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Bei wem landet Norwegian? Oder bleibt die Airline gar selbständig? Bild: MikeAlphaTango

Lufthansa zeigt Interesse an Norwegian

Der norwegische Low-Cost-Carrier ist offenbar ein Objekt der Begierde. Nun soll auch Lufthansa mit einer Übernahme liebäugeln.

Die Lufthansa denkt offenbar ernsthaft über eine Übernahme des norwegischen Billigfliegers Norwegian nach. «Es steht eine weitere Konsolidierungswelle an», wird Lufthansa-Chef Carsten Spohr in der «Süddeutschen Zeitung» von heute zitiert, «das heisst, dass wir auch mit Norwegian in Kontakt stehen.» Ob eine Übernahme stattfinde, sei «eine Frage des strategischen Mehrwertes, des Preises und der wettbewerbsrechtlichen Möglichkeiten».

Die norwegische Low-Cost-Airline gilt als Vorreiter für Billigflüge zu Langstreckenzielen. Trotz damit verbundener hoher Verschuldung ist sie ins Visier grosser Airlines gelangt. Zuletzt hatte Norwegian zwei Übernahmeangebote der British-Airways-Mutter International Airlines Group (IAG) abgelehnt. Der Konzern, zu dem bereits die Fluglinien Iberia, Vueling, Aer Lingus und Level gehören, hält eine Beteiligung von mehr 4,61 Prozent an der norwegischen Airline. Allerdings konnten sich die beiden Seiten bislang nicht über einen Preis für eine Übernahme einigen

Die Meldung über das Interesse von Lufthansa hat aber wieder für einen kräftigen Börsenschub gesorgt: An der Osloer Börse stieg der Kurs der Norwegian-Aktie am Montagmorgen um zeitweilig über 10 Prozent. Dies auch weil die IAG in ihrer Jahresbilanz letzte Woche ihr Interesse an Norwegian weiterhin bekräftigte. Ob Norwegian überhaupt Interesse daran hat, sich unter die Flügel eines grösseren Carriers zu begeben, ist unklar – eine Übernahme könnte allenfalls auch «unfriendly» erfolgen. Allerdings werden sich die Norwegian-Hauptaktionäre den Verkauf gut überlegen: Höhere Treibstoffpreise, riesige Herausforderungen bei der Finanzierung und Rekapitalisierung sowie unklare Prognosen hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit des Low-Cost-Modells auf der Langstrecke könnten das Interesse anderer Airlines bald abkühlen.

Das Interesse der Lufthansa überrascht insofern, als sie bereits ihre Tochter Eurowings als drittgrösste Billigfluggesellschaft Europas aufbaut. Spohr zufolge soll Eurowings noch weitere Langstreckenverbindungen aufnehmen. Er habe, was dies betrifft, «noch viel Fantasie für die Zukunft». Vermutlich auch hinsichtlich dem Ausmanövrieren von Konkurrenten wie der IAG.

(JCR/AWP)