Flug

Die französische Streikkultur kommt der Fluggesellschaft immer wieder in die Quere. Bild: Airlines470

Air France sorgt auf breiter Front für Ärger

Beim französischen Carrier wird mal wieder gestreikt. Zeitgleich werden die neuen GDS-Gebühren eingeführt. Inzwischen gibt es bereits Petitionen von Fluggesellschaften gegen das französische Streikrecht.

Frankreich ist längst bekannt für seine streikfreudigen Arbeitnehmer. Diese Woche ist der Luftverkehr von und nach Frankreich deswegen mal wieder massiv beeinträchtigt. Am heutigen 22. März sind bereits die französischen Fluglotsen in Streik getreten, was landesweit zu zahlreichen annullierten Flügen geführt hat. Morgen (23. März) wollen das Kabinen- wie auch das Bodenpersonal von Air France ebenfalls in Streik treten, und dann am 30. März - dem reiseintensiven Karfreitag! - gleich nochmals.

Zur Erinnerung: Der letzte Streik erfolgte am 22. Februar. Damals musste die Hälfte der Langstreckenflüge ab Paris gestrichen werden, dazu noch zahlreiche Kurzstreckenflüge. 

Bereits heute Donnerstag rechnet Air France damit, dass 30 Prozent der Flüge ab Paris Charles-de-Gaulle, Paris-Orly und Beauvais annulliert werden - nicht wegen eigenem Verschulden. Wegen dem morgigen Streik wird es nicht besser. Air France wolle allerdings versuchen, sämtliche Langstreckenflüge durchzuziehen sowie 75 Prozent der Flüge von/nach Charles-de-Gaulle und 60 Prozent der Flüge von/nach Orly durchzuführen.

Worum geht es?

Die Arbeitnehmervertreter verlangen eine Lohnerhöhung von 6 Prozent. Dies, weil das Unternehmen zuletzt wieder bessere Zahlen ablieferte und die Löhne von Kabinen- und Bodenpersonal seit 2011 unverändert sind. Das Management ist aber nur bereit, eine Erhöhung von 1 Prozent, gekoppelt an diverse Incentives, anzubieten. Der Standpunkt der Geschäftsleitung lautet, dass man durch die hohe Lohnerhöhung das Wachstum im schwierigen Konkurrenzumfeld verunmöglichen würde.

Diese internen Streitereien werden einmal mehr auf dem Rücken der Passagiere, aber auch auf dem Rücken des Vertriebs ausgetragen. Für die Reisebüros besonders ärgerlich: Am 1. April wird das Gespann Air France-KLM bekanntlich mit der Lufthansa Group und der IAG gleichziehen, indem eine GDS-Gebühr eingeführt wird. Die Gebühr fällt an, sobald Air France, KLM oder HOP als Carrier in einer Buchung enthalten sind. Der Aufschlag fällt nicht an, wenn die betreffenden Flüge über eine NDC-API-Schnittstelle, das Buchungs-Tool von Air France und KLM für Reisebüro-Agenten oder über die direkten Vertriebskanäle der beiden Airlines getätigt werden. Kennt man ja alles...

Jetzt schaltet sich die A4E ein

Angesichts der wiederholten Streiks der Fluglotsen und der durch die Air-France-Streiks ausgelösten chaotischen Zustände an den Pariser Flughäfen hat sich nun die Fluggesellschafts-Vereinigung Airlines for Europe (A4E) eingeschaltet. Sie verlangt von der Politik, und zwar auf europäischer Ebene, dass die Auswirkungen der französischen Streikkultur für andere Airlines auf ein Minimum reduziert werden. Dazu hat die A4E eine Online-Petition namens «Keep Europe’s Skies Open» lanciert - wenn eine Million Unterschriften vorliegen, wird diese vor das EU-Parlament gebracht. Ob das französische Streikrecht dadurch tatsächlich infrage gestellt werden kann, ist aktuell unklar. Es zeigt aber deutlich auf, dass Unternehmen und Passagiere anderer Länder genug vom regelmässigen Verkehrschaos in Frankreich haben.

(JCR)