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So sollte sich Heathrow dereinst präsentieren. Es gibt aber auch hochkarätige Gegner des Ausbauprojekts. Bild: Grimshaw/heathrowexpansion.com

Die britische Regierung befürwortet den Ausbau von Heathrow

Noch muss der Ausbau des Londoner Hauptflughafens aber vom Parlament genehmigt werden. In Zeiten des Brexit ist die Abstimmung von grösster Wichtigkeit für den Luftfahrt-Standort Grossbritannien.

Seit Jahren schon möchte Europas geschäftigster Flughafen, London-Heathrow, einen dritten Runway bauen und damit seine Kapazität deutlich ausweiten. Das kontroverse Projekt hat nun Auftrieb bekommen: Die britische Regierung unter Premierministerin Theresa May hat dem Projekt offiziell grünes Licht gegeben. Für den britischen Verkehrsminister Chris Grayling ist dies ein «historischer Moment» - wobei das Projekt noch nicht durch ist: Innerhalb der kommenden 21 Tage, an denen das britische Parlament tagt, muss diese das Projekt absegnen. Tut es dies nicht, gibt es offenbar keinen «Plan B» für Heathrow.

Laut dem «Guardian» gibt es durchaus Stimmen, welche sich gegen das Heathrow-Projekt stemmen, darunter etwa jene des früheren Londoner Bürgermeisters Boris Johnson oder jene des International Trade Minister Greg Hands - und natürlich auch von zahlreichen Anwohnern, welche sich vor den ökologischen Schäden, der zusätzlichen Lärmbelastung oder einfach auch vor einer Umsiedlung fürchten.

Erstmals wurde das Projekt vor 31 Jahren lanciert. Stimmt das Parlament dem Projekt zu, würden die Bagger 2021 auffahren, mit einem geplanten Bauende per 2025. Grayling hat ökologische Bedenken heruntergespielt, indem er darauf verwies, dass Flugzeuge künftig leiser und treibstoffeffizienter unterwegs sein werden. Schaut man sich die Details auf der Promotions-Webseite zur Expansion von Heathrow an, wird einem jedoch die Dimension des Ausbaus bewusst: Die Kapazität soll von aktuell 76 Millionen auf 130 Millionen Passagiere pro Jahr steigen; gibt es aktuell 473'000 Flüge pro Jahr, also fast 1300 pro Tag (es gibt aktuell eine Betriebsobergrenze von 480'000 Flügen pro Jahr), werden es künftig 740'000 Flüge pro Jahr sein, also über 2000 Flüge pro Tag. Da mögen die Flugzeuge noch so effizienter sein - der Anstieg bei den Belastungen wird real sein.

Fairerweise muss man sagen, dass der Projektplan eine 6,5-stündige Nachtruhe vorsieht, also ein Nachtflugverbot zwischen 23.30 und 06.00 Uhr, und dass bis zu 2,6 Milliarden Pfund für Kompensationszahlungen zuhanden der betroffenen Bevölkerung vorgesehen sind. Damit kann sich diese etwa zusätzliche Lärmisolationen im Eigenheim leisten. Im Gegenzug erhält sie ja zudem massiv verbesserte Flugverbindungen sowohl national als auch international.

Die Sache ist noch nicht gegessen

Die Auseinandersetzungen rund um das Projekt kommen uns hierzulande nur zu bekannt vor: Grayling sagte, er habe Verständnis für die Bedenken der Lokalbevölkerung, doch gehe es hier um ein Projekt von nationalem Interesse. Schliesslich wird erwartet, dass der Ausbau von Heathrow 187 Milliarden Pfund zusätzlich in die Wirtschaft pumpt und direkt sowie indirekt für 180'000 neue Arbeitsplätze sorgt. Man könne sich schlicht nicht erlauben, gegenüber der globalen Airport-Konkurrenz weiter zurück zu fallen.

Allerdings befindet sich Grossbritannien aktuell im «Brexit», dem Austritt aus der EU mit all seinen Unwägbarkeiten, gerade für die Wirtschaft und die Luftfahrt im Land. Für die Befürworter ein Argument, jetzt erst recht Heathrow auszubauen und zu zeigen, dass Grossbritannien auch ohne EU «open for business» ist; die Gegner sehen allerdings ein Riesenprojekt, welches womöglich gar nicht mehr nachfragegerecht sei und es zudem verunmöglicht, die per 2050 fälligen globalen Klimaziele in Bezug auf die Reduktion der CO2-Emissionen einhalten zu können.

Entscheiden muss also letztlich das britische Parlament. Wir begnügen uns damit, Ihnen ein Video zu bieten, welches den Ausbau von Heathrow anhand von CGI festhält - und natürlich den Nutzen des neuen Grossflughafens ins beste Licht rückt.

(JCR)