Flug

Ist Taiwan (im Bild Taipeh) die Republik China oder einfach eine Insel der Volksrepublik China? Viele Airlines folgen dem Diktat Pekings und geben auf ihren Webseiten Zweiteres an. Bild: Tommy

Viele Airlines gehorchen Peking

Auf Druck Chinas werden geopolitische Fakten auf den Webseiten zahlreicher Fluggesellschaften kurzerhand umgeschrieben. Das ist nicht unproblematisch.

China macht politisch auch im Luftfahrtsektor Druck: Die Regierung von Xi Jinping hat die chinesische Luftfahrtbehörde angewiesen, dass Airlines, welche nach Taipeh bzw. auf die von China beanspruchte Insel Taiwan fliegen, künftig explizit darauf hinweisen müssen, dass Taiwan ein Teil Chinas ist. Am 25. April gingen bei 36 nicht-chinesischen Airlines entsprechende Instruktionen ein. Diese haben Zeit bis zum 1. Juni, die Anpassungen in ihrem öffentlichen Auftritt anzubringen.

Im Prinzip sind China und Taiwan seit 1949 entzweit, und Taiwan ist seit den 90er Jahren eine Demokratie. Doch die Volksrepublik China hat ihren Anspruch auf Taiwan im Rahmen ihrer Ein-China-Politik nie aufgegeben. Der genaue Status der Insel ist weiterhin umstritten. Doch nun schafft Peking Fakten mittels Beeinflussung der öffentlichen Bezeichnung, etwa auf Airline-Webseiten.

Denn die Airlines müssen nun in ihren Flugplänen angeben, dass sie nach «Taipeh, China» oder «Taipeh, Taiwan, China» und nicht mehr nach «Taipeh, Taiwan» fliegen. Bislang sind rund 20 Airlines dem Befehl aus Peking nachgekommen, allerdings nicht alle erst seit der Forderung aus Peking: Laut einer Auflistung der Agentur AP sind dies Swiss, Lufthansa, Austrian Airlines, British Airways, Iberia, Alitalia,  SAS, Finnair, Air Canada, Aeroflot, El Al, Garuda Indonesia, Asiana, Malaysia Airlines, Philippine Airlines, Cebu Pacific, Etihad, Air Mauritius, MIAT und S7 (es könnten allerdings noch mehr sein). Im Prinzip konnten die Airlines gar nicht anders: Wer sich dem Befehl Pekings widerlegt, dem werden Konsequenzen im (Flug-)Geschäft mit China angedroht. Das kann sich im Prinzip keine Airline leisten. Doch bis jetzt (Dienstag, 29. Mai) haben zumindest gewisse US-Carrier wie United, American, Delta und Hawaiian sowie die australische Qantas oder auch die chinesische (!) Cathay Pacific dem Druck Pekings nicht stattgegeben. Aber es ist ja noch etwas Zeit…

Beunruhigend am Ganzen ist, dass China seine Wirtschaftsmacht dahingehend einsetzt, um neue internationale Normen zu schaffen. Und wenn weder die Airlines noch sonstige Unternehmen klare Grenzen ziehen, wird Peking seine Ansprüche immer weiter ausdehnen können.

Schon im Januar hatte Delta Air Lines in Peking zu Kreuze kriechen müssen, weil auf seiner Website Taiwan, Macau und Hong Kong als eigenständige Staaten bezeichnet wurden. Delta entschuldigte sich umgehend für den dem chinesischen Volk angetanen «emotionalen Schaden», ohne allerdings die Bezeichnungen auf ihrer globalen Webseite zu ändern. Die Webseite der Hotelkette Marriott wurde in China aus demselben Grund gar vorübergehend gesperrt. Das Bekleidungsunternehmen Gap, welches auf eine T-Shirt China ohne Taiwan zeigte, musste besagtes T-Shirt weltweit zurückziehen. Auch das Bekleidungsunternehmen Zara oder die Medizinaltechnikfirma Medtronic mussten jüngst öffentliche Entschuldigungen anbringen.

(JCR)