Flug

Die Claim Agency Airhelp warnt vor einem anstehenden Flugchaos in der Hochsaison. Bild: Fotolia

Zahl der Flugausfälle soll sich verdoppelt haben

Nach 830 Flügen im ersten Halbjahr 2017 fielen gemäss Airhelp im ersten Halbjahr 2018 knapp 2200 Flüge aus der Schweiz aus – und es werde noch schlimmer, warnt das Fluggastrechte-Portal.

Fluggasthelfer-Portale, auch als Claim Agencies bekannt, deren Geschäftsmodell darauf beruht, im Namen von Passagieren bei Airlines Rückerstattungen einzufordern, prangern regelmässig die schlechte Performance von Airlines und deren Unpünktlichkeit an – um Passagiere darauf hinzuweisen, dass mögliche Rückerstattungen in der Luft liegen.

Aktuell weist Airhelp darauf hin, dass es im ersten Halbjahr 2018 zu deutlich mehr Flugverspätungen und -ausfällen gekommen sei. Insgesamt hätten Schweizer Fluggäste dadurch Anspruch auf eine Entschädigungssumme in Höhe von 94 Millionen Franken – mehr als doppelt so viel wie im ersten Halbjahr 2017.

Besonders auffällig sei die starke Zunahme an ausgefallenen Flügen. Während zwischen Januar und Juli 2017 rund 830 Flüge aus der Schweiz ausfielen, wurden im gleichen Zeitraum ein Jahr später knapp 2200 Flüge abgesagt, zählt Airhelp auf. Auch die Verspätungen von bis zu 180 Minuten sind auf 24‘800 Flüge angestiegen (+ 4000 Flüge).

2200 annullierte Flüge in der Schweiz in nur sechs Monaten? Auf Anfrage von travelnews.ch bestätigt Raffaela Stelzer, Mediensprecherin beim Flughafen Zürich, die vierstellige Zahl: «Am Flughafen Zürich kam es während den ersten sechs Monaten des Jahres insgesamt zu rund 1500 Flugausfällen. Dabei handelt es sich mehrheitlich um kurzfristige Flug-Annulationen.»

«Im ersten Halbjahr 2018 gab es deutlich mehr Probleme im Flugverkehr als im Vorjahr. So fielen bereits mehr als doppelt so viele Flüge aus», sagt Dirk Buse von Airhelp. Dies sei aber erst der Anfang: «Im Juli und August gibt es das höchste Flugaufkommen des Jahres, da viele Schweizer in die Sommerferien aufbrechen. Einige von ihnen müssen sich auf enorme Probleme im Flugverkehr einstellen.»

Gründe für den Anstieg der Flugausfälle gibt es viele: Pilotenmangel, Overtourismus oder Treibstoffpreis-Anstieg, um mal ein paar zu nennen. Die Nachfrage nach Piloten ist so hoch wie schon lange nicht mehr. Laut einer Studie von einer in Montreal ansässigen Pilotenausbildungsgesellschaft müssten nämlich in den kommenden zehn Jahren rund 255‘000 neue Piloten ausgebildet werden, um der steigenden Nachfrage nach Flügen gerecht zu werden. Dieser Mangel an Piloten hat zur Folge, dass viele Flugzeuge am Boden geblieben sind und die Gewerkschaften ihre Stimmen gegen überlastete Mitarbeiter erhoben haben – Resultat: Eine Vielzahl von Streiks.

Last but not least fordert auch das Phänomen des «Overtourism» die Kapazitäten der Flughäfen heraus. Die zunehmende Zahl von Reisenden führt alleine schon dazu, dass die zehn beliebtesten Reiseziele der Welt, darunter die USA, Thailand, Spanien und Co. (die mittlerweile 46% der internationalen Ankünfte ausmachen), innerhalb der letzten drei Jahre 70 Millionen Touristen mehr aufnehmen mussten. Dieser Trend dürfte sich dementsprechend auch in den kommenden Jahren fortsetzen – da sind Wartereien und Flugausfälle vorprogrammiert.

(YEB)