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Aus dem Bieterverfahren für die Niki ist die Laudamotion GmbH als Bestbieter hervorgegangen. Bild: Airlines470

Niki geht an Niki Lauda

Die Übernahme durch IAG kommt nicht zustande: Airline-Gründer Lauda erhält den Zuschlag für die insolvente Niki.

Im Ringen um Niki kommt überraschend Firmengründer Niki Lauda zum Zug. Die insolvente Air-Berlin-Tochter Niki geht nach dem Willen des österreichischen Gläubigerausschusses in die Hände des Airline-Gründers. Das habe der Ausschuss einstimmig beschlossen, teilten der deutsche Insolvenzverwalter und die österreichische Masseverwalterin am Dienstagmorgen in einer gemeinsamen Presseerklärung in Wien mit. «Es wird von einer kurzfristigen insolvenzrechtlichen Genehmigung der Transaktion in Österreich und in Deutschland ausgegangen», hiess es. Der Ausschuss hatte rund 15 Stunden beraten. Damit ist der im ersten Insolvenzverfahren in Deutschland angepeilte Deal mit dem britisch-spanischen IAG-Konzern hinfällig.

Lauda punktete mit AOC

Details zum Angebot von Lauda wurden nicht mitgeteilt. Die IAG hatte mit ihrer Billigtochter Vueling für Niki 20 Millionen Euro und weitere 16,5 Millionen Euro als Massekredit zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes geboten. Auf Antrag des Fluggastportals Fairplane wurde aber in Österreich ein zweites Insolvenzverfahren am Landgericht Korneuburg eröffnet. Damit hatten Bieter erneut eine Chance, ein Angebot zu unterbreiten. Der 68-jährige Lauda, der die Airlinie 2003 gegründet hatte und 2011 ausgestiegen war, wollte nach eigenen Worten zusammen mit dem Reiseveranstalter Thomas Cook (Condor) bieten. Er hatte zuletzt betont, dass nur er dank eines Luftverkehrsbetreiberzeugnisses (AOC) seiner Fluggesellschaft Laudamotion in der Lage sei, die Fluglinie Niki wieder schnell in die Luft zu bringen. Die IAG-Tochter Vueling brauche dagegen ein neues Betreiberzeugnis, was mindestens drei Monate dauere, meinte Lauda.

Skepsis bei Niki-Mitarbeitenden

Die Entscheidung für Lauda dürfte bei den rund 1000 Niki-Beschäftigten nicht auf ungeteilte Zustimmung stossen. Betriebsratschef Stefan Tankovits war im Vorfeld des Gläubigerausschusses davon ausgegangen, dass alle 220 Piloten in diesem Fall kündigen würden. Lauda geniesst laut Tankovits nicht den besten Ruf als Arbeitgeber. Als er Chef der Airline war, seien die Piloten bei einer Personalleasing-Firma angestellt gewesen.

Fokus Tourismus

Nach dem Erwerb seiner früheren Fluggesellschaft Niki wird sich der Luftverkehrsunternehmer Niki Lauda nach Einschätzung eines Experten auf das touristische Geschäft konzentrieren. «Lauda wird auf das ursprüngliche Geschäftsmodell der Niki als Ferienflieger zurückgehen. Dabei wird er versuchen, die ohnehin schon günstige Kostenstruktur noch weiter zu verbessern», sagte der Airline-Experte Gerald Wissel von der Hamburger Beratungsgesellschaft Airborne.

«Lauda habe im Vorfeld seines Angebots ausführliche Gespräche mit Touristikanbietern geführt, die nun grössere Kontingente für ihre Gäste bei der Niki buchen dürften», sagte Wissel. In erster Linie komme dafür der deutsch-britische Konzern Thomas Cook in Frage, aber auch Tui und andere Anbieter hätten ein Interesse an einem Ferienflieger ausserhalb des Lufthansa -Konzerns. «Das birgt durchaus die Chance, durch Fusionen einen grösseren Ferienflieger zu begründen», meinte Wissel. «Sowohl Thomas Cook als auch die TUI hätten Probleme mit den Kostenstrukturen ihrer eigenen Fluggesellschaften und ein grosses Interesse an einem Konkurrenzangebot zur Lufthansa-Tochter.»

Enttäuschung bei IAG

Der britisch-spanische IAG -Konzern hat am Dienstag enttäuscht darauf reagiert, nicht den Zuschlag für die insolvente Air-Berlin-Tochter Niki bekommen zu haben. «IAG ist enttäuscht, dass Niki nicht in der Lage sein wird, sich als Teil der Gruppe zu entwickeln und zu wachsen», teilte der Konzern in einer kurzen Mitteilung in London mit. Das Unternehmen wollte sich nicht dazu äussern, ob es gegen die Entscheidung vorgehen will.

(AWP/TN)