Flug

Rund 12'500 Schweizer besuchten 2017 das Inselparadies der Seychellen. Kommt es durch die grosse neue Nonstopkapazität von Edelweiss zum Quantensprung, oder wird Edelweiss Mühe haben, den A340 zu füllen? Bild: jmhullot

Wie stehen die Chancen für die Seychellen-Flüge von Edelweiss?

Die ganzjährigen Nonstopflüge ab Zürich spülen sehr viele Sitze in einen überschaubaren Markt. Die Rechnung könnte aufgehen, birgt aber auch Risiken.

Im vergangenen November kündigte Edelweiss Air an, dass sie ab September 2018 erstmals nonstop von Zürich auf die Seychellen fliegen würde. Vor einigen Tagen nun hat Edelweiss darüber hinaus, mit der Ankündigung der Sommerflugziele 2019, die Flüge auf die Seychellen noch vor deren Start im September 2018 gleich zu Ganzjahresflügen «upgraded»: Auch in der Sommersaison wird Edelweiss jeweils samstags nonstop die Seychellen bedienen.

Da muss man schon mal nachrechnen: Der Airbus A340, mit welchem die Seychellen angeflogen werden, verfügt über 314 Sitzplätze. Bei 28 Rotationen allein für die Wintersaison kommen so also 8792 Sitze in den Markt. Rechnet man auch für die Sommersaison nochmals 26 Rotationen hinzu, kommt man auf zusätzliche 8164 oder total auf 16‘956 Sitze.

Nun verzeichneten die Seychellen 2017 laut ihrem Statistikamt genau 12‘422 Einreisen aus der Schweiz, womit die Schweiz auf dem beachtlichen 8. Rang aller Quellmärkte liegt. 2011 verzeichneten die Seychellen noch 7644 Einreisen aus der Schweiz; es hat also zweifellos ein gutes und kontinuierliches Wachstum seither gegeben.

Die Seychellen wollen mehr Schweizer

Aber offenbar will das Seychelles Tourism Board (STB) mehr. Dieses hat nämlich ein auf drei Jahre angelegtes Marketing-Agreement mit Edelweiss unterzeichnet, was ausschlaggebend war für die ganzjährige Durchführung der Flüge. Zusammen mit Edelweiss wird das STB diverse Marketinginitiativen in der Schweiz lancieren.  STB-CEO Sherin Francis liess wissen, dass mit dem neuen Flug die Arbeit der STB in Deutschland bzw. im deutschsprachigen Europa markant unterstützt werde: «Die Schweiz und das deutschsprachige Europa haben noch viel Potenzial und wir hoffen, dass die neuen Flüge dabei helfen, dieses Potenzial auszuschöpfen.» Das ist natürlich auch für Edith Hunzinger, Direktorin des STB für die DACH-Region, erfreulich: «Dieser Flug ist das Resultat von langfristiger, harter Arbeit. Ich bin überzeugt, dass der neue ganzjährige Nonstopflug die Zahlen aus der Schweiz und dem angrenzenden Ausland markant verbessern wird.»

Wie sieht es denn aktuell aus? Andreas Meier, Pressesprecher bei Edelweiss Air, erklärt: «Wir sind bezüglich der aktuellen Buchungslage für unsere Seychellen-Flüge sehr zufrieden und stellen eine hohe Nachfrage fest. Da auch im europäischen Sommer ein grosses Bedürfnis für Ferien auf den Seychellen besteht, haben wir uns entschieden, unseren Gästen dieses attraktive Ferienziel ganzjährig anzubieten.»

Die Spezialisten sind freudig und skeptisch zugleich

Wie sehen denn die Spezialisten den Flug? Christa Hürlimann, PM Indian Ocean bei Manta Reisen, freut sich primär über die neuen Flüge und berichtet von einem «schönen Plus» im Herbst für die Seychellen, welcher im Zusammenhang mit dem Flug stehe. Darauf hat Manta keine Fixplätze – bislang gab es bei der Zubuchung kein Problem, ebenso wenig wie bei den Unterkünften. Allerdings könnte die Hotelsituation auf den Seychellen schon noch ein Problem werden – entweder die Kapazität, oder weil die «aktuell sehr zufriedenen Hoteliers» die Preise hochschrauben. Grundsätzlich begrüsst Hürlimann aber auch den Wettbewerb unter den Airlines, welche die Seychellen bedienen – für einen TO sei das grundsätzlich von Vorteil.

Kurt Zürcher, Inhaber von Let’s go Tours, sieht das etwas kritischer: «Eigentlich braucht es keine zusätzliche Transportkapazität auf die Seychellen.» Bisher sei man mit den täglichen Flügen mit Emirates via Dubai oder Etihad via Abu Dhabi gut gefahren. Natürlich sei eine Nonstopverbindung attraktiver – doch seien die Seychellen nun mal kein Massenziel und insofern auch etwas schwieriger als Mauritius zu verkaufen. Und die Hotelsituation sei recht prekär. Zürcher fragt sich in diesem Zusammenhang, wieso das STB nun einen Quantensprung bei den Besucherzahlen anstrebe. Grundsätzlich ist es aber für einen TO ja nicht schlecht, wenn es noch mehr Alternativen gibt. Der Spezialist kann sich dann auch wieder hervortun, wenn er etwa erklären kann, zu welcher Jahreszeit die Reise am besten ist und wo es Probleme mit Seegras gibt.

(JCR)