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22 Reiseunternehmen und Verbände aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gründeten diese Woche im Klimahaus in Bremerhaven den Verein KlimaLink. Bild: HO

Jetzt soll der Klima-Fussabdruck sichtbar werden

Zahlreiche Reiseunternehmen und -verbände gründen KlimaLink – darunter auch der Schweizer Reise-Verband. Das wichtigste Anliegen: ein einheitlicher Standard zur Berechnung des CO2-Ausstosses von Reisen.

Die digitale Bereitstellung von Daten zu Treibhausgasemissionen für die Reisebranche auf Basis eines verlässlichen, einheitlichen Standards – dies ist das Ziel der 22 Gründungsmitglieder des neuen Vereins «KlimaLink», der diese Woche im Klimahaus Bremerhaven gegründet wurde. Die Extremwetterereignisse dieses Sommers haben es vor Augen geführt – der Klimawandel ist in vollem Gange, die Notwendigkeit Treibhausgasemissionen zu reduzieren, ist dringender denn
je, wie der SRV zusammen mit Futouris mitteilt.. Die Tourismusbranche wolle und werde hier eine aktive, gestaltende Rolle einnehmen. Die Unversehrtheit der Natur und Lebensbedingungen in den Zielgebieten sei die Existenzgrundlage für die Reisewirtschaft.

Während Reisen in Schwellen- und Entwicklungsländern einerseits einen erheblichen Beitrag zu Wertschöpfung, Sicherung von Arbeitsplätzen und sozialer Stabilität leistet, trägt die Branche andererseits mit rund acht Prozent aller Emissionen weltweit zur globalen Erwärmung bei.  Um Transparenz für Reiseveranstalter, Vertrieb und Reisende hinsichtlich der klimaschädlichen Emissionen der angebotenen Reisen zu erreichen, ist ein einheitlicher Standard zur Berechnung des CO2e-Ausstosses erforderlich. Nur so kann die Klimawirkung von Reisen sowohl in die Angebotsgestaltung als auch in die Reiseentscheidung einbezogen werden. Einen entsprechenden einheitlichen und verlässlichen Standard gibt  es bislang noch nicht, wie auch schon Prof. Dr. Harald Zeiss, Vorsitzender des Nachhaltigkeitsausschuss des deutschen Reiseverband, im Interview mit Travelnews unterstrich.

Emissionsdaten für alle relevanten Reisebestandteile

Diese Lücke will der Verein KlimaLink nun schliessen: Ziel ist, Emissionsdaten auf Basis eines einheitlichen CO2e-Berechnungsstandards digital bereitzustellen und diese Daten regelmässig weiterzuentwickeln und zu aktualisieren. Emissionsdaten für alle relevanten Reisebestandteile (Flug, Hotel, Kreuzfahrt, Zug, Bus, Auto) sollen in einer einzigen Datenquelle (One-Stopp-Plattform) für Unternehmen, aber auch für die Reisenden verfügbar gemacht werden.

Der Verein KlimaLink ist aus dem Branchenprojekt „Klimabewusst reisen“ von Futouris hervorgegangen, indem eine erste Fassung der gemeinsamen Berechnungsgrundlage für Reise-Emissionen erarbeitet wurde. Als Gründungsmitglieder von KlimaLink engagieren sich neben Futouris die wichtigsten Reiseverbände und Reiseunternehmen der DACH-Region:

  • Deutscher Reiseverband (DRV)
  • Österreichischer ReiseVerband (ÖRV)
  • Schweizer Reise-Verband (SRV)
  • Verband Internet Reisevertrieb (VIR)
  • AERTicket
  • AER Kooperation
  • Amadeus
  • Chamäleon
  • DER Touristik
  • FTI Group
  • Gebeco
  • Hotelplan Group
  • Lufthansa City Center
  • Midoco
  • OLIMAR Reisen
  • QTA
  • Studiosus
  • TourCert
  • TFC Airlebnis.

Auch die Klimaschutzorganisationen atmosfair und myclimate sind Gründungsmitglieder von KlimaLink und unterstützen die Initiative mit ihrer
fachlichen Expertise.

Berücksichtigung bei der Reiseentscheidung

Für Walter Kunz, den Geschäftsführer des Schweizer-Reiseverbands, ist klar: «Durch den verlässlichen Standard beim CO2-Reisefussabdruck werden Reisende in die Lage versetzt, die Klimawirkung ihrer Reise zu erkennen und dies bei ihrer Reiseentscheidung  zu berücksichtigen. Reiseveranstalter können ihr Produktportfolio gezielt klimafreundlicher gestalten. Der Reisevertrieb kann Kundinnen und Kunden entsprechend beraten und den Urlaub so klimaschonend wie möglich zusammenstellen. So schaffen wir auf allen Ebenen die Voraussetzung, dass verstärkt klimaschonende nachhaltige Reisen angeboten und auch gebucht werden. Das Ziel ist, Reisen weiter zu ermöglichen und diese Schritt für Schritt noch klimafreundlicher zu machen.»

Die drei Branchenverbände besiegeln die Teilnahme beim Verein KlimaLink, von links: Dirk Inger (DRV), Walter Kunz (SRV) und Walter Säckl (ORV). Bild: HO

Lucienne Damm, die Vorstandsvorsitzende von Futouris, sagt: «Unser Branchenprojekt 'Klimabewusst reisen' möchte einen Veränderungsprozess in der Reisebranche anstossen und wir sind begeistert, dass dies auf so grossen Zuspruch in der gesamten Branche gestossen ist und jetzt 22 Unternehmen und Verbände gemeinsam 'KlimaLink' aus der Taufe heben konnten. Wir sind überzeugt, dass uns dies auf dem Weg hin zu klimafreundlicheren Reiseangeboten und Buchungsverhalten einen riesigen Schritt weiterbringen wird. Danke an alle Gründungsmitglieder für das überwältigende Engagement! Alle weiteren Akteure der Branche möchten wir herzlich eingeladen, bei KlimaLink mitzuwirken».

Bei der Gründungsversammlung in Bremerhaven wurde Swantje Lehners (Futouris) zur Vorstandsvorsitzenden von KlimaLink gewählt. Die Position des stellvertretenden Vorsitzenden übernimmt Ralf Hieke (DRV) und Pascal Zahn (Olimar) wird Finanzvorstand. Des Weiteren engagieren sich Laura Steden (DER Touristik), Andreas Ochse (AER Kooperation) und Albin Loidl (QTA) als Vorstandsmitglieder. Der Vorstand wird gemeinsam mit einer noch einzustellenden Geschäftsführung die Geschicke des Vereins leiten.

Die im Futouris-Projekt entwickelte Berechnungsgrundlage wird durch KlimaLink weiterentwickelt und aktualisiert. Parallel hierzu laufen bereits die Vorbereitungen für die digitale Bereitstellung der Emissionsdaten: Demnächst werden Ausschreibungen für die Vergabe von Aufträgen an IT-Dienstleister und Emissionsdatenlieferanten veröffentlicht. Im Laufe des Jahres 2023 werden die Entwicklung des IT-Systems umgesetzt und bereits erste Praxistests möglich sein. 2024 wird die KlimaLink-Plattform der gesamten Branche zur Verfügung stehen.

(TN)