Future

Städtereisende finden auf der Website oder App von BODDY gute Gyms und Yoga-Studios mittlerweile in zwölf Metropolen. Bild: Adobe Stock / BODDY

Zürcher Start-Up verbindet Reisen mit Wellbeing-Erlebnissen

Gregor Waser

Hannes Boller, CEO von BODDY, hat in den letzten Jahren seine Geschäftsidee konsequent umgesetzt und löst damit für Reisende ein reales Problem in einem brandaktuellen Thema.

Die besten Geschäftsideen entstehen unterwegs, vor Ort, bei selbst gemachten Erfahrungen. So ging es in den 2010er-Jahren dem Finanzspezialisten Hannes Boller.

Der junge Zürcher reiste für eine Schweizer Vermögensverwaltung rund um die Welt, von Shanghai über Bangkok bis London und Sao Paolo, stoppte hier, übernachtete dort. Meetings, Business-Lunches, Meetings, Business-Dinners … – «nur kam dabei meine Gesundheit und Fitness zu kurz», blickt der heute 42-Jährige zurück auf die Jahre als Vielreisender.

Riesiger Markt mit wachsendem Bedürfnis

«Oftmals besuchte ich das hoteleigene Gym, doch die gemachten Erfahrungen waren auch in guten Hotels oft schlecht: fensterlose Keller, Geräte, die nicht funktionieren, es war kein Erlebnis, dort zu trainieren, geschweige denn möglich, irgendwelche Kurse zu besuchen, ob Yoga, Spinning, Crossfit oder Boxing», erzählt Boller. Er habe sich in jener Zeit Gedanken gemacht und begonnen, den Markt näher zu betrachten.

Hannes Boller

Jedes Jahr reisen weltweit 1,5 Milliarden Menschen umher, und wenn auch nicht die ganz grosse Mehrheit, sagt Hannes Boller, «viele Leute haben die gleiche Schwierigkeit wie ich. Nämlich auf Reisen ein geeignetes Workout, eine Massage oder ein SPA zu finden».

Reisende haben sehr viele Hürden, ein geeignetes Studio zu finden, ob wegen der Sprache oder der Technologie, man müsse mühsam einen Preisvergleich machen, die Kurse lange im Voraus reservieren, anrufen und zur Antwort heisst es dann oft, es werden nur Jahresmitgliedschaften angeboten. «Dieses Problem wollten wir lösen mittels Technologie, das war unsere Ausgangslage».

2019 beendete Boller seinen Finanzjob und rief zusammen mit Sandro Abegg (26) die Plattform BODDY ins Leben. Schliesslich sei der Fitness- und Wellness-Bereich bis heute extrem unterdigitalisiert und fragmentiert. Die Geschäftsidee überzeugte auch verschiedene Privat- und Corporate-Investoren, die dem Start-up von Beginn weg zur Seite standen. 2019 legte BODDY dann mit der Vision los, es Reisenden unterwegs möglichst einfach zu machen, gesund und fit zu bleiben.

Kooperationen mit Reiseplattformen, Hotels und hunderten Fitness & Wellness Partnern

Doch was kann nun die Plattform BODDY, die es auch als App gibt? Zu finden darauf sind mehrere hundert Fitness- und Gesundheitsstudios in einem Dutzend Metropolen: in London, Madrid, Barcelona, Amsterdam, Berlin, Brüssel, Rotterdam, Den Haag und Zürich sowie in Bangkok und Singapur. BODDY ist dabei keine blosse Suchmaschine, die Daten aus dem Internet saugt. Die mittlerweile rund fünfzehn Mitarbeitenden von BODDY gehen vor Ort persönlich vorbei, prüfen, wie gut die Anbieter sind und gewährleisten damit ein gutes Qualitätsniveau. So kann der Nutzer die verlässlichen Angebote einer Stadt einfach suchen, finden, vergleichen sowie direkt buchen und zahlen, alles aus einem Guss.

Gleichzeitig hat das BODDY-Team weitere Partner an Bord geholt, neben Fitnessstudios auch Online-Reisebüros wie GetYourGuide, Expedia, Tripadvisor und Viator, welche die Inhalte von BODDY integrieren. Das nächste Segment, das nun bearbeitet wird, sind Hotels.

BODDY arbeitet mit Hotels, Hostels und Aparthotels zusammen und bietet diesen massgeschneiderte Servicepakete, um die Hotelgäste optimal zu bedienen. Mit Hilton in den Niederlanden konnte bereits ein starker Partner gewonnen werden. Mittlerweile hat BODDY Hotelpartner in London, Madrid, Barcelona, Amsterdam, Zürich und Bangkok und baut das Netzwerk laufend aus.

«80 Prozent der Hotels weltweit haben kein hauseigenes Gym oder Spa und die, die eines haben, überzeugen oft nicht», sagt Hannes Boller, «wir wollen mit unserer Plattform Hotels einen Mehrwert bieten. So können sie auf einfache Weise dem Hotelgast die besten Fitness- und Gesundheitsangebote zugänglich machen. Ganz ohne Mitgliedschaft.»

Eine praktische App statt stundenlanges Suchen und Vergleichen

Und der Reisende selber klickt nun die Plattform an oder öffnet die App, sucht in der jeweiligen Stadt unter den Kategorien «workout type», «facilities», «services» nach der gewünschten Location. Das Preismodell sieht so aus: gebucht werden kann ein Einzel- oder Multi-Visit-Pass. Ein Standard-Pass für vier Besuche kostet in Amsterdam zum Beispiel 25 Euro, die Preise variieren je nach Stadt, Anzahl der Eintritte sowie Qualität der Anbieter.

Die letzten beiden Jahre waren noch von der Pandemie geprägt – was den Aufbau der Plattform aber nicht hinderte. Im Gegenteil, dank des gesteigerten Gesundheitsbewusstseins sowie einer sich aufgestauten Reisenachfrage erzielt BODDY heute deutlich steigende Umsatz- und Userzahlen und plant bis 2025 in über 200 Städten präsent zu sein.

Die BODDY-Crew kann sich - neben Online Reisebüros und Hotels - auch weitere Partnerschaften vorstellen, gerade etwa im Geschäftsreisebereich mit Business Travel Spezialisten, «wir sind da sehr offen», sagt Hannes Boller.

Der Ansatz, in dieser Sparte Fuss zu fassen, überzeugt jedenfalls. Für Vielreisende, aber auch Hotels und Reisemittler öffnet sich mit BODDY eine attraktive Option. Und für Fitness-, Yoga- oder andere Gesundheitsstudios genauso: diese waren mit ihren Langzeit-Mitgliedschaften bisher meist nur auf lokales Klientel fokussiert, können nun aber dank BODDY plötzlich auch auf Durchreisende zählen, die ihre Infrastruktur nutzen wollen.