Future

Ein Meisterwerk des Flugzeugbaus: Die neue Overture von Boom. Bild: Boom Supersonic

Die «neue Concorde» nimmt konkret Gestalt an

Boom hat an der Farnborough Air Show das Flugzeugmodell «Overture» präsentiert - ein nachhaltiger Überschall-Passagierjet, mit welchem die Rückkehr der ultraschnellen Langstreckenverbindungen eingeläutet wird. Das Design und die Supplier stehen fest, ebenso erste Abnehmer.

Bald ist es 20 Jahre her, seitdem letztmals ein Überschall-Passagierjet abhob: Der letzte Flug mit einer Concorde fand am 26. November 2003 statt. Doch seitdem wird hinter den Kulissen am Comeback des Überschall-Passagiertransports gearbeitet, den man damals als «unwirtschaftlich» abtat. Eine Firma hebt sich da besonders hervor: Die amerikanische Boom Supersonic. Travelnews hat über die Firma bereits 2017 und 2018 geschrieben; letztes Jahr wurde bekannt, dass United Airlines mit Boom eine Kooperation eingeht und plant, ab 2029 Überschall-Passagierflüge anzubieten. Das kleine, vor zwei Jahren präsentierte «Demonstrationsmodell» XB-1 ist schon weitgehend flügge, daran werden nun weitere Tests durchgeführt.

Doch von Interesse ist eigentlich das Hauptmodell «Overture», welches dereinst Passagiere mit Überschallgeschwindigkeit befördern soll. Hierzu wurden nun im Rahmen der Farnborough Air Show in England erstmals Renderings sowie neue Design- und Konstruktions-Details präsentiert. Dabei wurden technische Innovationen in den Bereichen Aerodynamik, Lärmreduzierung und Gesamtleistung enthüllt, darunter der Einsatz von vier Motoren, ein konturierter Rumpf und sogenannte Knickflügel.

Die vier an den Flügeln montierten Triebwerke werden es dem Flugzeug ermöglichen, mit Mach 1,7 (= 2100 km/h) über Wasser und knapp unter Mach 1 über Land zu fliegen. Darüber hinaus reduziert die Vier-Triebwerke-Konstruktion die Lärmbelastung und senkt gleichzeitig die Kosten für die Fluggesellschaften. Die Aussenhaut sei so konstruiert, dass der Luftwiderstand minimal sei. Platz soll das Flugzeug für - je nach Airline-Wunsch - 65 bis 80 Passagiere bieten. Damit sind Reichweite von bis zu 7870 Kilometern möglich. Im Visier sind insgesamt 600 Routen, welche deutlich verkürzt werden könnten.

Doch das ist nicht alles: Schnell soll nicht gleichbedeutend sein mit schmutzig. Die Overture wurde von Anfang an mit dem Ziel entwickelt, CO2-neutral zu sein und mit 100 Prozent SAF (Sustainable Aviation Fuel) zu fliegen. «Nachhaltigkeit ist in alle Aspekte von Overture eingeflochten, vom Design und der Produktion bis zum Flug und dem Recycling am Ende der Lebensdauer», schreibt das Unternehmen.

Erste Abnehmer da

Boom ist zwar nicht die einzige Fluggesellschaft, welche im Bereich Überall-Passagiertransport aktiv ist, aber sie ist auf gutem Wege, diesen Traum als erster umzusetzen. Denn man hat auch schon fixe Abnehmer gefunden. Wie bereits erwähnt ist United ein Kunde und hat bereits 15 Bestellungen für den Überschalljet platziert. Derweil investierte JAL (Japan Airlines) bereits 2017 10 Millionen Dollar in Boom und sicherte sich so eine Option für bis zu 20 Überschall-Flugzeuge.

Natürlich ist auch das Militär interessiert. Boom hat in Farnborough auch eine Kooperation mit dem US-Rüstungsunternehmen Northrop Grumman angekündigt, im Rahmen dessen eine militärische Variante des Überschall-Jets entwickelt werden soll. Ebenso gab Boom neue und erweiterte Supplier-Verträge bekannt: Collins Aerospace, Eaton und Safran Landing Systems beteiligen sich am Overture-Programm und liefern wichtige Systeme wie Fahrwerk, Kraftstoff und Inertisierung, Avionik und Eisschutz.

Der Bau der Overture soll ab 2024 in Fabrikgebäuden in Greensboro (North Carolina/USA) beginnen. Nachfolgend ein Video zur Einstimmung.

(JCR)