Flug

Zuerst das Aus, dann der Strohhalm, dann die Hoffnung, und nun doch das Aus: Was für ein Wechselbad der Gefühle für die Belair-Belegschaft. Bild: Kambui

Definitives Aus für Belair

Der Verwaltungsrat der Belair Airlines AG mit Sitz in Glattbrugg (Schweiz) hat heute beschlossen, für Belair noch in dieser Woche eine Insolvenzerklärung abzugeben.

Also doch: Die Schweizer Fluggesellschaft Belair ist definitiv Geschichte. Soeben wurde eine Meldung veröffentlicht, wonach der Verwaltungsrat der Belair Airlines AG mit Sitz in Glattbrugg beschlossen habe, für Belair noch in dieser Woche eine Insolvenzerklärung abzugeben. Diesem Schritt voraus gingen seit Januar 2018 intensive Vorbereitungen für einen Neustart des Unternehmens im Sommer 2018. Geplant war zunächst, den Flugbetrieb ab Sommer 2018 als Anbieter von Wet-Lease-Flügen (ACMI) für andere Fluggesellschaften und von Charterflügen wieder aufzunehmen. Die Belair Airlines AG war im Januar 2018 aus der Insolvenzmasse von Air Berlin durch die Düsseldorfer SBC AG übernommen worden.

Zu den wesentlichen Voraussetzungen dafür, den Flugbetrieb wie ursprünglich beabsichtigt ab Sommer 2018 wieder aufzunehmen, gehörten eine ausreichende Anzahl kompetenter und motivierter Mitarbeiter, erfolgreiche Verhandlungen mit potenziellen Kunden, die zwischenzeitliche Sicherung der Betriebskosten sowie die Wiedererlangung der Betriebsgenehmigung (AOC).

Unmittelbar nach Bekanntgabe der Vorbereitungen für einen Neustart des Unternehmens im Januar 2018 kehrten wesentliche Know-how-Träger der während der Eigentümerschaft von Air Berlin bereits in 2017 gekündigten Belegschaft zur Belair zurück. Zwischenzeitlich verfügte Belair über rund 20 Mitarbeiter, die umfassende Kenntnisse der für den Flugbetrieb notwendigen Abläufe hatten und die die intensiven Vorbereitungen für den Neustart des Unternehmens mit hohem Einsatz vorantrieben.

Zudem stand zwischenzeitlich Flugpersonal im Umfang von mehr als 100 Mitarbeitern bereit, um den Flugbetrieb zu gewährleisten. Das Management von Belair um CEO Michael Hoevel hatte zudem erfolgreiche Verhandlungen mit einem von mehreren potenziellen Kunden geführt. So wurde Ende April 2018 mit einem grossen Kunden aus der Touristikbranche auf Basis eines bereits Anfang April unterzeichneten «Letter of intent» ein entsprechender Vertrag geschlossen. Dieser Vertrag sah kurz nach Vertragsabschluss die Zahlung eines ersten wesentlichen Teilbetrags vor. Diese Zahlung ist allerdings nicht erfolgt, was zu einer Verzögerung der Wiederaufnahme des Flugbetriebs führte.

Betriebsgenehmigung (AOC) war bislang noch nicht erteilt worden

Für die Wiederaufnahme des Flugbetriebs war zudem die Wiedererlangung der Betriebsgenehmigung (AOC) durch das schweizerische Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) notwendig. Neben dem Nachweis notwendiger Kompetenzen, geeigneter Prozesse und innerbetrieblicher Strukturen war für die Wiedererlangung dieser Betriebsgenehmigung auch der Nachweis ausreichender Finanzmittel im Unternehmen eine wichtige Voraussetzung. Diese sollten in der Phase der Vorbereitungen des Neustarts sowohl durch Verträge mit mindestens einem Kunden als auch durch den Beitrag eines oder mehrerer Investoren gesichert werden.

Die Gespräche mit Investoren waren letztlich wider Erwarten nicht erfolgreich. Sowohl mit potenziellen Kunden als auch mit interessierten Investoren wurden zahlreiche Gespräche geführt. Dabei konnte ein potenter Investor gefunden werden, der sich im Rahmen einer intensiven Prüfung (Due Diligence) von dem weiterentwickelten Geschäftsmodell der Belair und der durchaus vorhandenen Nachfrage aus dem Markt überzeugt hatte und sich wesentlich beteiligen wollte. Leider hat dieser Investor diese Gespräche jetzt kurzfristig wider Erwarten und entgegen vorheriger Bekundungen abgebrochen. Somit konnte auch keine Betriebsgenehmigung erteilt werden.

Vor diesem Hintergrund – nach den intensiven Massnahmen zur Vorbereitung des Neustarts seit Jahresbeginn, dem Ausbleiben der Zahlung des Kunden seit Ende April und der überraschenden Absage des Investors – sei der heutige Beschluss zur Abgabe einer Insolvenzerklärung noch in dieser Woche «leider unvermeidlich» gewesen, wie es in der Mitteilung heisst.

Hart für die Mitarbeitenden

Die negativen Auswirkungen dieser Entwicklung betreffen insbesondere die Mitarbeitenden von Belair, die die Vorbereitungen für den Neustart engagiert und professionell unterstützt haben. Ihnen kann jetzt die in Aussicht gestellte berufliche Entwicklung nicht mehr geboten werden. Das Management werde sie im Rahmen seiner Möglichkeiten bei der beruflichen Neuorientierung unterstützen.

Stefan​ Gutknecht, Director Leisure Sales und Verantwortlich für Marketing & Sales bei Belair, erklärte in einer separaten Mail Folgendes: «Seit Anfang Jahr haben wir mit einem super motivierten Team, viel Enthusiasmus und Einsatz am Wiederaufbau der Belair gearbeitet. Obwohl wir auf gutem Weg waren, haben wir kurzfristig und unerwartet eine Absage eines potenten Investors erhalten. Das ist sehr bedauerlich. Einerseits für den touristischen Outgoing-Markt in der Schweiz, der uns stets unterstützt hat, für den Wettbewerb, aber insbesondere natürlich für alle MitarbeiterInnen der Belair, die bis zum Schluss gekämpft und gehofft haben. Im Namen aller Beteiligten bitte ich um Entschuldigung für die Hoffnungen, die wir mit einem geplanten Neustart der Belair am Markt gemacht haben und nun leider nicht erfüllen können.»

(JCR)