchlein zu digitalisieren, ist nicht einfach und benötigt ziemliche Ressourcen. Als wir es dann schafften, den Reiseführer zu digitalisieren, sagten wir uns, wieso nicht auch das Reiseprogramm. So lautete unser Ziel, eine digitale Reisemappe auf einer App zu kreieren, die die herkömmliche Reisemappe ersetzt. Wobei es dann belustigend war, als ich vor sechs Jahren im Kontakt mit Kuoni Frankreich stand, und die sagten, die digitale Reisemappe sei eine gute Sache, aber ob es nun nicht auch möglich ist, diese auch auszudrucken (lacht).
Bloss auf «Print» drücken, oder?
Leider nicht. Die Inhalte einer App auszudrucken, ist alles andere als einfach. Das bedeutet, ein individualisiertes Layout zu gestalten. Das ist eine Herausforderung, alle Bildschirme sind endlos, Papier ist aber begrenzt.
Aber es scheint Ihnen gelungen zu sein.
Ja, wir konnten die Coronazeit nutzen, die bestmögliche Variante umzusetzen, um die Inhalte auf der App wie auf Papier publizieren zu können. Auch wenn die Leute die App cool und praktisch finden, ist es immer noch das Papier, das Emotionen weckt und Vorfreude bringt. Wenn eine Rundreise ansteht, ist die Vorfreude schon etwas sehr wichtiges, wichtiger als bei Badeferien. Das 54-seitige Booklet für die viertägige Sevilla-Reise des SRV war insofern ein bisschen übertrieben, aber um die Umsetzung allen Teilnehmern mal zu demonstrieren, war das sehr gut.
«Stephan Roemer war der erste, der das Potenzial gesehen hat.»
Mit welchen Reiseunternehmen arbeiten Sie heute zusammen?
Seit zehn Jahren sind wir im Kontakt mit der Schweizer Reisebranche. Wir haben mit Tourasia anfangen dürfen. Ich war Stephan Roemer dafür stets dankbar. Er war der erste, der das Potenzial gesehen hat. Wir haben mit ihm eine App kreiert. Mit der Zeit haben wir eine Oberfläche gebaut, die die Leute nicht nur als Schnittstelle nutzen, sondern um day by day ein Reiseprogramm abzubilden. Und als ich in Sevilla mit den Young Talents von DER Touristik sprach, hat es mich besonders gefreut, von ihnen zu hören, dass unser destinationbook ihr Lieblingstool sei.
Was macht denn die App so speziell?
Sie ermöglicht die massgeschneiderte Abbildung des Reiseprogramms für jeden einzelnen Teilnehmer. In Sevilla waren etwa die individuell gewählten Ausflüge in der App jedes Teilnehmers abgebildet oder auch die persönliche Buchungsnummer des Edelweiss-Fluges. Diese Umsetzung ist neu, bisher publizierten wir bei Gruppenreisen für jeden Teilnehmer den selben Inhalt. Das System bot diese Möglichkeit schon immer, nur hatten wir bis anhin das Potenzial noch nicht ausgenutzt. Auf die SRV-Reise hin haben wir nun einige Änderungen vorgenommen, um alles zu individualisieren. Nicht alle Systeme können Gruppenreisen auf dem Niveau des einzelnen Passagiers bewältigen. Das destinationbook ist aber nicht nur eine App, sondern auch eine Plattform die es zum Beispiel erlaubt, Offerten zu erstellen.
Wie stets um Änderungen während der Reise?
Sollte es während der Reise zu einer Programmänderung kommen, kann der Kunde mit einer Push-Benachrichtigung darüber informiert werden. An sich macht die Technologie dies relativ einfach. Die Realität ist jedoch komplexer: Hat der Kunde dem Erhalt dieser Benachrichtigungen zugestimmt? Hat der Kunde ein Daten-Paket, das es ihm erlaubt, sein Handy in einem weit entfernten Land zu nutzen? Vor etwa zehn Jahren war der Offline-Aspekt wegen der Roaming-Gebühren unverzichtbar. Heute haben sich die Dinge geändert und wir alle sind immer mehr online unterwegs. Für Tourasia haben wir daher ein Modul für die App entwickelt, mit dem man Ausflüge vor Ort buchen kann. Andere wünschten sich ein Chat-Tool – alles Funktionen, die eine Online-Verbindung erfordern... Doch paradoxerweise lobten mehrere Teilnehmer in Sevilla die Geschwindigkeit der App, nur: Genau weil sie offline ist, ist sie auch so schnell!
Haben Sie weitere Pläne?
Wir sind international tätig, was als kleines Unternehmen nicht immer einfach ist. Insofern begrüssen wir es, wenn wir verstärkt in der Schweiz tätig sein können. Hier haben die Reiseunternehmen ein grosses Know-how und Reisende buchen hochwertige Reisen. Wir möchten unser Tool stetig verbessern, auf dem Reiseunternehmen ihr Know-how und ihre Empfehlungen abbilden können und dies dem Kunden auch über die ganze customer journey zur Verfügung zu stellen.