Flug

Skywork fliegt den kommenden Winterflugplan mit Saab2000 (Bild) und einer Embraer 170. Bild: Skywork/Michael Genner

Was steckt hinter der Verdoppelung des Skywork-Aktienkapitals?

Die Berner Fluggesellschaft hat ihr Aktienkapital von 13,2 Millionen auf 27,7 Millionen Franken erhöht, ohne nähere Informationen dazu zu geben. Handelt es sich um eine Bilanzsanierung?

Gestern machte eine Information der «Berner Zeitung» die Runde, welche sich relativ schnell durch einen Blick ins Schweizerische Handelsamtsblatt verifizieren liess: Die Berner Fluggesellschaft Skywork hat ihr Aktienkapital mehr als verdoppelt. Laut dem SHAB-Eintrag gibt es neu 27'700 Namenaktien zu 1000 Franken. Bei der Kapitalerhöhung seien Forderungen in der Höhe von total 14,5 Millionen Franken verrechnet worden, wofür 14'500 Namenaktien ausgegeben worden seien. Es gibt also möglicherweise einen neuen Mehrheitsaktionär.

Die Hintergründe zu diesem Schritt blieben unklar und Skywork-Sprecher Max Ungricht liess bloss verlauten, dass die Airline zu finanziellen Fragen grundsätzlich keine Stellung nehme und keine Angaben zu den Investoren mache, zumal sie als nicht kotierte Firma dazu nicht verpflichtet sei.

Das wiederum schürt Spekulationen. Zum Beispiel darüber, dass zum jetzigen Zeitpunkt gar kein Geld geflossen ist, da die Kapitalerhöhung mit Verrechnung von Forderungen gemacht wurde. Das wiederum könnte auf eine klassische Bilanzsanierung hin deuten.

Hat Walter Inäbnit weiteres Geld eingeschossen?

Waren die angehäuften Verluste bei Skywork höher als das alte Aktienkapital? Im Falle einer Überschuldung, d.h. wenn das gesamte Eigenkapital nicht mehr gedeckt ist, hat ein Unternehmen laut Gesetz den Richter zu benachrichtigen und die Bilanz zu deponieren, sprich die Folge wäre der Nachlass oder Konkurs. Soll der Gang zum Richter verhindert werden, ist die Überschuldung zu beseitigen, also die Bilanz ist zu sanieren.

Nun weiss niemand, wie hoch der angestaute Bilanzverlust wirklich ist, ausser vielleicht das Bundesamt für Zivilluftfahrt. Hat vielleicht sogar das BAZL die Skywork zur Bilanzsanierung gedrängt? Auf Anfrage von travelnews.ch erklärt BAZL-Sprecher Urs Holderegger: «Das BAZL kommentiert unternehmerische Entscheide von Skywork nicht.» Er erinnert daran, dass das BAZL bei allen Fluggesellschaften die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit prüfe, sich aber nicht dazu äussere. Zur Erinnerung: Erst im vergangenen Oktober hatte das BAZL der Skywork eine unbefristete Betriebsbewilligung erteilt, nachdem Skywork in letzter Minute Geldgeber fand. Diese unbefristete Betriebsbewilligung gilt bis zu einer anderslautenden Verfügung, z.B. einer Befristung.

Wer die Skywork-Geldgeber sind, ist bis heute nicht bekannt. Es gibt jedoch die nahe liegende Vermutung, dass es sich dabei um den Bruder von Skywork-CEO Martin Inäbnit handelt, den reichen Berner Unternehmer Walter Inäbnit. Der Mitinhaber der Haag-Streit-Gruppe stieg bereits 2014 als Investor bei Skywork ein und kennt sich im Airline-Geschäft aus: Er hatte einst schon in die Air Engiadina investiert und war Hauptaktionär der Nachfolgegesellschaft Swisswings, welche 2002 Konkurs ging.

7 Flugzeuge für 9 Routen

To be fair: Eine Bilanzsanierung ist nichts Aussergewöhnliches. Vor allem sagt dieses probate Management-Mittel aus, dass man die Sanierungsfähigkeit positiv beurteilt. Sprich, die Investoren glauben daran, dass Skywork nachhaltig überlebensfähig ist.

Letzteres hängt nun davon ab, ob Skywork angesichts wieder steigender Treibstoffpreise genügend Liquidität hat und das Business-Modell «verhebt». Im kommenden Winterflugplan sind folgende Routen im Angebot: Bern-Amsterdam, Bern-Berlin, Bern-London City, Bern-Hamburg, Bern-Palma, Bern-Wien (und Wien-Bremen, im W-Flug), Lugano-Genf und Berlin-Graz. Diese werden mit 6 Saab2000 sowie einer Embraer 170 bedient. Letztere gehört laut dem Portal ch-aviation.com der People’s Viennaline und wird im Rahmen eines Wetlease-Vertrags übernommen. Ursprünglich wollte Skywork selber die E170 einflotten, was jedoch im März auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Im Prinzip müsste operativ noch Platz für weitere Aufträge sein. Zunächst müssen aber mal die neuen Routen, Lugano-Genf und Bern-Bremen, auf Touren kommen, was Geld erfordert.

Fürs Erste ist Skywork sicher wieder flügge, und das ist gut so. Aber es scheint so, als ob die Airline hinter den Kulissen weiterhin arg zu kämpfen hat.

(JCR)