Flug

In den USA eine feste Grösse, in Europa noch oft unbekannt - doch das könnte sich ändern, wenn JetBlue in den Transatlantikverkehr einsteigt. Bild: Trell Brown

Jetzt kommt die «Low-Cost Business Class» im Transatlantikverkehr

Die amerikanische JetBlue will offenbar in den hart umkämpften Transatlantikmarkt einsteigen – und zwar mit ihrem Business-Produkt «Mint».

Gibt es eigentlich noch Tage, an denen keine neuen Transatlantikstrecken angekündigt werden? Vor wenigen Tagen war es Aer Lingus, daneben sind auch Norwegian, Primera Air oder Air Europa sehr aktiv; Easyjet bastelt an seinem «Worldwide by Easyjet» herum und in der Schweiz will nun mit «Swiss Skies» eine Airline-Neugründung in den immer härter umkämpften Longhaul-Lowcost-Markt einsteigen.

Die Konsumenten mag es freuen – die Preise am unteren Ende der Skala purzeln seit Jahren kontinuierlich. Mit jeder Ankündigung einer neuen Strecke, welche auch die etablierten Carrier zum Reagieren zwingt, sinken die Durchschnittspreise, was etwa das Portal Skyscanner schon mehrere Male anhand von Studien gezeigt hat. Allerdings geht damit stets die Befürchtung einher, sich auch qualitativ immer stärker ans untere Ende der Skala hin zu bewegen.

Genau an diesem Punkt setzt nun JetBlue Airways ein. Die am New Yorker Flughafen JFK domizilierte Low-Cost-Airline hatte ursprünglich mit einem günstigen, qualitativ aber hochstehenden Produkt grosse Marktanteile im US-.Domesticmarkt ergattert. Inzwischen werden auch längere Flüge in die Karibik, nach Mexiko, Zentralamerika und nördliche Länder Südamerikas angeboten. In den Transatlantikmarkt ist JetBlue bislang nicht eingestiegen, hat aber im März dieses Jahres angekündigt, dass ab 2020 insgesamt 15 A321neo eingeflottet werden, wobei dort die Möglichkeit besteht, ab 2019 diese Bestellungen in solche von A321neoLR (also die Longhaul-Varianten, auf die auch Swiss Skies setzen will) unwandeln kann. Dieser Schritt hat Spekulationen angefeuert, wonach der Einstieg in «echte» Longhaul-Märkte und eben auch den Transatlantikmarkt bevorsteht.

«Mint»: Eine hochwertige Business Class, aber günstig

Wie der «Irish Independent» schreibt, hat nun JetBlue-CEO Robin Hayes «eindeutige Hinweise gegeben», dass JetBlue nicht nur in den Transatlantikmarkt einsteigt, sondern dies auch mit Flugzeugen tun wird, in denen das Business-Class-Produkt «Mint» verfügbar ist. Dieses bietet Lie-Flat-Sitze in Minisuiten mit abschliessbaren Türen, luftgefüllte und damit justierbare Sitze, grosse Videoscreens und umfangreiche Inflight-Entertainment, Wifi, «artisanal food» und mehr.

Das ist per se nichts anderes, als was herkömmliche Airlines auch anbieten. Nur wird JetBlue da eher Lowcost-Preise anbieten und damit auch auf Premium-Routen die Preise herunterreissen (wobei dieser Prozess eigentlich jetzt schon in Gang ist). Hayes hat bemerkt, dass Airlines für Business-Flüge zwischen Europa und Nordamerika «obszöne Preise» verlangen und dass die Einführung von Mint auf gewissen Strecken eine «Preisdisziplin» hervorbringen würde. Gerüchteweise soll JetBlue zunächst von Boston nach London (Gatwick oder Stansted) fliegen; weitere Routen sind wohl bereits angedacht. Das ist ein Markteinstieg, den etablierte Carrier extrem genau verfolgen werden…

(JCR)