Flug

Da war die Welt noch einigermassen in Ordnung: Die HB-IOP von Belair am Flughafen Zürich. Bild: Kambui

Wie geht es nun bei Belair weiter?

20 Stellen fallen der Belair-Insolvenz zum Opfer. Dabei hatte noch letzte Woche alles so gut ausgesehen.

Die gestrige Insolvenz-Ankündigung der Belair Airlines AG war ein Schock. Man könnte sagen, dass es angesichts der vielen Turbulenzen bei der Airline im vergangenen Jahr, seitdem die Muttergesellschaft Air Berlin Pleite ging, nicht eine grosse Überraschung war. Und doch war man anscheinend sehr nah dran, das langfristige Überleben zu sichern. 

Mit einem solventen Investor - Gerüchten zufolge soll es sich dabei um den schwerreichen deutschen SAP-Gründer Dietmar Hopp gehandelt haben, was Belair so nicht offiziell bestätigt - war man bereits bei einer «Due Diligence» angelangt, also eine Risikoprüfung kurz vor einem Investment bzw. einer Übernahme. Sogar ein Vertragswerk soll bereits vorhanden gewesen sein. Offenbar scheiterte der Deal letztlich am Fehlen der Bilanz 2017, welche ein nicht genanntes grösseres Rechnungsprüfungsunternehmen nicht gewillt war, schnell zu bewerkstelligen. Nachdem es so aussah, als ob sich die Due Diligence bis Ende Jahr hinziehen könnte, sprang Hopp ab - und kurz darauf musste Belair definitiv das Handtuch werfen.

Was umso enttäuschender war, als man ja bereits zuvor in weit fortgeschrittenen Verhandlungen mit Thomas Cook Airlines/Condor - das ist inzwischen kein Geheimnis mehr - hinsichtlich einer Wet-Lease-Partnerschaft gestanden hatte. Doch auch da sprang der potenzielle Partner kurzfristig ab, mit der Konsequenz, dass Belair keine Betriebsbewilligung erhielt. 

Der Insolvenzverwalter übernimmt

Stefan Gutknecht, Director Leisure Sales, Belair

Stefan Gutknecht, Director Leisure Sales von Belair Airlines in Opfikon ZH, will sich zu Akteuren und Umständen gegenüber travelnews.ch nicht näher äussern, bestätigt jedoch, dass man zuletzt so kurz vor dem Abschluss eines Deals stand, dass Belair-intern nicht mehr nur die Rede von Hoffnung war, sondern man zuversichtlich mit dem weiteren Bestehen rechnete. Noch vor einer Woche sah es super aus, nun das definitive Aus.

«That's life», sagt Gutknecht mehrmals im Laufe des Gesprächs - er ist einer der Belair-Mitarbeitenden, die nun vor dem nichts stehen. Insgesamt geht es um 20 FTE (also Vollzeitstellen; es dürften etwas weniger Personen sein).

Gutknecht selber war erst vor einem Jahr von Niki zu Belair gewechselt, weil er an das Projekt glaubte: «Wer nichts wagt, gewinnt nichts», so Gutknecht, «es war jedenfalls eine spannende Zeit, leider mit schlechtem Ausgang.»

Und wie geht es nun konkret weiter? Heute und morgen werden beim Notar und beim Bezirksgericht die Insolvenzerklärungen eingereicht. Danach wird ein Insolvenzverwalter ernannt, der dann ab sofort die Geschicke der Airline leitet; man kennt dies bereits von Air Berlin oder auch Swissair. Dieser Insovenzverwalter wird dann die Schulden, Assets und generell die Buchhaltung der Airline prüfen und muss dann in einem Schlussrapport formell festhalten, dass die Belair insolvent ist. Dass dies noch abgewendet werden kann, ist unwahrscheinlich: Die Belair verfügt über praktisch keine Assets, mit Ausnahme vielleicht vom Businessplan und vom Personal, für das sich aber ein Interessent finden müsste. Ab jenem Zeitpunkt, wo der Insolvenzverwalter die Insolvenz bestätigt, gelten dann auch die Belair-Mitarbeitenden als gekündigt.

Löhne werden rückwirkend ausbezahlt, aber es gibt keine Kündigungsfrist

«Wir Belair-Mitarbeitenden müssen uns offiziell noch zur Verfügung halten», erklärt Gutknecht. Faktisch sei aber schon jetzt kaum noch jemand im Büro. Zu tun gibt es nicht mehr viel; die Mitarbeitenden können sich nun auf ihren Gang zum RAV vorbereiten, welcher sofort nach der Insolvenzbestätigung - welche in rund einer Woche zu erwarten ist - unternommen werden kann. Morgen Freitag (17. August) traben sicher alle nochmals an: Es steht eine Informationsveranstaltung für Mitarbeitende an, wo unter anderem die Insolvenzversicherung des Kantons über Rechte und Pflichten informiert.

Gerüchte, wonach die letzten beiden Monatslöhne nicht ausbezahlt wurden, bestätigt Gutknecht teilweise: «Viele Mitarbeitende haben auf die Juni- und Juli-Löhne verzichtet.» Diese Löhne wie auch der August-Lohn, zumindest bis zum Zeitpunkt der Insolvenzbestätigung gerechnet, müssten aber rückwirkend durch die Insolvenzversicherung gezahlt werden. Demgegenüber gibt es keine Kündigungsfrist, d.h. auch keinen Anspruch auf Lohnzahlungen in den kommenden Monaten. Wer noch Ferientage zugute hat, kann diese allenfalls geltend machen - aber nur wie ein Gläubiger, d.h. die Ferientage werden ausbezahlt, falls genügend Mittel vorhanden sind und man in der Prioritätenliste der Insolvenz-Auszahlungen nicht zu weit unten ist.

So schwierig die Situation für die Belair-Mitarbeitenden auch ist, in der Schweiz ist das soziale Auffangnetz immerhin recht gut. Trotzdem wird viel Wehmut in der Luft sein, wenn in den kommenden Tagen der Vorhang für die 2001 urpsürnglich von Hotelplan gegründete Belair definitiv fällt.

(JCR)