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Eine Icelandair-Maschine über Grönland: Das Unternehmen wird deutlich weniger verdienen, sei finanziell aber weiterhin gesund. Bild: rknickme

Krise bei Icelandair: Der CEO tritt zurück

Das Jahresergebnis wird gemäss einem neuen Forecast «deutlich schlechter als vorgesehen» ausfallen. Die Icelandair-Aktien befinden sich nun auf Talfahrt.

Die isländische Luftfahrt, welche im Transatlantikverkehr in den letzten Jahren massiv zugelegt hat, befindet sich offenbar in der Krise: Wow Air sucht dringend Investoren, um die Ausbaupläne weiter aufrecht erhalten zu können. Und Icelandair hat anfangs dieser Woche eine Gewinnwarnung herausgegeben – oder genauer: Es ist ein aktualisierter Forecast zum Jahresergebnis, aus dem hervorgeht, dass dieses «deutlich schlechter als erwartet» ausgehen werde. Laut aktuellen Prognosen wird ein EBITDA von 80-100 Millionen US-Dollar erwartet, was ungefähr der Hälfte des ursprünglich erwarteten Zieles entspricht.

Eine der Konsequenzen ist der sofortige Austritt von Björgólfur Jóhannsson, President und CEO der Icelandair Group (Bild links). Während der Suche nach einem Nachfolger wird CFO Bogi Nils Bogason als Interimchef fungieren.

Jóhannsson führte die verschlechterte Gewinnprognose auf zwei Faktoren zurück: Zum einen wurde aufgrund der steigenden Kosten für Airlines im zweiten Halbjahr mit steigenden Tarifen gerechnet. Daraus werde offenbar nichts, d.h. die steigenden Kosten können nicht mit steigenden Ticketerträgen aufgewogen werden. Zum anderen wurden die strukturellen Änderungen, welche letztes Jahr im Sales & Marketing entschieden wurden, nicht gut genug implementiert. Eine der Konsequenzen daraus sei ein «Ungleichgewicht zwischen den Europa- und den Nordamerika-Flügen». Der ursprüngliche Forecast sei deshalb alles andere als treffend, wofür Jóhannsson nun die Verantwortung übernimmt.

Icelandair geht nun davon aus, dass der Passagierumsatz um 5-8 Prozent (oder 50-80 Millionen Dollar) tiefer als erwartet sein wird. Dazu kam, dass die Airline diesen Sommer eine katastrophal hohe Anzahl an Flugverspätungen verzeichnete – allein im Juli war die Hälfte aller Icelandair-Flüge verspätet. Icelandair sei dran, sich der Probleme anzunehmen, und geht davon aus, dass die negativen Auswirkungen in diesem Jahr eine «einmalige Siutation» sind. Úlfar Steindórsson, Chairman des Icelandair-Verwaltungsrats, hielt fest, dass sich die Icelandair Group – zu welcher nebst der Icelandair selber auch die Inlandfluggesellschaft Air Iceland Connect und die Charter-/ACMI-Tochter Loftleidir Icelandic sowie eine Hotelkette, Bodenabfertigungsdienste und Reiseunternehmen gehören – finanziell gesund sei und Ende des 2. Quartals über 251 Millionen Dollar in Cash verfügt habe.

Ob das reicht, um die aufgeschreckten Anleger zu versichern, wird sich zeigen müssen. Seit Montag haben die Icelandair-Aktien zeitweise um bis zu 24 Prozent nachgelassen, aktuell liegt man 17 Prozent unter dem Stand zu Wochenbeginn. Schlimmer: Gegenüber dem Höchstwert im Oktober 2017 hat die Icelandair-Aktie um 54,1 Prozent nachgelassen.

(JCR)