Flug

Die Dornier 328 von Skywork - eines der wenigen verbliebenen Assets, welche noch Geld in die Konkursmasse spülen wird. Bild: Kambui

Skywork wollte keinen «Tod in Raten»

Skywork-CEO Martin Inäbnit äussert sich in einer internen Nachricht, welche Travelnews vorliegt, zu den Hintergründen des Groundings. Es bleiben aber gewichtige Fragen offen.

Bald ist eine Woche seit dem abrupten Grounding der Skywork vergangen. Die Mitarbeitenden sind auf Stellensuche, der Flughafen Bern-Belp auf Airline-Suche – und sehr viele Personen auch auf Antwortsuche. Skywork-CEO Martin Inäbnit weiss dies und hat zumindest seine eigene Belegschaft mit einer Mitteilung informiert, welche Travelnews via die Kollegen von «AustrianAviation.net» erhalten hat.

Spannend ist darin nachzulesen, wie Inäbnit den Glauben an eine Weiterführung des Betriebs verlor und in welcher Verfassung die Skywork (Code: SX) offenbar zum Zeitpunkt des Groundings war. Wir zitieren:

«Am Montag 27.08. zerschlugen sich die Möglichkeiten einer Kooperation und damit die Aussicht einer kommerziell sinnvollen Weiterführung der Airline. (Unter «kommerziell sinnvoll» ist ein Weg zu sehen, der in absehbarer Zeit mindestens eine schwarze Null ergibt, permanent Geld einwerfen war keine Option mehr). Mit den Absichten dieser Interessenten war eine zusätzliche finanzielle Unterstützung durch einen anderen Investor verknüpft; beide potentiellen Gruppierungen stellten gegenseitig die Bedingung der jeweiligen Beteiligung durch den anderen, man dreht sich im Kreis. SX konnte 3 Punkte nicht, noch nicht oder nicht mehr erfüllen:

  1. Die SX war zu diesem Zeitpunkt nach OR überschuldet. Eine Überschuldung kann durch Sanierungsmassnahmen behoben werden, solche waren nicht (mehr) in Aussicht. Nun hätte man kurzfristig mit einem Darlehen mit Rangrücktritt die Überschuldung und den Gang zum Richter hinaus schieben können, nur um ein oder zwei Monate später wieder vor dem gleichen Problem zu stehen.
  2. Obwohl die SX auch heute noch über Geld verfügt: Ohne weiteren Zufluss wäre sehr bald ein Liquiditätsengpass entstanden. Nun meinen viele, jetzt komme doch die Ferienzeit und damit Geld? Falsch, die Ferienzeit führt zu noch höheren Ausgaben durch die erhöhte Produktion. Vereinfacht: Die SX verliert mehr als sie einnimmt.
  3. Auch wenn mit einer Geldspritze (und diese könnte nur aus einem Darlehen mit Rangrücktritt bestehen) die beiden o.e. Punkte hätten beseitigt werden können, wären wir trotzdem kurz darauf wegen der zu erfüllenden Forderung des BAZL wieder in Schwierigkeiten gekommen: Die Finanzierung bis Ende Oktober 2019. Dies war jedoch nach dem Scheitern der eingangs erwähnten Gespräche nicht mehr gegeben und das BAZL hätte sehr kurzfristig, wie im 2017, eine Verfügung erlassen.

Schlussendlich ist das ein Tod in Raten.»

Deshalb wurde dann deshalb der Gang zum Richter angetreten. Inäbnit verleiht weiter deutlich seinem Glauben Ausdruck, dass Skywork nicht mehr zu retten war, und hält unmissverständlich fest: «Die SX wird und kann in dieser Form nicht mehr abheben.»

Ziel: Geldabfluss stoppen

Dieser Tage nun wird die formelle Konkurseröffnung durch das Konkursamt Bern-Mittelland erwartet. Für Skywork geht es seit dem Grounding darum, möglichst kein Geld mehr abfliessen zu lassen bzw. noch möglichst Geld hereinzuholen. Inäbnit arbeite persönlich «mit Hochdruck daran, das finanzielle Polster auch im Sinne der Mitarbeitenden zu verbessern». Etwa, indem die sechs Saab 2000 sofort an die Leasing-Firmen retourniert werden. Zusätzlich werde es sehr kurzfristig Geld aus dem Verkauf der in Skywork-Besitz verbleibenden Dornier 328 geben.

 Bereits erledigt ist die Kündigung aller Arbeitsverträge. Ein Grossteil der Mitarbeiter könne voraussichtlich freigestellt werden; etliche Arbeitsplätze sollen jedoch noch wesentlich länger besetzt bleiben. Weiter wurde vom Konkursverwalter empfohlen, den Mitarbeitenden mitzuteilen, alle privaten Gegenstände aus den Räumlichkeiten der Skywork zu entfernen und die Privatautos nicht mehr in der Einstellhalle zu parkieren, «weil der Vermieter ein Retentionsrecht auch [sic] der privaten Habe hat», wie Inäbnit schreibt. 

Zum Ende folgt Inäbnits resignierte Feststellung: «Auch wenn jetzt Millionen fliessen würde: keine Kreditkartenfirma, kein Fuel-Lieferant, kein Airport, keine Leasing-Firma, kein Tour-Operator, ja kein Pax würde ohne Bedenken, Auflagen oder Vorkasse mit uns arbeiten. Dies aufzuwiegen würde Summen kosten, die niemals in die Relation zu setzen wären. Ein Neuanfang ohne Altlasten wäre wesentlich günstiger zu realisieren.»

Der Unmut ist gross

Die Argumente sind für die Mitarbeitenden hart, aber nachvollziehbar. Trotzdem ist gerade die Reisebranche sauer auf Skywork. Bekanntlich überlegt sich der SRV ein Klage. Andere Branchenexponenten, die nicht öffentlich genannt werden wollen, stellen in den Raum, dass Skywork den Zeitpunkt des Groundings möglicherweise nicht ganz zufällig gewählt hat. Dieser stand zwar primär in Zusammenhang mit dem Ende von Verhandlungen mit Zeitfracht – über die Gründe für den Vertragsabbruch ist nichts Offizielles bekannt – aber erfolgte zu einem Zeitpunkt, wo das meiste Geld für Flüge im Herbst schon im Trockenen ist, aber noch nicht abgeflogen, sprich auch keine Kosten mehr anfallen. Zufall oder nicht? Affaire à suivre…

(JCR)