Flug

Ein ernsthafter neuer Player am italienischen Himmel - aber mit fragwürdigem Design. Bild: Air Italy

Spannender Spaghetti-Western der Lüfte

Showdown in Italien: Während Alitalia sich auf neue Beine zu stellen versucht, baut Air Italy mit arabischem Geld an einem «neuen National Carrier». Hat es Platz für beide?

Diese Woche war Alitalia mal wieder in den News. Die Bieterfrist für die im letzten Jahr insolvent gewordene und seither (wieder) mit einem Brückenkredit des italienischen Staates operierende Airline ist abgelaufen. Im Rennen sind Lufthansa, Easyjet (mit Cerberus, Delta und offenbar auch Air France-KLM) sowie Wizz Air. Lufthansa pocht als Übernahmebedingung auf die Reduktion überschüssiger Arbeitskräfte; Easyjet und Wizzair werden vor allem eine Umkrempelung der Airline in ein Low-Cost-Modell vorhaben. Beides schmerzhaft für den italienischen Carrier.

Doch hat man eine andere Wahl? Alitalia steht mit dem Rücken zur Wand. Was ja nichts Neues ist. Die Airline bewegt sich seit dreissig Jahren auf finanziell extrem dünnem Eis, geändert hat sich kaum je etwas Grundsätzliches. Väterchen Staat war stets zur Stelle, um die Airline über Wasser zu halten.

Aber in der sich weiterhin konsolidierenden Airline-Welt ist die Ausgangslage inzwischen etwas anders. Während sich Alitalia in Diskussionen über die Forderungen der potenziellen Käufer verstrickt, sitzt ihr eine neue einheimische Konkurrenz im Nacken. Die bereits im letzten November angedachte und inzwischen aus der Taufe gehobene Air Italy baut mit Geld von Qatar Airways (welche 49 Prozent der Airline hält) und aufbauend auf der Basis der früheren italienischen Nummer 2, Meridiana, eine ernst zu nehmende Konkurrenz auf.

Air Italy will sich als «Full-Service-Airline» positionieren und bis 2020 im Besitz von 50 Flugzeugen sein – 20 B737 für Kurzstreckenflüge und 30 B787 für Langstrecken. Die ersten B737 werden diesen Monat ausgeliefert. Bereits in Kürze sollen ab Mailand-Malpensa Flüge zu zahlreichen Kurz- und Langstreckenzielen lanciert werden, unter anderem ab Juni nach New York und Miami und ab September vier Mal wöchentlich nach Bangkok. Im inneritalienischen Verkehr will Air Italy auch den Markt aufmischen. Auf der Website sind Flüge zwischen Mailand und Zielen wie Rom, Neapel, Catania, Palermo, Olbia oder Lamezia Terme bereits ab 34 Euro zu haben. Und auf der Mittelstrecke werden Ziele wie Kairo oder Dakar bedient. Aus Schweizer Sicht ist dies zumindest für die Tessiner hochinteressant. Doch Air Italy dürfte bald auch besser vernetzt sein: Sie liebäugelt schon jetzt mit einer Mitgliedschaft im Luftfahrtbündnis Oneworld, deren Mitglied Qatar Airways ist.

Noch dieses Jahr beginnen die beiden ihren Live-Konkurrenzkampf

Bei Air Italy sollen laut Qatar Airways 1500 Stellen sollen geschaffen werden – während man bei Alitalia diskutiert, wie viele Tausend Stellen abgebaut werden. Trotz dieser ernsthaften Konkurrenz sollte man Alitalia noch nicht abschreiben. Vielleicht wird die Angst vor Air Italy dazu führen, dass man sich endlich mal zu radikalen Einschnitten bewegen lässt und so wieder Gewinne erwirtschaften kann. Vielleicht haben die Investoren brauchbare Pläne, und mit dem endlich bestehenden Wettbewerb sollten Service und Preise verbessert werden. Angesichts des weltweiten Nachfragewachstums müsste es Platz für zwei Carrier in Italien geben.

Sicher ist aber nur, dass Italien seinen National Carrier nicht fallen lassen wird. Ein nationales Trauma, wie es die Schweiz mit der Swissair erlebt hat – undenkbar. Bleibt zu hoffen, dass die neuen Eigentümer nicht zu sehr an der Corporate Identity schrauben: Der Name «Alitalia», ein hübsches Wortspiel aus «Flügel» (ala) und Italien, ist ebenso schön wie das rot-weiss-grüne und damit eindeutig Italien repräsentierende Design der Airline. Was sich Air Italy mit dem banalen (aber immerhin einprägsamen und früher schon gebräuchlichen) Namen und dem schrecklichen violett/türkisen Logo gedacht hat, bleibt deren Geheimnis.

(JCR)