Flug

Für Koffer wird teils bereits auf Transatlantikstrecken Geld verlangt, weshalb immer mehr Koffer als Handgepäck in der Ablage landen - nur eine Auswirkung der Konzentration von Airlines auf Ancillary-Umsätze. Bild: TN

Das Milliardengeschäft mit «Ancillary Revenue»

Laut einer Studie von Cartrawler und Ideaworks erzielten letztes Jahr 73 untersuchte Airlines total 47,2 Milliarden Dollar mit «Zusatzumsätzen» - also im Schnitt fast 650 Millionen Dollar pro Airline.

Erste Ergebnisse der grossen Studie «Cartrawler Yearbook of Ancillaries 2018», welches die B2B-Reisetechnologieplattform gemeinsam mit Ideaworks erarbeitet, wurden bereits vor zwei Monaten publiziert (travelnews.ch berichtete darüber). Von 143 angefragten Fluggesellschaften legten 73 ihre «Ancillary Revenue», also die Zusatzumsätze, vor, wobei bislang nur die Top 10 bekannt waren. Nun liegt der vollständige Report vor und kann unter diesem Link bestellt werden (man muss sich kurz anmelden, erhält dann aber in Sekundenschnelle den Report aufs Mail).

Aus dem vollständigen Report geht hervor, dass die 73 Airlines, welche ihre Zahlen offenlegten, insgesamt 47,2 Milliarden Dollar an Zusatzumsätzen erzielt haben. Die «Ancillaries» sind dabei in drei Kategorien aufgeteilt:

  1. Umsatz aus Vielfliegerprogrammen, bei denen die Airlines Meilen bzw. Punkte an Programmpartner wie Autovermietungen verkaufen.
  2. «À-la-Carte»-Angebote, worunter der Verkauf von Getränken, Speisen oder Handelsgütern an Bord oder auch Gebühren für Gepäck oder Sitzplatzreservation gezählt werden.
  3. Einkünfte aus Reisevermittlungsdiensten, also Kommissionen.

Die Zahlen für SWISS werden nicht gesondert ausgewiesen. Die Lufthansa Group, zu welcher SWISS bekanntlich gehört, steht im Hinblick auf Zusatzumsätze mit 1,947 Milliarden Dollar auf Platz 7 der Top 10 Airlines. 43 Prozent ihrer Ancillaries wurden durch die Frequent-Flyer-Programme generiert, 57 Prozent durch A-la-Carte Angebote wie Zusatzgepäck sowie durch Kommissionen (siehe Liste auf Seite 5 des CarTrawler-Reports).

Spitzenreiter ist United mit 5,749 Milliarden Dollar. Bei den Billigfluganbietern (siehe Liste auf Seite 6 des Reports) machen Zusatzumsätze prozentual am meisten am Gesamtumsatz aus - führend ist hier Spirit (46,6% Anteil der Zusatzumsätze am Gesamtumsatz), welche dynamische Preise für Sitzplätze, Gepäck sowie Bundle-Angebote eingeführt haben. Bei Ryanair liegt der Anteil der Zusatzumsätze am Gesamtumsatz bei 28,2% (Platz 8); 50% der Ryanair-Passagiere zahlen zusätzlich für Sitzplatzreservierungen (das Jahr zuvor waren es noch 23%). Auch beim Gepäck zeigt sich bei Ryanair, aber auch bei Wizz Air, ein Wandel (siehe ab Seite 11 des Reports): Gelockerte Gepäckkosten-Bestimmungen kamen den Wünschen und Erwartungen der Passagieren entgegen, führten allerdings zu einem Umsatzrückgang in diesem Bereich.

Longhaul-Lowcoster wirken disruptiv

Aus dem Report wird vor allem ersichtlich, dass Umsätze durch Zusatzangebote bei den heute sehr volatilen Ticketpreisen ein wichtiger Bereich sind, um die Gesamtumsätze stabil zu halten. Man erinnert sich: Seit 2013 führten etablierte «Netzwerk-Carrier» so genannte «Basic economy fares» ein, also Nur-Beförderungs-Tarife, um gegen die ähnlich gestalteten Tarife der Low-Cost-Carrier anzukommen. Dadurch wurde die Wichtigkeit der Zusatzumsätze gesteigert. Das jüngste Beispiel nun ist die Einführung von solchen Light-Tarifen bzw. einer Gepäckgebühr im Transatlantikverkehr – was natürlich beschleunigt wurde durch das vom Aufkommen von Low-Costern auf der Langstrecke und hierbei insbesondere im Transatlantikverkehr (zum Beispiel Norwegian, Wow Air, Primera, Westjet oder die Low-Cost-Ableger von Lufthansa, Air France und British Airways).

Die gesamte Liste der Zusatzumsätze für alle erfassten Airlines findet man auf Seite 19 des Reports, danach folgt die gesamte Liste bezüglich Anteil am Gesamtumsatz, sowie die Liste mit dem Zusatzumsatz pro Passagier.

(JCR)