Flug

In einem A380, hier einer von Qantas in Los Angeles, hat es oftmals viel leeren Platz im Frachtraum. Nun gibt es Pläne, dort auch Passagiere unterzubringen. Bild: airlines470

Sitzen Flugpassagiere bald im Cargoraum?

Wenn die Flüge immer länger werden, sind neue Modelle gefragt. Qantas überlegt ernsthaft darüber, eine neue Klasse in ungenutzten Cargoräumen zu kreieren. Auch eine Rückkehr nach Frankfurt oder Paris ist wieder auf dem Tisch.

Erst vor wenigen Tagen machte die australische Fluggesellschaft Qantas weltweit Schlagzeilen mit dem ersten Nonstopflug zwischen Australien und Europa. Zwar war der Flug von Perth nach London nicht einmal der aktuell längste kommerzielle Flug der Welt, aber die Flugdauer ist mit 17,5 Stunden auch so zeimlich lang. Und Qantas schaut nach diesem Meilenstein schon weiter vorwärts: Das «Project Sunrise», welches Nonstopflüge von Sydney und Melbourne nach London und auch nach New York vorsieht, soll bereits 2022 abgeschlossen werden. Für derartige Strecken wird man voraussichtlich über 20 Stunden im Flugzeug sitzen müssen.

Kein Wunder also, studiert Qantas auch darüber, wie man den Flug etwas angenehmer gestalten kann. In diesem Zusammenhang hat Qantas-CEO Alan Joyce nun bei einer Präsentation vor der australisch-britischen Handelskammer in London bemerkenswerte Aussagen gemacht, wie das australische Blatt «Business Insider» zu berichten weiss. Joyce sagte nämlich, dass sich Qantas überlege, zusätzlich zu den bestehenden vier Kabinenklassen eine komplett neue Klasse zu lancieren, welche in generell ungenutzten Teilen des Flugzeug-Frachtraums liegen würden. Die Pläne sollen dahin gehen, dass Abteile wie in Zügen geschaffen werden und dass es auch «Exercise Areas» gibt, wo Passagiere sich frei bewegen und ihre Beine stretchen können.

Es würde nicht darum gehen, in diesem grossen, aber fensterlosen Raum des Flugzeugs ein dunkle Holzklasse zu schaffen, sondern im Gegenteil eine Art neuer Business-Klasse speziell für ultralange Flüge. Entschieden sei noch nichts, aber es gebe viel «thinking out of the box» bei Qantas im Zusammenhang mit den künftigen ultralangen Flügen. Qantas sei mit diversen Ideen auch schon an die Flugzeugbauer Airbus und Boeing herangetreten. Mit beiden ist Qantas aktuell in Verhandlungen, denn sowohl die Boeing 777-8X und der Airbus A350-900 müssten zur Bewältigung von Strecken ab Ostaustralien bis nach Europa und an die US-Ostküste Modifizierungen anbringen. Sollten Flüge mit diesen Flugzeugtypen bei vorgesehener voller Passagier- und Frachtlast nicht machbar sein, würde Qantas eine radikale Umgestaltung der Cargozonen in Erwägung ziehen, erklärte Joyce.

Rückkehr von Qantas in andere europäische Städte als London ist «denkbar»

Auf die Frage, ob Qantas künftig auch wieder andere europäische Städte als nur London anfliegen würde, erklärte Joyce, dies sei «absolut» geplant - allerdings nur in Städten mit grossem Geschäftsreisevolumen. Die Priorität der Europa-Bemühungen liege bis auf Weiteres auf London. Qantas flog bis 2013 auch nach Frankfurt und bis 2015 nach Paris. Falls die Flüge von Perth nach London ein Erfolg sind, sei laut Joyce eine Rückkehr in solche Märkte, dannzumal auch mit Nonstopflügen ab Australien, denkbar. Das von Leisure-Kunden dominierte Südeuropa sei hingegen kein Thema, «höchstens für Jetstar».

Womit Joyce gleich die nächste Bombe platzen liess. Jetstar, die Low-Cost-Tochter von Qantas, fliegt aktuell nur im asiatisch-pazifischen Raum. Künftige Flüge in europäische Ferienziele seien aber alles andere als ausgeschlossen.

(JCR)